Universität Wien

080062 SE Seminar: Lüster: Formen, Geschichte und Ästhetik (au.K.) (2016S)

einer arabischen und persischen Keramikhochtechnologie in Mittelalter und Neuzeit

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 07.03. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 14.03. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 04.04. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 11.04. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 18.04. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 25.04. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 02.05. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 09.05. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 23.05. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 30.05. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 06.06. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 13.06. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 20.06. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Montag 27.06. 16:00 - 17:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Schimmernde Lüsterkeramik gehörte in Mittelalter und früher Neuzeit zu den kostbarsten und begehrtesten Erzeugnissen von Keramikwerkstätten in Ländern arabischer und persischer Kunsttraditionen. Keramik mit Lüsterbemalung zeigt einen Metallglanz, der das Licht irisierend und in unterschiedlichen Farbtönen reflektiert. Der Effekt entsteht durch eine hochspezialisierte Technik; das Wissen darüber wurde als Werkstattgeheimnis innerhalb von Meisterfamilien weitergegeben und nur selten in Traktaten schriftlich niedergelegt. Lüster basiert auf einer Bemalung mit Farben aus Metalloxiden, denen in einem zusätzlichen Brand der Sauerstoff entzogen wird, so dass ein extrem dünner Metallfilm entsteht, der mit der Unterglasur verschmolzen ist. Die Lichteffekte und die scheinbare Verwandlung in Gold, Silber oder Kupfer geben Lüsterkeramik eine spezifische Ästhetik. Sie haben auch die Frage einer symbolischen Deutung aufgeworfen.

In kunst- und kulturgeschichtlicher Perspektive kann Lüsterkeramik als Beispiel eines Transfers von Luxusobjekten und Technologie innerhalb verschiedener islamischer Regionen und nach Europa gesehen werden. Entstehung und frühe Geschichte sind strittig. Die Erfindung von Lüsterkeramik geschah wahrscheinlich in frühislamischer Zeit in Westasien oder Ägypten. Gesichert ist die Produktion im 8.-10. Jh. im Irak. Von dort wurde Lüsterkeramik in alle Regionen des Arabischen Reiches unter dem Kalifat der Abbasiden exportiert. Zeitgleich oder später verbreitete sich die Kenntnis der Technik nach Ägypten, Nordafrika, Andalusien und Iran, wo jeweils eine eigene, stilistisch unterscheidbare Produktion von Lüsterkeramik entstand. Von Spanien wurde Lüsterkeramik in der Renaissance als "maiolica" nach Italien exportiert und stieß dort eine weitere Produktion an.

Das moderne Interesse an Lüsterkeramik und eine Wiederentdeckung durch Handwerk und Wissenschaft begannen im 19. Jahrhundert. Lüsterkeramik wurde zu einem begehrten Objekt der neu entstehenden Sammlungen islamischer Kunst in Europa. Im Zuge der 'Arts and Crafts'-Bewegung und eines Interesses an orientalischer Kunst nahmen sich Keramiker wie William De Morgan in England, Clément Massier in Frankreich und Zsolnay in Österreich-Ungarn 'islamische' Lüsterkeramik zum Vorbild, und in einigen muslimischen Ländern kam es zu einer Wiederbelelebung der Technik, so durch Ali Muhammad Isfahani in Iran.

Die Lehrveranstaltung erarbeitet einerseits einen Überblick zu Lüsterkeramik in islamischen Ländern als Geschichte einer Entwicklung nach Regionen und vermutlichen Produktionsorten. Dabei wird die Beschreibung von stilistischen und technischen Merkmalen und von Themen und Motiven geübt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten danach in der Lage sein, die verschiedenen Keramikgruppen zu unterscheiden. Zum zweiten werden ausgewählte thematische Aspekte vertieft diskutiert, so die Verbreitung von Lüsterkeramik als ein Transferphänomen, die Frage der Deutung von Lüster, mittelalterliche Texte zur Technik und die moderne Wiederentdeckung von Lüster. Dabei wird der referierend-analytische und kritisch-produktive Umgang mit Theorien und Thesen wissenschaftlicher Sekundärliteratur geübt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

regelmäßige Teilnahme, Beteiligung an der Diskussion, Referat, schriftliche Hausarbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Fähigkeit, eigenständig mit Sekundärliteratur (in Deutsch, Englisch, Französisch) umzugehen; Kenntnisse in der Beschreibung von Objekten; angemessene sprachliche Ausdrucksfähigkeit in Deutsch oder Englisch.
Nähere Informationen zur Beurteilung von Referat und Hausarbeit in der LV.

siehe Handout zur Vorgehen und Beurteilung in der LV

Prüfungsstoff

ergibt sich aus Ihrer Wahl des Themas für Referat und Hausarbeit

Literatur

EINFÜHREND:
Caiger-Smith, Alan, 1985. Lustre pottery: technique, tradition and innovation in Islam and the Western World, London & Boston.
Soustiel, Jean 1985. La céramique islamique. Paris.
Lane, Arthur 1947. Early Islamic Pottery: Mesopotamia, Egypt and Persia. London.
Lane, Arthur 1957. Later Islamic Pottery: Persia, Syria, Egypt, Turkey. London.
Watson, Oliver 1985. Persian Lustre Ware. London
Ritter, Markus 2015. "The most beautiful": The History of the 623/1226 Lustre Mihrab from Kashan and Persian Art Collecting in Europe, in: Abbas Akbari (ed.), An Oriental Devotion, Teheran, 6-41 (Persian: 5-24).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31