Universität Wien

170507 UE Was nicht aufhört aufzuhören (2016W)

Trauer und Todeserkenntnis im Ausgang von Bild und Film

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 11.10. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 25.10. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 08.11. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 22.11. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 06.12. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 13.12. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 17.01. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 31.01. 16:45 - 20:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

ZIELE Primäres Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den Studierenden über den Rückgriff auf existenz-, bild-, medien- und filmphilosophische Theorien eine Zugangsweise im Hinblick auf historische und zeitgenössische Diskurse, Kulturtechniken und Darstellungskonventionen erschließbar zu machen, die in Bezug zu Trauer, Tod und Sterblichkeit stehen. Diese Zugangsweise soll anschließend auf (vorgegebene und/oder selbstgewählte) Dokumentar- und Spielfilme übertragen werden, die das intrinsische Verhältnis zwischen Tod und Bild auf formaler und/oder narrativer Ebene thematisieren, kaschieren oder reflektieren.

INHALTE Die Motivation, die empirische Wirklichkeit zu re-präsentieren, stand wohl am Anfang der Entstehung des mimetischen Bildes. Selbiges machte aber nicht nur einen Unterschied zwischen Gegenwart und Vergangenheit bemerkbar. Es wurde auch unübersehbar, dass sich die eine Gruppe der Abgebildeten sowohl in medialer, als auch in leibhaftiger Form (wieder)antreffen ließ, während sich die Begegnung mit der anderen nur mehr auf die zuerst genannte Möglichkeit beschränkte. Zur Leiche, die, als erstes Bild, nur eine Beziehung der Ähnlichkeit zum Körper feststellen ließ, trat ein zweites Bild hinzu, das zwar einen Bezug zur Zeit, als er noch belebt war, gewährte, das dadurch aber auch einen unüberwindbaren Abgrund zwischen den Lebenden und den Toten konstituierte. Mit der Ambivalenz des Bildes identisch, seinem Widerspruch, die Toten zwar vergegenwärtigen, aber realiter nicht zurückholen zu können. Spätestens der Trauernde bemerkt, dass das Bild, als „das Tote, das den Tod überdauern wird, ohne ihn jemals rückgängig machen zu können“ (Iris Därmann), immer beides zugleich impliziert: Den Aufschub und die Besiegelung eines endgültigen Verlustes. Werden für die Philosophen, Zerfall für die Melancholiker, wird aber erst das Kino damit beginnen, nicht nur diese beiden Pole miteinander zu verschränken, sondern ebenso das intrinsische Verhältnis zwischen Tod und Bild bis hin zu seiner substanziellen Sichtbarkeit als Bewegung bloß zu legen. Als ein Verschwinden, das die Sterblichen, die es aufgenommen hat, sowohl in ihrer Dauer, als auch in ihrer Auflösung zeigt.

METHODE Die eigenständige Lektüre, gemeinsame Besprechung und Präsentation von Texten und Filmen in Referaten, werden die methodische Basis der Lehrveranstaltung bilden. Folgende vier Forschungsschwerpunkte sollen dabei abgedeckt und miteinander verknüpft werden: 1. Ein diskursanalytischer Teil, in dem die Auseinandersetzung mit vergangenen und gegenwärtigen Todes-Vorstellungen- und Diskursen im Zentrum stehen wird, 2. Ein existenzphilosophischer Teil, in dem ontologisch orientierte Todes-Theorien miteinander verglichen werden sollen, 3. Ein bild- und medienphilosophischer Teil, in dem die konstitutive Rolle zu bestimmen sein wird, die das mimetische Bild bei der Entstehung unseres (inhaltslosen) Wissens um den Tod und bei der Genese von Empfindungen wie Trauer und Melancholie spielt, 4. Ein filmphilosophischer Teil, in dem das genuine Erkenntnispotential des kinematographischen Bildes im Hinblick auf den Tod eruiert werden soll.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Regelmäßige aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung, Referate, Verfassen einer Seminararbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Auseinandersetzung mit Theorien aus der Philosophie setzt ein gewisses Maß an Offenheit, Geduld und Ausdauer gegenüber komplexen und nicht immer eingängig formulierten Texten voraus. Obwohl die Lehrveranstaltung auf eine produktive Integration dieser fachfremden Materie abzielt, wird eine unvoreingenommene, von Neugier und Einlassungsbereitschaft geprägte Haltung aber vollkommen ausreichen, um diese - möglicherweise als Herausforderung empfundene - Aufgabe zu bewältigen. Zuvor erworbene Kenntnisse im Bereich der Philosophie (insbesondere Ontologie und Phänomenologie) sind zwar erwünscht, aber nicht notwendig. Als formale Voraussetzung gilt die erfolgreiche Absolvierung der Pflichtmodulgruppe der STEOP. Der Beurteilungsmaßstab zur Festlegung der Endnote wird sich aus aktiver Teilnahme (20%), Referat (30%) und Seminararbeit (50%) zusammensetzen.

Prüfungsstoff

Literatur

* Die Literaturliste ist in der unten stehenden Form noch vorläufig und wird laufend ergänzt

Roland Barthes, Fragmente einer Sprache der Liebe, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 15 2012, S. 106-110.

Hans Belting, „Aus dem Schatten des Todes. Bild und Körper in den Anfängen“, In: Der Tod in den Weltkulturen und Weltreligionen, Hg. Constantin von Barloewen, München: Diederichs 1996, S. 92-136.

Iris Därmann, Tod und Bild. Eine phänomenologische Mediengeschichte, München: Fink 1995.

Lutz Ellrich, „Fading. Zur Figur des Liebesentzugs bei Roland Barthes“, In: Rhetoriken des Verschwindens, Hg. Tina-Karen Pusse, Würzburg: Königshausen und Neumann 2008, S. 161-176.

Eugen Fink, Metaphysik und Tod, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer 1969.

Wilma Kiener, Leben und Sterben bei den Leinwandvölkern. Todesrituale im Spielfilm, Berlin: Bertz + Fischer 2012.

Gertrud Koch, „Der unsterbliche Körper. Kino und Todesangst“, In: Der Einsatz des Lebens. Lebenswissen, Medialisierung, Geschlecht, Hg. Astrid Deuber-Mankowsky, Christoph F. E. Holzhey, Anja Michaelsen, Berlin: Bbooks 2009, S. 56-69.

Emmanuel Lévinas, „Die Wirklichkeit und ihr Schatten“, In: Bildtheorien aus Frankreich. Eine Anthologie, Hg. Emmanuel Alloa, München: Fink 2011, S. 65-88.

Emmanuel Lévinas, Gott, der Tod und die Zeit, Wien: Passagen 1996.

Thomas Macho, Todesmetaphern, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1987.

Arno Meteling, „Wiedergänger. Die filmische Lebendigkeit der Toten“, In: Die neue Sichtbarkeit des Todes, Hg. Thomas Macho, Kristin Marek, München: Fink 2007, S. 519 - 539.

Jean Louis Schefer, Der gewöhnliche Mensch des Kinos, München: Fink 2013, S. 95-169.

Martin Schulz, „Die Sichtbarkeit des Todes in der Fotografie“, In: Die neue Sichtbarkeit des Todes, Hg. Thomas Macho, Kristin Marek, München: Fink 2007, S. 401-425.

Vivian Sobchack, „Die Einschreibung ethischen Raums. Zehn Thesen über Tod, Repräsentation und Dokumentarfilm“, In: Bilder des Wirklichen. Texte zur Theorie des Dokumentarfilms, Hg. Eva Hohenberger, Berlin: Vorwerk 8 1998, S. 183-215.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21