Universität Wien

070311 VO Vertiefung 1: Fragestellungen und Themen der Zeitgeschichte (2011S)

Ringvorlesung "Gerechtigkeit nach Krieg und Diktatur"

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte

ACHTUNG RICHTIGE ZEIT UND RICHTIGER ORT:

Montag, 17.00 s.t. bis 18.30 s.t. im Juridicum Seminarraum 33

Siehe das Programm auf der Lernplattform und unter
http://homepage.univie.ac.at/Ilse.Reiter-Zatloukal/070311.pdf

Die LV findet in inhaltlicher und organisatorischer Kooperation mit Dr. Claudia Kuretsidis-Haider und Dr. Winfried Garscha, Zentrale österreichische Forschungsstelle österreichische Nachkriegsjustiz am Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes statt.

Details


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Für das Bündel an Maßnahmen, mit dem Gesellschaften versuchen, nach Krieg, Bürgerkrieg, Diktatur und/oder Gewaltherrschaft Gerechtigkeit (wieder-)herzustellen, hat sich in der internationalen wissenschaftlichen und politischen Diskussion seit den 1990er Jahren der Begriff Transitional Justice (mitunter auch Post-conflict Justice) eingebürgert. Die Instrumente hierfür sind politischer, juristischer und pädagogischer Natur und umfassen administrative und strafrechtliche Maßnahmen gegen TäterInnen und moralische Würdigung der Opfer und Entschädigung für bzw. Abgeltung der ihnen zugefügten Schäden sowie die Erforschung der Wahrheit über vergangenes Unrecht ebenso wie staatliche und zivilgesellschaftliche Initiativen zum Gedenken an Gewalttaten und ihre Opfer.
Im Zuge der Ringvorlesung "Gerechtigkeit nach Krieg und Diktatur" werden HistorikerInnen und JuristInnen die im internationalen Diskurs über Transitional Justice entwickelten methodischen Fragestellungen behandeln und, darauf aufbauend, Fallbeispiele des Umgangs mit staatlich angeordnetem oder geduldetem Unrecht vorstellen. Im Zentrum der zeitgeschichtlichen Betrachtungen stehen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Bestrafung bzw. Amnestierung von TäterInnen sowie Maßnahmen im Interesse der Opfer nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Österreich. Die rechtsgeschichtlichen Schwerpunkte liegen einerseits auf der Entwicklung der Entschädigungsgesetzgebung von 1945 bis zur Gegenwart, andererseits auf der Herausbildung der Instrumente des Völkerstrafrechts (das Ringen um die Kodifizierung von genocide und crimes against humanity als Straftatbestände nach dem Völkerrecht 1944-1998; internationale Strafgerichte von Nürnberg und Tokio über die Ad-hoc-Tribunalen der UNO für Jugoslawien und Ruanda 1993/94 bis zu den politischen und juristischen Auseinandersetzungen um den Internationalen Strafgerichtshof und der Schaffung"hybrider" Gerichtshöfe zur Ahndung staatlich angeordneter oder geduldeter Kriegs- und Humanitätsverbrechen wie in Bosnien, Sierra Leone und Kambodscha). Weitere Themen sind frühe Formen des Umgangs mit Kriegs- und Humanitätsverbrechen in den Balkankriegen 1912/13 und im Ersten Weltkrieg, justizielle sowie zivilgesellschaftliche Formen der Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen im Zuge der Transformationsprozesse in Osteuropa nach 1989, aber auch alternative Ansätze des Umgangs mit massenhaften Menschenrechtsverletzungen seit den 1990er Jahren in Afrika und Lateinamerika.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung über den Vorlesungsstoff, 4 Termine
Literatur: wird auf der Lernplattform für die jeweiligen Vorlesungseinheiten bekanntgegeben. Geplant ist ferner, rechtzeitig zum ersten Prüfungstermin einen Sammelband herauszugeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Teilnehmenden an der Lehrveranstaltung sollen die unterschiedlichen Formen von "Transitional Justice" seit Beginn des 20. Jahrhunderts an ausgewählten Fallbeispielen kennenlernen und im Dialog mit den Vortragenden kritisch hinterfragen lernen.

Prüfungsstoff

Die als Ringvorlesung konzipierte interdisziplinäre Veranstaltung bietet jede Woche wechselnde Vorträge von ExpertInnen mit anschließender Diskussion.

Literatur

Siehe die Angaben auf der Lernplattform

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Zeitgeschichte: Vertiefung 1+2 (4 ECTS); MA Geschichte: Vertiefung 2 - Späte Neuzeit (4 ECTS);

Studium der Rechtswissenschaften: EDV und Medienkompetenz: Blended Learning; Vertiefende historische Kompetenz; Rechts- und Verfassungsgeschichte der neueren Zeit: Vorlesungen; Wahlfächer: Europäische

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31