Universität Wien

070323 SE Öffentlichkeit, Privatheit, Intimität: Sphären, Themen, Grenzen in Bewegung (2014S)

Seminar findet an der Universität für angewandte Kunst Wien statt!

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 10 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In der Neuzeit haben sich Gesellschaften unter dem Einfluss und den Bedingungen von Kapitalismus, Schriftkultur, Bildung und Aufklärung im Hinblick auf die Beziehungsmuster in öffentliche, private und intime Sphären ausdifferenziert. Öffentlichkeit mit der Polarität von Privatheit und Intimität ermöglichte jenen Individualisierungsprozess, der Individualität und Kollektivität in den letzten 250 Jahren charakterisierte und ermöglichte. Die (staats-)bürgerlichen Menschen des 19. und 20. Jahrhunderts nehmen an Gesellschaft als öffentlicher Veranstaltung teil, und sie können das, weil sie auch Privatpersonen mit intimen Rückzugsräumen sind. Die gegenwärtigen Menschen, die Begrifflichkeiten und die Diskurse über die Welt sind geprägt durch diese drei Sphären und ihre Antagonismen, die sie erst konstituieren.
Unter dem Einfluss der neoliberalen Ökonomisierung, der Globalisierung und der digitalen Medien und ihrer Möglichkeiten verlieren die Sphären Öffentlichkeit, Privatheit und Intimität ihre historischen Inhalte und damit auch ihre Trennschärfe: Öffentlichkeit wird "mit privaten Inhalten bespielt", weil sie analytisch-diskursiv den Menschen viel zu abstrakt und daher langweilig wäre. Politik interessiert nicht mehr wegen ihrer Inhalte, sondern wegen der Personen, die sie gestalten und deren persönlicher Eigenheiten. Das Intime wird als legitimer Bestandteil des Privaten in die Öffentlichkeit getragen. Richard Sennett sprach in seiner wichtigen Analyse dieser Entwicklung vom "Verfall der Öffentlichkeit" und vom "Terror der Intimität", weil die Themen von Aufklärung, Kritik, Gesellschaftsanalyse, Ideologie zunehmend von den Emotionen und Bildern des Privaten verdrängt werden.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung wird der Prozess der Herausbildung und Profilierung der drei Sphären und ihrer Grenzen und jener ihrer Verwischung und partiellen Aufhebung in der Gegenwart behandelt, das heißt exemplarisch analysiert. Die Institutionen der Kunst und die Arbeit der Künstlerinnen waren und sind ausschlaggebend und prägend für diese Prozesse; sie stellen aber auch Quellen für deren Verläufe dar. Die Künste haben mit ihren Darstellungen und Werken Öffentlichkeit konstituiert und private, aber auch intime Inhalte repräsentierend, provozierend, Tabu brechend in die Öffentlichkeit getragen. Es wird zu fragen sein, inwiefern sich die Kunst, ihre Institutionen und die Arbeit der KünstlerInnen unter dem Gesichtspunkt der Grenzverschiebungen und verwischungen von Privatheit, Öffentlichkeit und Intimität neu bestimmen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Teilnahme an allen Terminen;
- Lektüre eines wissenschaftlichen Fachbuches zum Thema für die Fachliteraturbesprechung aus meiner Literaturliste (Zusammenfassung und Rezension);
- Erstellung einer Seminararbeit (wissenschaftliche Arbeit auf Literaturbasis, eigenständige und originelle Erarbeitung (Umfang: 25.000 Zeichen).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Das Thema wird gesellschafts-, kunst-, kulturhistorisch bearbeitet. Es geht mir vor allem um die Wechselwirkung zwischen pornografischen Medien in ihrer Entwicklungsgeschichte und den alltäglichen Lebenswelten, die durch diese Medien beeinflusst wurden und werden.
Meiner Auffassung nach ist Wissenschaft kein Glaubensbekenntnis, sondern eine in den Methoden offene Suchbewegung, die kritisch sein muss, bereit, die Frage zu stellen, wem gesellschaftliche Entwicklungen nützen und wem sie schaden.
Ich halte es mit Paul Feyerabend, der gegen den Methodenzwang argumentiert hat, mit Karl R. Popper, der darauf hingewiesen hat, dass in der Wissenschaft das Falsifizieren ebenso wichtig ist wie das Verifizieren, und mit dem 2012 verstorbenen Historiker Eric J. Hobsbawm, der festgehalten hat, dass soziale Ungerechtigkeit angeprangert und bekämpft werden muss, weil die Welt von selbst nicht besser wird.
Die Lehrveranstaltung besteht aus Einzelterminen für alle Koordinierungs-, Instruktions- und Vorbereitungsaufgaben und aus zwei Blockveranstaltungen - ein Block zur Diskussion von Fachliteratur, ein Block zur Vorstellung der Arbeiten.

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Frauen- und Geschlechtergeschichte: Seminar Vertiefung 1 oder 2 (6 ECTS) | MA Zeitgeschichte: LV im Pflichtmodul Zeitgeschichte im disziplinären und transdisziplinären Kontext (6 ECTS) |

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31