Universität Wien

070087 VO Vorlesung (PM4) (2015W)

"Österreichbegriffe und Österreichkonstruktionen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart"

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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1. Prüfungstermin: MO 25.01.2016 09.45-11.15 Ort: Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Montag 19.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 09.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 16.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 23.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 30.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 07.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 14.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 11.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 18.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

´Raumpluralismus´ und ´Multiperspektivität´ sind Schlüsselworte, um sich dem Begriff ´Österreich´ und den damit verbundenen Implikationen und Erscheinungsformen zu widmen. Denn: Gerade aus historischer Sicht ist alles andere als klar, was unter ´Österreich´ verstanden werden kann und soll. ´Österreichische Geschichte´ lässt sich schwer bestimmen, weil der Ausdruck mindestens unterschiedliche dynastische und territoriale Komponenten besitzt. Die Vielzahl der Auslegungen ist Gegenstand der Vorlesung, wobei entsprechende Fragestellungen und Entwicklungsprozesse jeweils mit starkem Bezug zur Geschichte des 19. und vor allem 20. Jahrhunderts zu erfassen sind.
Zunächst ist zu klären, welche Einflusssphären und geographische Bedeutungen im engeren, aber auch im weiteren Sinne mit ´Österreichbegriffen´ in Verbindung stehen: Die ´Palette´ reicht unter anderem von der ´Keimzelle Ostarrichi´, der Mark und dem Herzogtum der Babenberger sozusagen als Vorbedingungen für das Vorlesungsthema, über die ´Herrschaft zu Österreich´, das Entstehen von heterogenen ´Mesoregionen´ im Alpen-, Adria- und Donauraum beziehungsweise im Zusammenhang mit der Geschichte der Habsburgermonarchie, die Schaffung eines ´österreichischen Reichskreises´ im ´Heiligen Römischen Reich´ und schließlich die Ausdehnung des Familienunternehmens der ´Casa de Austria´ zum ´dynastischen Weltsystem´ bis hin zur schwierigen Suche nach einer Kleinstaatsidentität im 20. Jahrhundert.
Die Annäherung bliebe aber höchst unvollständig, wenn sie nicht auch zusätzlich den starken Länderpartikularismus sowohl in Bezug auf die Kronländer und Königreiche, Provinzen und Ethnien des Habsburgerreiches als auch in Bezug auf den Föderalismus beziehungsweise den Gegensatz zwischen ´Peripherie´ beziehungsweise Ländern und ´Zentrum´ beziehungsweise Hauptstadt in der Republik seit 1918 beachten würde.
Letztlich kreisen nicht bloß mehr oder minder regionale beziehungsweise geographische Fragen vor allem um folgende Problemfelder der Österreichische Geschichte: Erstens die Verknüpfung des Landes oder verschiedener Länder mit den Habsburgern. Zweitens die ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt der Donaumonarchie sowie die Entstehung divergierender Geschichtsbilder in deren einzelnen Gebieten und nationalen Gemeinschaften. Drittens: Die historisch vorbelastete und politisch heikle Verflechtung mit der deutschen Geschichte und dem Heiligen Römischen Reich. Viertens: Die Gründung der Republik und die damit verbundenen Traumata des ´Raum- und Identitätsverlustes´.
Gerade damit ist aber auch die Notwendigkeit verknüpft, etwa die Identitätssuche und das Geschichtsverständnis anderer Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns sowie die Haltung insbesondere auch der Großmächte gegenüber der Donaumonarchie und der Republik Österreich im Auge zu behalten.
Von solchen Grundgedanken geleitet, basiert die Vorlesung auf einem Gliederungskonzept der ´Zeitschichten´: Einerseits werden kurzfristige Ereignisse nicht zuletzt auf ihre jeweilige Langzeitwirkungen hin analysiert. Andererseits rücken Schwerpunktthemen - wie Fremd- und Eigendefinitionen, Feindbilder und Identitätskonstruktionen - anhand von mittel- und langfristigen Entwicklungen und Transformationsprozessen in das Zentrum der Erörterung.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die einzelnen Vorlesungseinheiten im Überblick
1. Einleitung: Vorbedingungen und Grundgedanken, Konzept und Gliederung der Themenbereiche
2. Schlüsselereignisse. Geschehen - Wirkung - Erinnerung I: 1278 - 1814/15. Vom Spätmittelalter bis zum Wiener Kongress
3. Schlüsselereignisse. Geschehen - Wirkung - Erinnerung II: 1814/15-1918/19. Vom ´Vormärz´ bis zur ´Urkatastrophe´
4. Schlüsselereignisse. Geschehen - Wirkung - Erinnerung III: 1918/19-heute. Vom Reichszerfall bis zur Europäischen Einigung
5. Längsschnitte: ´Wir und die anderen´ I: Deutschland und Österreich, Westen und Osten im Allgemeinen, die ´Slawen´ und Russland im Speziellen, Europa und Globalisierungen
6. Längsschnitte: ´Wir und die anderen´ II: Migrationen. Kriegsflüchtlinge, Exilanten und Asylanten, Arbeitsmigration, Ab- und Auswanderung, Zwischenstation und Integration.
7. Längsschnitte: ´Wir und die anderen´ III: ´Die Feinde im Inneren´, Antisemitismus und Lagerdenken, Peripherie und Zentrum, Länderpartikularismus
8. Längsschnitte: Eigendefinitionen: Christentum und Gegenreformation, Phäakenklischees, Tourismusbilder, Opferthesen, Autoritätsdenken und Demokratieverständnis
9. Längsschnitte: ´Keine Insel´. Österreich aus der Perspektive der Großmächte und der Nachfolgestaaten der Donaumonarchie
10. Längsschnitte: Gegenwärtige Vergangenheiten: Habsburg, ´Ständestaat´ und Nationalsozialismus
11. Vertiefung, Wiederholung und Vorbereitung auf die Prüfung
12. Erster Prüfungstermin

