Universität Wien

080009 VO+UE M320: Brot im Ethno-Film und Brot-Leben (2013W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 02.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Samstag 23.11. 09:30 - 17:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Samstag 30.11. 09:30 - 17:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Samstag 07.12. 09:30 - 17:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Brot, seine Herstellung und sein Verzehr, seine regionalen Varianten, Technologien und symbolische Verortungen hatten in der Produktion volkskundlicher Filme seit den 1960er Jahren eine zentrale Bedeutung. Das Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen (IWF) hatte eine ganze Reihe von Filmen durch namhafte Persönlichkeiten herstellen lassen (Die Filme sind im Institut vorhanden). Von Skandinavien bis auf den Balkan sind so kulturvergleichend Brottypen als ikonische Symbiosen mit ihren Regionen abgebildet und interpretiert worden: Ob Knäckebrot oder Schüttelbrot, Schwarzbrot oder Pumpernickel bis zum Brot aus der Backglocke in Südosteuropa wurde filmisch eine auf Getreide gegründete europäische Brotkultur verfasst, die heute auch als "Alleinstellungsmerkmal" firmiert (Knäckebrot bei IKEA).
Solch ein Kulturvergleich wäre heute vielleicht denkbar, aber im Fach kaum gefragt. Nicht nur weil viele Brotsorten als Spezialitäten fast überall erhältlich sind sondern auch, weil Brot in neuen Konnotationen auf neue Weisen wichtig wird. Brot als Kürzel für Nahrung ("Unser täglich Brot gib uns heute") und als Zeichen der Bereitschaft zu teilen ("Brot für die Welt") wie als Zeichen für Herrschaft ("Wes Brot ich ess, des Lied ich sing") zu verstehen, ist nicht mehr selbstverständlich.
Immer noch taucht Brot im Heimweh-Kontext auf ( z.B. das Fehlen von dunklem Brot in den USA) oder steht als Symbol für das Einfache (z.B. das Butterbrot auf der Almhütte). Brot ist in einer neue Bewegung des Selbermachens höchst gegenwärtig, dient der Authentisierung von Personen durch ihre Produkte (?). Brot wird selbst gebacken, Brotbackgeräte und Mischungen waren beim Discounter Hofer zu haben. "So machen es die jungen Leute heute: Im Internet eine Backmischung bestellen und dann das Brot selber backen"(ZEIT-Magazin 21/2013). Brot hat mehrere, neue Leben, wie eine Bauernbrot-Kampagne dieser Tage oder der Kult um große Laibe in der Brot-Boutique in der Wiener Naglergasse zeigt. Brot-Leben will andeuten, dass Brot weiter von Deutungen und Bedeutungen zehrt, die ihm in seiner Geschichte angelagert sind und die sich aber auch in Identitätskonzepten neu figurieren. Die niederösterreichische Landesausstellung "Brot und Wein" (bis 3.11. 2013 zu sehen) verdeutlicht diese politische Punzierung.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Präsentation und Abfassung von Texten, die Filme und/oder Fachliteratur kommentieren und Umgangsweisen mit Brot betreffen. Recherche und andere Formen aktiver Mitarbeit. Näheres in der Einführungsveranstaltung, in der auch über Literatur informiert wird. Nachdem ich kürzlich gefragt wurde, ob eine Teilnahme aus Interesse möglich sei: Selbstverständlich ist auch eine Teilnahme ohne Bedarf an Leistungskontrolle willkommen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Kulturwissenschaftliches Fragen und dessen Zugangsweisen auf Selbstverständlichkeiten historischer und gegenwärtiger Lebenswelten. Dabei soll deren Zeichenrepertoire und dessen Nutzung (auch in allen Arten von "Retro-Kulten") in gegenwärtigen Lebenswelten behandelt werden. Die Lehrveranstaltung will historische und fachimmanente Bedeutungen des Nahrungsmittels diskutieren. Sie will nach Gründen für die auffällige Dominanz im ethnologischen Filmschaffen der wissenschaftlichen Vorfahren suchen und deren Praxen der dokumentierenden Präsentation behandeln. Sichtbare historische und gegenwärtige Verweise auf Brot und Getreide, etwa ikonographische auf den Raiffeisen-Agrarkathedralen, sollen die politische Instrumentalisierung von Getreide und Brot erläutern. Vor allem sollen, auch gespeist durch historische Verweise (Brot und Salz, Allerseelenbrot etc.), zeitgenössische Umgangsformen mit Brot und wechselnde Bedeutungen des Brotes erörtert werden.

Prüfungsstoff

Vorlesung als Mischung von traditioneller Form als Frontalunterricht mit Diskussionen und Präsentationen der Studierenden

Literatur

Präsentation und Abfassung von Texten, die Filme und/oder Fachliteratur kommentieren und Umgangsweisen mit Brot betreffen. Recherche und andere Formen aktiver Mitarbeit. Näheres in der Einführungsveranstaltung, in der auch über Literatur informiert wird. Nachdem ich kürzlich gefragt wurde, ob eine Teilnahme aus Interesse möglich sei: Selbstverständlich ist auch eine Teilnahme ohne Bedarf an Leistungskontrolle willkommen.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31