Universität Wien

180215 SE Panpsychismus in der Gegenwartsphilosophie (2023W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Hinweis der SPL Philosophie:

Das Abgeben von ganz oder teilweise von einem KI-tool (z.B. ChatGPT) verfassten Texten als Leistungsnachweis (z.B. Seminararbeit) ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich als mögliche Arbeitsweise genehmigt wurde. Auch hierbei müssen direkt oder indirekt zitierte Textstellen wie immer klar mit Quellenangabe ausgewiesen werden.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann zur Überprüfung der Autorenschaft einer abgegebenen schriftlichen Arbeit ein notenrelevantes Gespräch (Plausibilitätsprüfung) vorsehen, das erfolgreich zu absolvieren ist.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 12.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 19.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 09.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 16.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 23.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 30.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 07.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 14.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 11.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 18.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Donnerstag 25.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Philosophie des Geistes von immer mehr Denkerinnen und Denkern die Grundthese des materialistischen Mainstreams, dass das Bewusstsein auf Physisches (i.S. von Nichtbewusstem) ontologisch reduzibel sei, bestritten. Das Mentale kann gemäß dieser antimaterialistischen Sichtweise keineswegs bloß in einer bestimmten komplexen Organisation in sich nichtmentaler Bestandteile bestehen, sondern stellt hinsichtlich seiner subjektiven Erlebnisdimension eine Wirklichkeit sui generis dar.
Doch dies wirft die Frage auf, wie und warum auf einer bestimmten hohen Komplexitätsstufe der Materie auf einmal, wie aus dem Nichts, ein solches irreduzibel Nichtphysisches entstehen sollte. Vor dem Hintergrund dieses Problems wurde in jüngster Zeit die panpsychistische Option in erhöhtem Maße diskutiert, d.h. die These, dass das Bewusstsein gar nicht aus dem Nichtbewussten entsteht, sondern einen allgegenwärtigen Grundzug der Natur darstellt. Das Motiv ist eben das Bestreben, das Physische so zu denken, dass der Hervorgang unseres Bewusstseins aus ihm verständlich wird, und wenn Letzteres ontologisch irreduzibel ist, scheint dies nicht anders möglich zu sein, als dem Physischen selbst eine experientiale Innendimension zuzuschreiben.
Diese auf den ersten Blick weit hergeholte und scheinbar der naturwissenschaftlichen Wirklichkeitssicht widersprechende These gewinnt an Plausibilität, sobald man sich klarmacht, dass die Physik ausschließlich relational-strukturelle Momente des Physischen bestimmt und nichts über das intrinsische Sein dessen, was da in solchen Relationen steht, aussagt. Da uns im Fall unseres eigenen Bewusstseins (und nur in diesem Fall) intrinsisches Sein bekannt ist, ist es nicht so fernliegend – und möglicherweise im Namen der ontologischen Sparsamkeit sogar geboten –, intrinsisches Sein insgesamt nach diesem Modell zu denken (zumal, nach dem Obigen, das intrinsische Sein des Physischen eben so zu konzipieren ist, dass sich aus ihm das intrinsische Sein unserer eigenen Subjektivität erklärt). Dies ist das zweite Hauptargument des gegenwärtigen Panpsychismus: das „intrinsic nature argument“.
Allerdings wirft die panpsychistische These u.a. das sog. Kombinationsproblem auf: die Frage, wie sich Mikrosubjektivitäten, die den physischen Elementarentitäten entsprechen sollen, zu einem geeinten höherstufigen Subjekt wie dem unseren zusammenschließen können sollen – die bloße Agglomeration und Interaktion von Subjekten ergibt keineswegs ipso facto ein geeintes Gesamtsubjekt. Das Entstehen eines neuen Subjekts bei einer gewissen Komplexität der Zusammensetzung niederstufiger Subjekte scheint ebenso unerklärlich zu sein wie die Entstehung von Subjektivität überhaupt bei einer bestimmten Weise der Zusammensetzung komplett subjektivitätsfreier Entitäten, was den explanatorischen Vorteil der panpsychistischen Position zunichtemachte. Um diesem Problem zu begegnen, wurden neuerdings holistischere Versionen des Panpsychismus vorgeschlagen, die i.Ggs. zur dominanten atomistischen Variante davon ausgehen, dass es letztlich nur ein Bewusstseinssubjekt gibt, den Kosmos selbst als umfassende Erlebnis- und Seinsdimension („Kosmopsychismus“). Das Einzelsubjekt ist gemäß dieser Position nicht als Ergebnis einer Zusammensetzung, sondern einer Isolierung zu denken.
Diese Debatte soll anhand der Lektüre und Diskussion ausgewählter neuerer Texte aufgearbeitet werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Texte sollen durch Referate vorgestellt und anschließend diskutiert werden. Vor jeder Sitzung sind durch alle Teilnehmer:innen Lektüreflexionen auf der E-Learning-Plattform abzugeben, was eine optimale Diskussionsbasis schaffen soll. Am Ende des Semesters ist eine Seminararbeit zum Themenfeld der Lehrveranstaltung zu schreiben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung sind die regelmäßige Teilnahme (max. zweimaliges Fehlen), die fristgerechte Abgabe mindestens der Hälfte der Lektürereflexionen und die fristgerechte Abgabe einer Seminararbeit.
Beurteilungsmaßstab: Mitarbeit während der Sitzungen, Lektürereflexionen, Referat (optional), Seminararbeit.

