Universität Wien

070111 PS MA-Proseminar (2017S)

Eine Disziplinargeschichte des modernen Militärs

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 06.03. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 20.03. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 27.03. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 03.04. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 24.04. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 08.05. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 15.05. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 22.05. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 29.05. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 12.06. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 19.06. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 26.06. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Thema
Seit dem 17. Jahrhundert lösten in Europa mehr und mehr stehende Heere die Landsknechthaufen des Mittelalters ab. Damit ging ein einschneidender Wandel in der Struktur des Militärs vonstatten. Denn die Söldner wurden in den seltensten Fällen durch Freiwillige ersetzt. Es entstand ein gut organisiertes System von `Aushebern` und `Werbern`, die waffenfähige Männer im besseren Fall durch falsche Versprechungen, meist aber mit schlichter Gewalt für den Dienst in den jeweiligen Armeen und Flotten rekrutierten. Die anschließende Ausbildung und Behandlung ebendort war vor allem darauf ausgerichtet, ihren Willen zu brechen. Im Weigerungsfall drohten drakonische Strafen. Anstelle der einstigen Kameradengerichtsbarkeit trat eine Militärjustiz, deren Hauptzweck in der Abschreckung bestand. Die Presskommandos verbreiteten Furcht und Schrecken, immerhin begnügten sie sich aber letztlich mit einer Minderheit der wehrfähigen Männer. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert war aber klar, dass auf diese Weise die notwendigen Mobilisierungsstärken zu erreichen war, die für die moderne Kriegsführung notwendig war. Die Antwort auf dieses Problem bildete die sukzessive Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Die Lehrveranstaltung beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Massenheere in Kombination mit einer innovativen Rüstungsindustrie und einer veränderten Kriegsführung auf das Spannungsfeld zwischen Befehl und Gehorsam, zwischen Disziplin und Verweigerung hatten.

Zielsetzung
Die Studierenden sollen sich durch die Auseinandersetzung mit der rezenten Forschungsliteratur und einzelnen Primärquellen einen Überblick über die Militärgeschichte zwischen der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der Periode zwischen 1848 und 1945 erarbeiten. Im Vordergrund steht dabei keine bloße Organisations- oder Technikgeschichte, sondern die Entwicklung eines multiperspektivischen Verständnisses staatlicher Gewaltinstitutionen.

Didaktische Vorgehensweise und Methode
Wöchenttliche Textlektüre, -aufbereitung und diskussion.

Ablauf
Die Lehrveranstaltung gliedert sich in sechs größere Themenblöcke.

1. Vorgeschichte: Der Abschied vom Landsknechtwesen nach dem 30jährigen Krieg; Stehende Heere: Praxis und Probleme
2. Revolution und Massenmobilisierung: Die Anfänge der Allgemeinen Wehrpflicht im ausgehenden 18. Jahrhundert
3. Die Veränderungen in Soldatenalltag und Kriegswirklichkeit seit Mitte des 19. Jahrhunderts
4. Instrumente der Disziplinierung
5. Weltkrieg der Staatsbürger: soldatischer Ungehorsam unter den Bedingungen des Massenkrieges 1914-1918
6. Humanisierung und Brutalisierung: gesellschaftliche Verarbeitungsstrategien und ihre Auswirkungen auf den Zweiten Weltkrieg

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aktive Mitarbeit, wöchentliche Textausarbeitungen, Erfüllung der Übungen (schriftliche Arbeiten und Präsentationen).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Wöchentliche Textlektüre und pünktliche Abgabe schriftlicher Ausarbeitungen; Aktive Teilnahme an den Lehrveranstaltungseinheiten

Prüfungsstoff

Literatur

Literatur
Bröckling, Ulrich/Sikora, Michael (Hg.) 1998: Armeen und ihre Deserteure. Vernachlässigte Kapitel einer Militärgeschichte der Neuzeit, Göttingen.
Bryant, Michael 2010: Amerikanische Militärjustiz von der Revolution bis zum Uniform Code of Military Justice. Der Lange Weg von der Kommandoautorität zum Rechtsstaatsprinzip, in: Pirker, Peter/Wenninger, Florian (Hg.): Wehrmachtsjustiz. Kontext, Praxis, Nachwirkungen, Wien, 202-221.
Englander, David 1995: Mutinies and Military Morale, in: Strachan, Hew (Ed.): The Oxford Illustrated History of the First World War, Oxford.
Endlander, David/Osbourne, James 1978: Jack, Tommy and Henry Dubb. The Armed Forces and the Working Class, in: The Historical Journal, Vol. 21, No. 3, 593-621.
Foerster, Roland G. (Hg.) 1994: Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung, München.
French, David 1998: Discipline and the Death Penalty in the British Army in the War against Germany during the Second World War, in: Journal of Contemporary History, Vol. 33, No. 4, 531-545.
Frevert, Ute (Hg.) 1997: Militär und Gesellschaft im 19. Und 20. Jahrhundert [Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte 58], Stuttgart.
Haase, Norbert/Paul, Gerhard (Hg.) 1995: Die anderen Soldaten. Wehrkraftzersetzung, Gehorsamsverweigerung und Fahnenflucht im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt/Main.
Hautmann, Hans 1975: Bemerkungen zu den Kriegs- und Ausnahmsgesetzen in Österreich-Ungarn und deren Anwendung 1914-1918, in: Zeitgeschichte 3/1975, 31-37.
Keegan, John 2007: Das Antlitz des Krieges. Die Schlachten in Azincourt 1415, Waterloo 1815 und an der Somme 1916, Frankfurt/Main.
McHugh, John 1999: The Labour Party and the Parliamentary Campaign to Abolish the Military Death Penalty 1919-1930, in: Historical Journal, Vol. 42, No. 1, 233-249.
Messerschmidt, Manfred 2005: Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, Paderborn.
Molitor, Ignaz Ortwein von 1855: Die Kriegsgerichte und Militärstrafen im neunzehnten Jahrhundert mit einem Rückblicke auf die Kriegsstrafen der Römer, die Kriegsgewohnheiten der alten Deutschen, die Kriegsgesetze bis zum Beginne dieses Jahrhunderts, mit besonderer Berücksichtigung der Kriegsgesetze Oesterreichs, Preußens, Württembergs, Badens, dann Frankreichs, Sardinien und der Eidgenossenschaft, Wien.
Neugebauer, Karl-Volker (Hg.) 2006ff: Grundkurs deutsche Militärgeschichte, München.
Oram, Gerard 2003: `The greatest efficiency`. British and American Military Military Law 1866 to 1918, in: Godfrey, B./Emsley, C./Dunstall, G. (Hg.): Comparative Histories of Crime, Cullompton/Devon.
Sheffield, Gary D. 1999: Leadership in the Trenches. Officer-Man-Relation, Morale and Discipline in the British Army in the Era of the First World War, Basingstoke.
Stadler, Karl R. (Hg.) 1986: Sozialistenprozesse. Politische Justiz in Österreich 1870-1936, Wien-München-Zürich.
Thurtle, Ernest 1924: Shootings at Dawn, London.
Wette, Wolfram/Vogel, Detlef (Hg.) 2007: Das letzte Tabu. NS-Militärjustiz und Kriegsverrat, Berlin.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Geschichte 14: Proseminar zu Neuzeit und Zeitgeschichte (5 ECTS)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30