Universität Wien

240228 VO Zentrale Fragen der Gender Studies in den Naturwissenschaften (2015W)

Geschlecht und Wissen: Leben, Tod und Macht

Für die ersten Termine bitte Texte lesen, die sich auf Moodle befinden.
Kontakt: doris.leibet@berkeley.edu

Details

max. 100 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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Geschlecht und Wissen: Leben, Tod und Macht

2. Prüfungstermin:
01.03.2016 / 18.30-20.00 Uhr / HS 16
verbindliche Anmeldung von 02.02.2016 - 28.02.2016 über U:SPACE
ACHTUNG: Prüfungsantritt nur möglich bei aufrechter Prüfungsanmeldung

Montag 12.10. 18:30 - 21:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
Mittwoch 14.10. 18:30 - 21:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
Montag 14.12. 16:45 - 21:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
Montag 11.01. 18:30 - 21:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
Mittwoch 13.01. 18:30 - 21:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Hat das Geschlecht der WissenschafterInnen einen Einfluss auf das Wissen, das produziert wird? Sind Frauen „gute“ Wissenschafterinnen? Wie haben die Wissenschaften Kategorien der Menschen, Unterschiede und Hierarchisierungen zwischen den Lebewesen produziert, anstatt „nur zu beobachten“? Welchen Effekt haben kulturelle Normen, Sprache inkludiert, auf die Art des Wissens, das von Wissenschaften produziert wird?
Der erste Teil der Lehrveranstaltung ist eine Einführung in feministische, postkoloniale, dekolonialisierende und anti-rassistische Kritik der Wissenschaft: Von Anfang an hat sich die feministische Wissenschaftskritik auf die Frage konzentriert wie Wissen produziert wird, die Machtbeziehungen analysiert und den Standpunkt der WissenschafterInnen theoretisiert. Dabei werden auch die Prozesse der wissenschaftlichen Praktiken in speziellen Zeiträumen und geographischen Orten, welche die Klassifizierungen der Welt, auch der Menschen, hervorbrachten, in Betracht gezogen. Genau diese Klassifizierungen, wie z. B. das Zweigeschlechtersystem, beeinflussten wiederum, wer für fähig gehalten wurde, auf legitime Weise Wissenschaft zu praktizieren.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit Fragen über das Leben- und Sterbenlassen (Biopolitik und Nekropolitik) auch anhand eines aktuellen Beispiels: der Genforschung. Als Foucault die Begriffe der Biopolitik und Gouvernementalität in den 1970ern einführte, beschrieb er eine Art des politischen Denkens, das im 18. Jahrhundert entstand und mit der Formierung des Nationalstaates und der Moderne einherschritt. Biopolitik, die auf Biomacht basiert, ist eine Art der sozialen Kontrolle, die von der souveränen (monarchischen) Macht verschieden ist. Diese Transformation entwickelte sich mit der Disziplinierung von individuellen Körpern und zielte auf bestimmte Bevölkerungsgruppen. Spezielle Wissensformen und Normalitätsannahmen waren mit dieser Machttransformation verbunden. Zur Veranschaulichung werden Beispiele aus der zeitgenössischen Genforschung gezeigt und deren biopolitische Macht über Geschlecht und Race.
Zum Abschluss wird Einblick in die neuesten Strömungen der feministischen Wissenschaftstheorie gewährt – in die Neuen Materialismen (Karen Barad).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

• Einführung in die aktuelle feministische Wissenschaftstheorie, und –kritik mit Fokus auf Geschlecht, Sexualität und Race, wobei auch die feministische Wissenschaftsgeschichte erlernt wird.
• kritisches Denken über das akademische Wissen und Wissenschaft (inkl. über das zweigeschlechtliche Denk- und Deutungsmuster und die hierarchisierten Normalitätsannahmen).
• Kritische Schreib- und Denkfähigkeiten.

Prüfungsstoff

Lehrvortrag teilw. mit PowerPoint, Prezi und verschiedenen Medien: Videos, Audio, Bilder. Blended Learning. Close-Readings von Texten mit Fragestellungen/Analyseschema. Mit Raum für Diskussionen und Fragestellungen.

Literatur

Barad, Karen: On Touching-The Inhuman that therefore I am. Differences: A Journal of Feminist Cultural Studies 23 (3), 2012. S. 206-223.
Barad, Karen: Agentieller Realismus, Berlin, 2012.
Barad, Karen: Meeting the Universe Halfway: Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning, Durham. 2007.
Barad, Karen: “Posthumanist performativity: Toward an understanding of how matter comes to matter” Signs: Journal of Women in Culture and Society 28 (3), 2003. S. 801-831.
Barad, Karen: Meeting the Universe Halfway: Realism and Social Constructivism Without Contradiction. Feminism, Science, and the Philosophy of Science Eds Lynn Hankinson Nelson and Jack Nelson, Dordrecht, 1996. S. 161-94.
Bhabha, Homi K.: Die Verortung der Kultur, Tübingen, 2000.
Bland, L und Doan, L (eds): Sexology in culture: Labeling bodies and desires, Chicago, 1998.
Butler, Judith: Bodies That Matter. On the Discursive Limits of »Sex«, New York/London, 1993.
Butler, Judith: Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity, New York/London, 1990.
Butler, Judith: Haß spricht. Zur Politik des Performativen, Berlin, 1998.
Daston, Loraine und Gallison, Peter: The Image of Objectivity, Representations, 40, Fall 1992. S. 81-128.
Dolphijn, Rick und van der Tuin, Iris: New Materialism: Interviews & Cartographies, Open Humanities Press, 2012. http://quod.lib.umich.edu/o/ohp/11515701.0001.001 (07.05.2013).
Foucault, Michel: Dispositive der Macht: über Sexualität, Wissen und Wahrheit, Berlin, 1978.
Foucault, Michel: Sexualität und Wahrheit 1: der Wille zum Wissen, Frankfurt am Main, 1983.
Fraser, Nancy: Widerspenstige Praktiken. Macht, Diskurs, Geschlecht, Frankfurt am Main, 1994.
Haraway, Donna: Simians, Cyborgs, and Women. The Reinvention of Nature, London, 1998.
Harding, Sandra (ed): The postcolonial science and technology studies reader, Durham, 2011.
Harding, Sandra (ed): The „racial“ economy of science: Toward a democratic future, Bloomington, 1993.
Harding, Sandra: Whose Science? Whose Knowledge?: Thinking from women’s lives, Ithaca, 1991.
Harding, Sandra: The science question in feminism, Ithaca, 1986.
Keller, Evelyn Fox: Secrets of Life, Secrets of Death, New York, 1995.
Kirkup, Gil/Janes, Linda/Woodward, Kathryn/Hovenden, Fiona (Hg.): The Gendered Cyborg: A Reader, London, 2000.
Laqueur, Thomas: Auf den Leib geschrieben, Frankfurt/Main, 1992.
Martin, Emily: The Woman in the body: a cultural analysis of reproduction, Boston, 1987.
Mbembe, Achille “Nekropolitik” in M. Pieper et al Biopolitik – in der Debatte, Wiesbaden 2011.
Rabinow, Paul und Rose, Nikolas: Biopower today, BioSocieties (1), 2006. S. 195-217.
Roberts, Dorothy: Race, gender, and genetic technologies: A new reproductive dystopia? Signs 34 (4), 2009. S. 783-804.
Schiebinger, Londa (ed.): Gendered Innovations in Science and Engineering, Stanford, 2008.
Schiebinger, Londa (ed.): Feminism and the Body, New York, 2000.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:40