Prüfungsstoff

Die Inhalte der einzelnen Themenbereiche werden nach Abschluss der jeweiligen Schwerpunkte beziehungsweise Abschnitte - zum besseren Verständnis und zur Einprägung des Vorlesungsstoffes - noch einmal zusammengefasst, beim vorletzten Termin wird außerdem insbesondere auch mit Blick auf die nachfolgende Prüfung anhand von einzelnen Beispielen aus dem Vorlesungsstoff Form und Ziel der zu erwartenden Prüfungsfragen noch einmal erläutert, die Prüfung erfolgt schriftlich

Literatur

Beller, Steven: Geschichte Österreichs. Wien/Köln/Weimar 2007
Berger, Peter: Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert. Wien 2007
Brix, Emil/Bruckmüller, Ernst/Stekl, Hannes (Hg.): Memoria Austriae I: Menschen, Mythen, Zeiten. Wien 2004
Fellner, Fritz: Geschichtsschreibung und nationale Identität: Probleme und Leistungen der österreichischen Geschichtswissenschaft. Wien u.a. 2002
Hye, Hans Peter/Mazohl, Brigitte/Niederkorn, Jan Paul (Hg.): Nationalgeschichte als Artefakt. Zum Paradigma ´Nationalstaat´ in den Historiographien Deutschlands, Italiens und Österreichs. Wien 2009
Koch, Klaus/Rauscher, Walter/Suppan, Arnold/Vyslonzil, Elisabeth (Hg.): Von Saint-Germain zum Belvedere. Österreich und Europa 1919-1955
Kuprian, Hermann (Hg.): Ostarrichi-Österrreich. 1000 Jahre - 1000 Welten. Innsbruck/Wien 1997
Leidinger, Hannes/Moritz, Verena: Die Republik Österreich 1918/2008. Überblick, Zwischenbilanz, Neubewertung. Wien 2008
Leidinger, Hannes/Moritz, Verena/Moser, Karin: Streitbare Brüder. Österreich : Deutschland. Kurze Geschichte einer schwierigen Nachbarschaft. St. Pölten/Salzburg 2010
Rathkolb, Oliver: Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2015. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Wien 2015
Rathkolb, Oliver/Maschke, Otto M./Lütgenau, Stefan August (Hg.): Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen Österreich 1955-1990. Wien/Köln/Weimar 2002
Scheutz, Martin/Strohmeyer, Arno (Hg.): Was heißt ´österreichische´ Geschichte? Probleme, Perspektiven und Räume der Neuzeitforschung. Wien 2008
Scheutz, Martin/Strohmeyer, Arno (Hg.): Von Lier nach Brüssel. Schlüsseljahre österreichischer Geschichte (1496-1995). Wien 2010.
Stourzh, Gerald: 1945 und 1955. Schlüsseljahre der Zweiten Republik. Innsbruck 2005
Uhl, Heidemarie (Hg.): Steinernes Bewusstsein. Die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern. Wien/Köln/Weimar 2006
Vocelka, Karl: Geschichte Österreichs. Kultur - Gesellschaft - Politik. Graz 2009
Vocelka, Karl: 99 Fragen zur österreichischen Geschichte. Wien 2013
Wolfram, Herwig (HG.): Österreichische Geschichte (11 Bände und 4 Ergänzungsbände). Wien 1994ff.
Wolfram, Herwig/Pohl, Walter (HG.): Probleme der Geschichte Österreichs und ihrer Darstellung. Wien 1991

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Geschichte 14: VO aus Geschichte im Pflichtmodul 4 (4 ECTS) | MA Geschichte 08: VO Vertiefung 2 aus der Österreichischen Geschichte ( 4 ECTS)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30