030301 VO Gerechtigkeit (2018W)
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Gerechtigkeit gehört zu den zentralen, viel beschworenen und heftig umstrittenen Idealen menschlichen Umgangs. Sie gibt an, was wir einander schulden: an Verhalten, an Gütern, an Rechten und Pflichten. Auf Gerechtigkeit beruft man sich, wenn es darum geht, die Steuerbelastung für einzelne Gruppen zu verringern und für andere zu erhöhen, knappe medizinische Güter zu verteilen, das Verhältnis der Generationen zu gestalten, oder beim Versuch, militärische Maßnahmen zu legitimieren, wie etwa die "humanitäre Intervention" in Libyen. Zur Annäherung an solche Fragen ist zunächst eine Exploration des Begriffs erforderlich: Gerechtigkeit ist nicht nur eine personale Tugend, sie ist auch eine Anforderung an Institutionen - eine Anforderung zumal an Recht und Staat, wo Rechte und Pflichten, Güter und Positionen verteilt werden. Gerechtigkeit erscheint je nach Kontext in unterschiedlichen Ausprägungen, sei es bei der Legitimation von Herrschaftsverhältnissen (politische Gerechtigkeit), bei der Verteilung von Ressourcen (soziale Gerechtigkeit), dem Ausgleich von Unrechtsverhältnissen (korrektive Gerechtigkeit) oder bei der Frage, wie man einschlägige Konflikte so abwickelt, dass (halbwegs) akzeptable Lösungen generiert werden (Verfahrensgerechtigkeit).
Auf dieser Grundlage wird eine kurze Geschichte der Gerechtigkeit von der Antike bis zur Gegenwart skizziert, gefolgt von einer Darstellung aktueller Theorien wie Rawls liberaler Konzeption der Gerechtigkeit als Fairness, des Kommunitarismus, Multikulturalismus sowie libertärer, egalitärer und nonegalitär-humanistischer Theorien. Im Anschluss geht es an die Vertiefung von Gerechtigkeitsfragen im Sozialstaat und in sozialen Nahbeziehungen sowie im Geschlechterverhältnis. Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit sowie Herausforderungen von Fragen globaler Gerechtigkeit schließen die Vorlesung ab. Neben philosophischen Grundlagen wird besonderes Augenmerk auf aktuelle Debatten gelegt.