Universität Wien

080018 PS Fallstudie II/III: Jean-Etienne Liotard (1702-1789). Le peintre turc/ Le peintre de la vérité (n.K.) (2013W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Besichtigung von Originalen I: MO 25.11.2013 16.00-18.00 Ort: Kunsthistorisches Museum; Besichtigung von Originalen II: FR 29.11.2013 10.00-12.00 Ort: Albertina

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Samstag 05.10. 10:00 - 12:00 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Samstag 23.11. 09:00 - 18:00 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Sonntag 24.11. 09:00 - 16:00 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Samstag 30.11. 09:00 - 18:00 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Samstag 25.01. 10:00 - 12:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der in Genf geborene, in Paris weiter ausgebildete und durch ganz Europa gereiste Maler Jean-Étienne Liotard (1702-1789) gehört zweifellos zu den interessantesten Künstlern des 18. Jahrhundert. Zeitgenossen nannten ihn "le Peintre turc" und "le Peintre de la vérité". Diese Beinamen beziehen sich zum einen auf Liotards mehrjährigen Aufenthalt in Konstantinopel (Istanbul) und Jassy (Walachei, heute Rumänien) sowie seine gemalten und realen Bildnismaskeraden in orientalischen Kostümen. Zum anderen meint das Liotards "aufrichtigen Stil", mit dem sich der Genfer Maler deutlich von seinen französischen Künstlerkollegen des Rokoko wie Nattier, Boucher, de La Tour, Perronneau oder Fragonard unterscheidet. Trotz der gegebenen Aktualität in Hinblick auf die laufende Debatte über kulturelle Transferprozesse oder "Wahrheit" in der Malerei ist das Werk Liotards bislang nur wenig untersucht worden. Die Lehrveranstaltung wird die Malerei Liotards sowohl bezüglich ihrer ikonographischen und formalen Eigenart als auch ihrer medialen und materialen Vielfalt (Pastell auf Pergament, Gouache auf Elfenbein, Emaille, peinture en transparance, Rötel und Kohle auf Papier, Öl auf Leinwand etc.) in den Blick nehmen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Übernahme eines Referats (Präsentation im Seminarraum oder vor den Originalen), laufende Anwesenheit und Mitarbeit. Schriftliche Hausarbeit (10 Seiten).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Am Beispiel des Werks dieses Künstlers werden Sie in Fragestellungen eingeführt, die nicht nur in den Kunstwissenschaften aktuell sehr lebendig diskutierte werden: Es wird um die transkulturelle Bildnismaskerade, kulturelle Verflechtungsprozesse, Kunstkonzepte wie Wahrheit, Täuschung und Trug ("Schminke") in der Malerei, Haut und Oberfläche, das Detail in der Kunst oder kunsttheoretische Begriffe wie "touche"/"point de touches" gehen. Den Ausgangspunkt bilden die vom Künstler selbst verfassten Schriften (Traité und Biographie), die einen selten guten, aber auch kritisch zu bewertenden Einblick in die Ideale des Genfer Malers gewähren. Ziel aller Referate wird es letztlich allerdings sein, an ausgewählten Werkbeispielen exemplarisch dichte Bildanalysen zu erarbeiten.

Prüfungsstoff

Anmerkungen: Die Lehrveranstaltung wird von Studien vor Originalen in Wiener Sammlungen begleitet. Sowohl das Kunsthistorische Museum, die Albertina, das Schloss Schönbrunn als auch die Präsidentschaftskanzlei besitzen Werke des immer wieder in Wien tätigen kosmopolitischen Künstlers. Diese Exkursionen in die Wiener Sammlungen werden ermöglichen, die im Seminar erarbeiteten Ergebnisse und Beobachtungen vor den Originalen und an zusätzlichen Beispielen des reichen Oevres zu vertiefen. Da die meiste Forschungsliteratur nicht auf Deutsch ist, sind gute Französisch- und Englischkenntisse notwendig.

Literatur

- Ausst.-Kat. Jean-Étienne Liotard (1702-1789), Masterpieces form the Musées d'Art et d'Histoire of Geneva and Swiss Private Collections, Paris 2006 (frz.: 2002)
- Fosca, François, La Vie, les Voyages et les Oeuvres de Jean-Étienne Liotard, Citoyen de Genève, dit Le Peintre turc, Lausanne und Paris 1956.
- Herdt, Anne de, Dessins de Liotard. Suivi du catalogue de l'Oeuvre déssiné, Ausst. Genf und Paris 1992, Paris 1992.
- Holleczek, Andreas, Jean-Étienne Liotard. Erkenntnisvermögen und künstlerischer Anspruch, Frankfurt/Main u.a. 2002.
- Koos, Marianne, "'Malerei ohne Pockenspuren'. Oberfläche im Werk von Jean-Étienne Liotard", in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 70 (2007), S. 545-572.
- Lajer-Burcharth, Ewa, "Jean-Étienne Liotard's Envelopes of Self", in: Judith Ryan, Alfred Thomas (Hg.), Cultures of Forgery. Making Nations, Making Selves, London 2003, S. 127-143.
- Roethlisberger, Marcel, Renée Loche, Liotard. Catalogue, sources et correspondance, 2 Bde., Doornspijk 2008.
- Sheriff, Mary, "The Dislocation of Jean-Étienne Liotard, called the Turkish Painter", in: dies. (Hg.), Cultural Contact and the Making of European Art since the Age of Exploration, Chapel Hill 2010, S. 97-121.
- Schmidt-Linsenhoff, Viktoria, "Liotards Bart. Transkulturelle Maskeraden der Männlichkeit", in: Mechthild Fend, Marianne Koos (Hg.), Männlichkeit im Blick. Visuelle Inszenierungen in der Kunst seit der Frühen Neuzeit, Köln 2004, S. 161-180.
- Trauth, Nina, Maske und Person. Orientalismus im Porträt des Barock, Berlin und München 2009, Kap. 8, S. 279-297.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31