Universität Wien

100141 SE-B NdL: Kapseln, Sphären, Blasen. Figuren transparenter Abgrenzung (2021S)

10.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 09.03. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 16.03. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 23.03. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 13.04. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 20.04. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 27.04. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 04.05. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 11.05. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 18.05. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 01.06. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 08.06. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 15.06. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 22.06. 16:45 - 18:15 Digital
Dienstag 29.06. 16:45 - 18:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die im Titel aufgemachten pluralen Konstellationen von Kapseln, Sphären und Blasen eröffnen nicht nur dichte, sich überlagernde Metaphernfelder. Sie werden auch in einer Vielzahl von Bereichen bearbeitet, von der Literatur, Kunst und Architektur bis hin zur Stadt-, Umwelt- und Raumforschung. Beobachtet man die sich verflechtenden Diskurse und Praktiken, fällt auf, dass diese häufig mit dem Bestaunen einer flüchtigen Erscheinung einsetzen. Es ist die Seifenblase, „Kinderspiel, Hilfskonstruktion, poetisches Zitat an die Vergänglichkeit“ (von Borries). Dieses gehauchte Kunstwerk fesselt die Aufmerksamkeit, schärft das Sensorium, kann die Wahrnehmung selbst wahrnehmbar machen. Eben hier, an dieser selbstreflexiven Schwelle der Medialität setzen auch die Seminargespräche ein.
Denn die titelgebenden Metaphern beziehen sich auf mediale Anordnungen, vielfach auch auf Experimentalanordnungen, die die Grundkategorien der Wahrnehmung – Zeit und Raum – betreffen. Zur Einübung eines analytischen Blicks betrachten wir die Verschiebungen und Erschütterungen dieser Größen an Seifenblasen und Sphären in den Erzähltexten von Kurd Laßwitz, Paul Scheerbart und in einem Hörmodell Walter Benjamins. Wie sich die Skalen, Aggregatzustände, Inhalte und Funktionsmechanismen transparenter Einschließungen verändern können, verfolgen wir dann anhand von sprachlich-literarischen und künstlerisch-architektonischen Projekten in Österreich zwischen 1963 und 1972. Aus dieser knappen, politisch und gesellschaftlich gleichermaßen turbulenten Dekade werden Werke von Marlen Haushofer, Ernst Jandl, Hans Hollein, Zamp Kelp und Haus-Rucker-Co diskutiert. Transatlantische kulturelle Interferenzen stehen dabei ebenso im Fokus wie die folgenreichen Liaisons zwischen der Cyberkultur und dem aufkommenden ökologischen Bewusstsein. Das letzte Drittel des Seminars widmet sich schließlich der Gegenwart, in der die genannten Diskurse gleichsam neu aufgelegt und ästhetisch wirksam werden. Anhand von unkonventionellen fiktionalen Texten von Friedrich von Borries, Thomas Lehr und Olga Flor rücken verschiedene Szenarien in Klimakapseln, Zeitblasen und digitalen Sphären ins Blickfeld.
Ziele: Fähigkeit zur Erschließung von medien- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven auf Literatur, Anwendung von interdisziplinären und historisierenden Betrachtungsweisen anhand einer speziellen Themenstellung, Vorbereitung auf die Anfertigung einer BA-Arbeit.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es handelt sich um eine theorie- und lektüreintensive Veranstaltung. Neben der regelmäßigen Anwesenheit (max. drei Fehltermine) wird eine aktive Beteiligung am Seminargespräch erwartet.
1. Als primäre Diskussionsgrundlage dienen vorab verfasste Statements zu mindestens fünf Themenbereichen (inkl. dazugehöriger Texte und Werke) aus dem Programm im Umfang von max. einer A4 Seite, die spätestens 24 Stunden vor Beginn der jeweiligen Sitzung hochgeladen werden sollen. Im Falle von theoretischen Texten sollen die Statements pointiert die Kernthesen und Leitkonzepte herausarbeiten und ggf. mittels eines Beispiels verdeutlichen. Kritische Argumente sind ebenfalls willkommen. Im Falle von literarischen oder künstlerisch-gestalterischen Werken sollen die Statements nicht etwa Romanhandlungen oder Biografien von Autor*innen/Künstler*innen nacherzählen, sondern mögliche Interpretationsansätze, eigene Gedanken und Fragen v. a. auf der Basis der erarbeiteten Theorieansätze ausformulieren.
2. Die Kontextualisierung der Theorietexte und Primärwerke (Autor*in/Künstler*in, Epoche, Rezeption etc.) wird durch Expert*innen sichergestellt, die sich über diese Zusammenhänge informieren und kurze, mündliche Impulse (ohne Handouts oder Folien) zum Seminargespräch beisteuern. Länge: max. 5 Minuten, freies Referat erwünscht.
3. Verfassen einer Bachelorarbeit (30 Seiten Haupttext) mit vorheriger Absprache des gewählten Themas. Frist: 30.09.2021.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.

