Universität Wien

090075 UE "Moderne" Heimatliteratur? (2017W)

Intertextuelle Verortung der 'Chronik einer Stadt' (1938) von Pandelís Prevelákis im Horizont der europäischen Literatur- und Kulturgeschichte

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 9 - Altertumswissenschaften
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 10 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 13.10. 14:00 - 17:00 (Seminarraum d. Inst. f. Byzantinistik u. Neogräzistik, Postg. 7/1/3 L3-05)
Samstag 14.10. 11:00 - 14:00 (Seminarraum d. Inst. f. Byzantinistik u. Neogräzistik, Postg. 7/1/3 L3-05)
Freitag 17.11. 14:00 - 17:00 (Seminarraum d. Inst. f. Byzantinistik u. Neogräzistik, Postg. 7/1/3 L3-05)
Samstag 18.11. 12:30 - 17:00 (Seminarraum d. Inst. f. Byzantinistik u. Neogräzistik, Postg. 7/1/3 L3-05)
Freitag 12.01. 11:00 - 15:00 (Seminarraum d. Inst. f. Byzantinistik u. Neogräzistik, Postg. 7/1/3 L3-05)
Samstag 13.01. 13:00 - 18:00 (Seminarraum d. Inst. f. Byzantinistik u. Neogräzistik, Postg. 7/1/3 L3-05)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Pandelís Prevelákis' "Mythistorie", "Die Chronik einer Stadt" (1938), gilt in der Forschungsliteratur zur Generation der 1930er-Jahre traditionell als bezeichnend für den Rückzug in die Heimatkultur in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre und für die Selbstbegrenzung des Modernisierungsprogramms der "neuen" Literatur auf eine "griechische" Ästhetik während der Metaxas-Diktatur (vgl. z.B. Vitti 1977, Beaton 1999, Tziovas 2011). In diesem Zusammenhang wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass Prevelákis 1937 eine Anstellung im kulturpolitischen Apparat des Regimes erhielt. Dementsprechend wird Die Chronik einer Stadt als ein dichterisches Refugium der Nostalgie des Schriftstellers aus Kreta betrachtet, das ideen- und sozialgeschichtlich mit der Suche nach der sogenannten "Hellenizität" der Generation, aber auch mit der konservativ-nationalistischen Ideologie der "Dritten Griechischen Kultur" in Verbindung gebracht wird.
In der LV wird diskutiert, inwieweit diese weit verbreitete Annahme neu formuliert bzw. neu kontextualisiert werden kann, indem die zahlreichen intertextuellen Bezüge in dieser "Mythistorie" für eine ideengeschichtliche und poetologische Lektüre produktiv gemacht werden. Ausgehend von der greifbaren Intertextualität der Chronik einer Stadt u.a. mit Texten von Nikos Kazantzákis, Friedrich Nietzsche, Jules Romains, Oswald Spengler und Paul Valéry, erweist sich Prevelákis' Produktionsästhetik als Transfer und Transformation zeitgenössischer Tendenzen der europäischen Kultur- und Literaturgeschichte der Zwischenkriegszeit. Ziel der LV ist es, dieses Spiel zwischen Texten für eine (neue) literarische und die damit verbundene literaturgeschichtliche Verortung dieses Erfolgsromans aus den 1930er Jahren lesbar zu machen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lektüre des Textmaterials, aktive Mitarbeit und Diskussion, regelmäßige Anwesenheit, Recherche und Präsentation von Referat, schriftliche Arbeit am Ende des Semesters (inter/textnahe Interpretation eines Auszuges, ca. 3000 Wörter).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Englisch und Deutsch werden vorausgesetzt, Griechisch und Französisch von Vorteil, aber keine Voraussetzung. Auseinandersetzung mit den Inhalten und den intertextuellen Bezügen, die für die "Chronik einer Stadt" konstitutiv sind und in der LV gemeinsam diskutiert werden.
Vorbereitende Lektüre der Texte, rege Beteiligung an der Diskussion (30 %), Referat (30 %), Hausarbeit (40 %).

Prüfungsstoff

Auf der Basis des Textmaterials werden einerseits von den TeilnehmerInnen Kurzreferate ausgearbeitet und im Plenum präsentiert, andererseits wird eine kleine Hausarbeit erfasst, in der anhand einer inter/textnahen Analyse eines Auszuges aus der "Chronik einer Stadt" die Fragestellungen der LV reflektiert werden.

Literatur

Die Lektüre folgender Titel wird zu Seminarbeginn vorausgesetzt:

Pandelis Prevelakis, Die Chronik einer Stadt, Übers. Gisela von der Trenck, Frankfurt, Suhrkamp Verlag, 1981.
Roderick Beaton, An Introduction to Modern Greek Literature, Oxford, Clarendon Press, 1999. [Chapter 3: In Search of a New National Identity: 1929-1949]

Weitere Texte, die im Rahmen der LV besprochen werden:

- Paul Claudel, "Der Geist und das Wasser" ["L’esprit et l’eau", 1906], in: Fünf große Oden.
- Nikos Kazantzakis, Rechenschaft vor El Greco (insb. Kap. 30-31 und Epilog mit Canto El Greco, 1938).
- Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (1876).
- Pandelis Prevelakis, Das Haupt der Medusa. Ein Lehrjahr in meinem Jahrhundert (1963).
- Jules Romains, "Petite introduction à l’unanimisme" (1925) [dazu z.B. P. J. Norrish, "The concept of Unanimism", in: Drama of the Group: A Study of Unanimism in the Plays of Jules Romains, Cambridge, Cambridge University Press, 1958, S. 3-22].
- Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte (1918/1922).
- Paul Valéry, Eupalinos oder Der Architekt [Eupalinos ou l’Architecte] (1921).
- Paul Valéry, Die Seele und der Tanz [L’Âme et la Danse] (1921).

Eine ausführliche Primär- und Sekundär-Bibliographie erhalten die TeilnehmerInnen in der ersten Sitzung der LV. Zur Orientierung hilfreich ist die Website http://www.prevelakis.gr. Unter "Melétes gia to érgo tou" wird dort ebenfalls eine Auswahl an Aufsätzen (auf Griechisch) über das Werk von Prevelákis digital bereitgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 31.05.2022 00:18