Universität Wien

070076 VO Vorlesung (PM4) (2016S)

Österreichische Geschichte: Was bleibt von der Vergangenheit? Gegenwartsbezüge einer "langen Zeitgeschichte" Österreichs

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 14.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 04.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 11.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 18.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 25.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 02.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 09.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 23.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 30.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 06.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 13.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Montag 20.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Planung eines `Hauses der Geschichte` im Bereich der Wiener Hofburg und des Heldenplatzes rekurriert nicht bloß auf die Bilder vom `Anschluss` und dessen Proklamation durch den `Führer und Reichkanzler` des nationalsozialistischen Deutschland. Vielmehr reichen die Implikationen, die sich an Gedenk- und Geschichtsstätten im Zentrum der Bundeshauptstadt knüpfen, über die `Kerngebiete` der Zeitgeschichte hinaus. Neben dem `Zeitalter der Katastrophen` von 1914 bis 1945 und der weiteren Entwicklung im 20. Jahrhundert geht es hier also um einen erweiterten Begriff der `Zeitgeschichte`. Damit ist zunächst eine Art Gegenmodell zu einer tendenziellen Schwerpunktsetzung im Bereich der `Gegenwartsgeschichte` gemeint, aber auch zur Hervorhebung einer Ära der `lebenden Zeugen`. Dies scheint unter anderem auch deshalb sinnvoll, weil der `memorial turn` den Fokus von der `Epoche der mitlebenden Zeitgenossenschaft` hin zu `nachlebenden` Generationen und ihrem Geschichtsbild verschiebt.
Darüber hinaus hat eine `lange Zeitgeschichte` auf verschiedene Phänomene mit Langzeitwirkung und Gegenwartsbezug zu verweisen, auf entsprechende historische Entwicklungs-, Längsschnitt- beziehungsweise Zeitschichtenmodelle jenseits einer unreflektierten `Progressivitätslogik`. Regionale und epochenspezifische Unterschiede sind zu betonen, in Kombination mit Wahrnehmungen langsamer Veränderungen oder eines fast völligen Stillstands, mit Kontinuitäten und `anthropologischen Konstanten`, die ihrerseits `an das Heute` heranreichen. Hinzu kommen zyklische Zeitvorstellungen, Theorien vom wiederkehrenden Aufstieg, Höhepunkt und Verfall der Kulturen und Imperien, von wellenartigen Konjunkturen und Marktmechanismen in der Wirtschaftsgeschichte oder von der Verknüpfung von Klimazyklen mit der Menschheitsgeschichte.
Ähnlichkeiten, Analogien, auch jenseits eines zyklischen Ansatzes, sind zudem vielfach Thema von periodenübergreifenden Analysen und Vergleichstudien. Als Modelle gerade auch mit der Tendenz zu gegenwartsrelevanten Aussagen sind sie - trotz aller Unschärfen von diachronen Vergleichen - schon deshalb im Auge zu behalten, weil die Langzeitperspektive zur möglichen Korrektur von Fehlannahmen eines eingeschränkten zeithistorischen Horizonts beitragen kann: Für die Experten einer weiter zurückliegenden Vergangenheit ist `das Neue` etwa nicht selten ein `Déjà-vu-Erlebnis`.
Im Widerstreit zwischen Konstruktionen der Geschichte und der Diskussion über eine wie immer definierte `Wirklichkeit` angesichts einer historischen Suche nach `Spuren, Authentizität, Objektivität und Faktizität` darf schließlich die Erforschung von Erinnerungskulturen als ureigenstes Terrain einer `langen Zeitgeschichte` gelten. Neu daran ist die Ausdehnung auf vernachlässigte Bereiche, auf weiter zurückliegende Geschehnisse vor dem vor dem Zweiten, aber auch dem Ersten Weltkrieg.
Der Österreich-Bezug ist dabei - abgesehen von spezifischen `nationalen` Charakteristika - stets wenigstens implizit gegeben - angesichts von Entwicklungen, die auch unser Land betrafen beziehungsweise betreffen und die im Zuge einer transnationalen Geschichtsforschung schrittweise erhellt werden.
Die einzelnen Vorlesungseinheiten im Überblick
1. Einleitung: Vorbedingungen und Grundgedanken, Konzept und Gliederung der Themenbereiche
2. `Die großen Momente`: Schlüsselereignisse, ihre Langzeitwirkung und Gegenwartsrelevanz (Zwei Einheiten)
3. `Von den Anfängen bis heute`: Längsschnitte (Drei Einheiten)
4. `Vergleichbares und Wiederkehrendes`: Zyklen und Analogien
5. `Das Allgemeinmenschliche`: Anthropologische Konstanten
6. `Gegenwärtige Vergangenheiten`: Ist-Zustände (Zwei Einheiten)
7. Vertiefung, Wiederholung und Vorbereitung auf die Prüfung
8. Erster Prüfungstermin