Prüfungsstoff

Literatur

Blamauer, Michael (Hg.) (2011): The Mental as Fundamental. New Perspectives on Panpsychism. Frankfurt u. a.: Ontos.
Brüntrup, Godehard / Jaskolla, Ludwig (2017): Panpsychism. Contemporary Perspectives. New York: Oxford University Press.
Chalmers, David J. (1996): The Conscious Mind. In Search of a Fundamental Theory. New York, Oxford: Oxford University Press.
Chalmers, David J. (2002): Consciousness and Its Place in Nature. In: David J. Chalmers (Hg.), Philosophy of Mind. Classical and Contemporary Readings. New York, Oxford: Oxford University Press, 247–272.
Chalmers, David (2015): Panpsychism and Protopanpsychism. In: Torin Alter / Yujin Nagasawa (Hg.): Consciousness in the Physical World. Essays on Russellian Monism. New York: Oxford University Press, 246–276.
Ganeri, Jonardon / Shani, Itay (2022), Cosmopsychism and Indian Philosophy. Sondernummer The Monist 105/1.
Goff, Philip (2006): Experiences Don’t Sum. Journal of Consciousness Studies 13/10–11, 53–61.
Goff, Philip (2017), Consciousness and Fundamental Reality. New York: Oxford University Press.
Goff, Philip (2019), Galileo’s Error. Foundations for a New Science of Consciousness. London: Rider.
Goff, Philip / Moran, Alex (Hg.) (2022), Is Consciousness Everywhere? Essays on Panpsychism. Charlottesville: Imprint Academic.
Müller, Tobias / Watzka, Heinrich (Hg.) (2011): Ein Universum voller „Geiststaub“? Der Panpsychismus in der aktuellen Geist-Hirn-Debatte. Paderborn: Mentis.
Nagel, Thomas (1979): Panpsychism. In: Mortal Questions. Cambridge: Cambridge University Press.
Seager, William (2019): The Routledge Handbook of Panpsychism. London: Routledge.
Shani, Itay (2015): Cosmopsychism. A Holistic Approach to the Metaphysics of Experience. Philosophical Papers 44/3, 389–437.
Strawson, Galen et al. (2006): Consciousness and Its Place in Nature. Does Physicalism Entail Panpsychism?. Charlottesville: Imprint Academic.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 13.10.2023 11:07