Universität Wien

080060 SE M410: Wissenskulturen-Ethnographie-Disziplinarität: Schreibkulturen im Büro (2014W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 07.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 14.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 21.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 28.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 04.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 11.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 18.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 25.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 02.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 09.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 16.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 13.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 20.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Dienstag 27.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Es ist ähnlich wie mit dem Lesen, obwohl sich dieses Handeln in ganz anderer Art und Weise materialisiert: Man sieht, dass jemand schreibt, aber man weiß nicht, was diese Person schreibt. Jemandem über die Schulter zu sehen und genau zu verfolgen, was er oder sie da schreibt, ist selten möglich, wird meist aktiv verhindert und ist in vielen Situationen tabuisiert. Schreiben, das im Ergebnis vor allem anderen kommunikative Funktionen erfüllt, ist zunächst ein weitgehend intimer, individueller, auch idiosynkratischer Vorgang, gerade auch im Kontext des betrieblichen, in einer spezifischen Rationalität organisierten Arbeitens. Hier setzt die Lehrveranstaltung an: Wir nehmen unterschiedliche Räume, die entweder von Seiten einer Organisation oder/und von Einzelnen als Büro definiert sind und deren materielle Kultur zum Ausgangspunkt, um uns dem Schreiben als Kulturtechnik zu nähern. "Schreibszenen" - nach Davide Giuriato ein Ensemble von Instrumentalität, Geste und Sprache - finden in individuell und gesellschaftlich ausgestalteten Räumen statt und bedürfen der Gegenstände (nicht nur der Schreibgeräte im engeren Sinn) in diesen Räumen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel dieser medienethnographisch fundierten Spurensuche ist es, Schreibpraktiken und Schreibkulturen in Relationen von unterschiedlichen Schreibanforderungen und -vorgängen, Räumen und Dingen zu erforschen. Welche Themen und Inhalte werden schriftlich erfasst, welche werden nur mündlich weitergegeben? Was muss in welcher Form dokumentiert und archiviert werden? Was soll nicht schriftlich gemacht werden? Welcher Mittel, Technologien und Techniken bedienen sich die Einzelnen vor dem Hintergrund formeller oder informeller Versionen des Schreibens (handschriftlich, maschinenschriftlich, digital, Listen, Zettelwirtschaft, Briefpapiere, Post-It)? Welche Strategien des Umgangs, des Sammelns und Ordnens (Aktenordner, Ablagekörbe), auch: des Verbergens und Versteckens (Schubladen) entwickeln die Einzelnen? Welches Schreiben (das eher eher private, das eher öffentliche, das eher offizielle) wird wann am Schreibtisch oder anderswo erledigt? Alle diese Fragen sind historisch und biographisch sowie mit den Organisationsformen des jeweiligen Arbeitens zu kontextualisieren. Mit diesem Blick auf Relationen sind grundsätzliche Fragen nach Tragfähigkeit und Reichweite von zumeist binär aufgebauten Kategorien (wie öffentlich - privat), aber auch von dem mittlerweile so prominenten Konzept der praxeologischen Forschung verbunden.

Prüfungsstoff

Im Zentrum der Lehrveranstaltung steht die empirische Arbeit in unterschiedlichen Konstellationen von Schreibpraktiken und Schreibkulturen. Gerade weil Büros - auch diejenigen, die wir uns im privaten Wohnen einrichten - immer wieder Gegenstand von Rationalisierungsmaßnahmen und Räumungsaktionen sind, muss es in unseren Forschungen immer auch darum gehen, was in einem Büro oder auf einem Schreibtisch nicht zu finden ist. Das bedeutet, dass wir Phantasie im empirischen Vorgehen entwickeln müssen (etwa indem wir auch danach fragen, was die Einzelnen sofort wegräumen würden, wollte jemand Anderes an den eigenen Schreibtisch). Die Weiterentwicklung und damit die kritische Diskussion empirischer Formen (und Routinen) als Form der Theoriebildung ist damit ein zentrales Anliegen der Lehrveranstaltung. Die Ergebnisse der hier angefertigten Studien sollen wiederum in ein Medium übersetzt werden, das im Alltag der Büroarbeit präsent ist (etwa in Form eines Schreibtischkalenders oder auch als Bildschirm-Schoner).

Literatur

Literatur zur Vorbereitung
Uta Brandes: My Desk is my Castle. Exploring Personalization Cultures. Berlin 2012.
Friedrich A. Kittler: Aufschreibesysteme 1800/1900. München 1985.
Klara Löffler: Überarbeiten. Wissenschaftliche Schreib-Szenen. In: Kuckuck 27 (2012), H. 2, S. 46-50.
Michael Rutschky: Das Merkbuch. Eine Vatergeschichte. Berlin 2013.
Robert Schmidt: Soziologie der Praktiken. Konzeptionelle Studien und empirische Analysen. Frankfurt/M. 2012.
Sandro Zanetti (Hg.): Schreiben als Kulturtechnik. Grundlagentexte, Frankfurt/M. 2012.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31