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Inhalte der einzelnen Themenbereiche werden nach Abschluss der jeweiligen Schwerpunkte beziehungsweise Abschnitte - zum besseren Verständnis und zur Einprägung des Vorlesungsstoffes - zusammengefasst, beim vorletzten Termin wird außerdem insbesondere auch mit Blick auf die nachfolgende Prüfung anhand von einzelnen Beispielen aus dem Vorlesungsstoff Form und Ziel der zu erwartenden Prüfungsfragen noch einmal erläutert, die Prüfung erfolgt schriftlich

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

Ausgewählte Überblicksliteratur:
Beller, Steven: Geschichte Österreichs. Wien/Köln/Weimar 2007
Berger, Peter: Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert. Wien 2007
Brix, Emil/Bruckmüller, Ernst/Stekl, Hannes (Hg.): Memoria Austriae I: Menschen, Mythen, Zeiten. Wien 2004
Fellner, Fritz: Geschichtsschreibung und nationale Identität: Probleme und Leistungen der österreichischen Geschichtswissenschaft. Wien u.a. 2002
Koch, Klaus/Rauscher, Walter/Suppan, Arnold/Vyslonzil, Elisabeth (Hg.): Von Saint-Germain zum Belvedere. Österreich und Europa 1919-1955
Leidinger, Hannes/Moritz, Verena: Die Republik Österreich 1918/2008. Überblick, Zwischenbilanz, Neubewertung. Wien 2008
Leidinger, Hannes/Moritz, Verena/Moser, Karin: Streitbare Brüder. Österreich : Deutschland. Kurze Geschichte einer schwierigen Nachbarschaft. St. Pölten/Salzburg 2010
Rathkolb, Oliver: Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2015. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Wien 2015
Rathkolb, Oliver/Maschke, Otto M./Lütgenau, Stefan August (Hg.): Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen Österreich 1955-1990. Wien/Köln/Weimar 2002
Sabrow, Martin: Der Zeitraum der Zeitgeschichte. In: Quo vadis Zeitgeschichte? Atelier Journée d´étude franco-allemande de jeunes chercheurs L´histoire du temps présent et ses défis au XXIe siècle, Paris, 1er et 2 octobre 2014, 3f.
Scheutz, Martin/Strohmeyer, Arno (Hg.): Was heißt `österreichische` Geschichte? Probleme, Perspektiven und Räume der Neuzeitforschung. Wien 2008
Scheutz, Martin/Strohmeyer, Arno (Hg.): Von Lier nach Brüssel. Schlüsseljahre österreichischer Geschichte (1496-1995). Wien 2010.
Stourzh, Gerald: 1945 und 1955. Schlüsseljahre der Zweiten Republik. Innsbruck 2005
Uhl, Heidemarie (Hg.): Steinernes Bewusstsein. Die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern. Wien/Köln/Weimar 2006
Vocelka, Karl: Geschichte Österreichs. Kultur - Gesellschaft - Politik. Graz 2009
Vocelka, Karl: 99 Fragen zur österreichischen Geschichte. Wien 2013
Wolfram, Herwig (HG.): Österreichische Geschichte (11 Bände und 4 Ergänzungsbände). Wien 1994ff.
Wolfram, Herwig/Pohl, Walter (HG.): Probleme der Geschichte Österreichs und ihrer Darstellung. Wien 1991

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Geschichte 14: VO aus Geschichte im Pflichtmodul 4 (4 ECTS) | MA Geschichte 08: VO Vertiefung 2 zur Österreichischen Geschichte ( 4ECTS) | MA Zeitgeschichte: VO Vertiefung 1 oder 2 ( 4 ECTS)

Letzte Änderung: Mi 03.11.2021 00:16