In die Beurteilung der Seminarteilnahme fließen die Teilleistungen wie folgt ein.

1. Teilnahme (40%)
- regelmäßige Lektüren
- schriftliche Statements
- Diskussionsbeiträge

2. Bachelorarbeit (60%)
- rechtzeitige Absprache des gewählten Themas
- Einreichung eines Exposés
- Verfassen einer BA-Arbeit (Umfang: 30 Seiten Haupttext)
- Frist: 30.09.2021.

Bewertungskriterien: Originalität und Relevanz der Themenwahl; klare Fragestellung/Hypothese; Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands; Argumentation/Stringenz; Methodenwahl und Methodenbewusstsein; sprachliches Niveau (Orthographie, Stil); gute wissenschaftliche Praxis (adäquate Recherche, Zitiertechnik).

Prüfungsstoff

Semesterprogramm

Literatur

Sämtliche theoretische Referenztexte werden über Moodle bereitgestellt. Die mit Sternchen (*) markierten Werke sollten angeschafft werden.

Liste der Primärtexte:
Walter Benjamin (1971 [1933]): Lichtenberg. Ein Querschnitt, in: Ders.: Drei Hörmodelle. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Friedrich von Borries (2010): Klimakapseln. Überlebensbedingunen in der Katastrophe. Berlin: Suhrkamp.*
Olga Flor (2015): Ich in Gelb. Roman. Salzburg: Jung und Jung.*
Marlen Haushofer (1999 [1963]): Die Wand. Roman. München: dtv.
Ernst Jandl (1970): Das Röcheln der Mona Lisa. Sprachspiel, BR/HR/NDR.
Zamp Kelp (2020): Luftschlosser. Ein Blick auf Haus-Rucker-Co/Post Haus-Rucker-Co. Leipzig: Spector Books.
Kurd Laßwitz (1890): Seifenblasen. Moderne Märchen. Hamburg: Leopold Voß.
Thomas Lehr (2005): 42. Roman. Berlin: Aufbau.
Paul Scheerbart (1986 [1913]): Lesabéndio: Ein Asteroiden-Roman. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Literaturhinweise:
Klaus Bach/Frei Otto (Hg.) (1988): Seifenblasen. Eine Forschungsarbeit des Instituts für Leichte Flächentragwerke über Minimalflächen (IL 18), Stuttgart: Krämer.
Lieven De Cauter (2004): The Capsular Civilization. Rotterdam: nai010 publishers.
Roland Innerhofer (2019): Architektur aus Sprache. Korrespondenzen zwischen Literatur und Baukunst zwischen 1890-1930. Berlin: Erich Schmidt.
Kisho Kurokawa (1977): Capsule Declaration. In: Metabolism Architecture. London: Studio Vista, S. 75-85.
Kate Mondloch (2018): A Capsule Aesthetik. Feminist Materialisms in New Media Art. Minneapolis/London: Univ. of Minnesota Press.
Peter Sloterdijk (1998): Sphären. Mirkosphärologie. Bd. I. Blasen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1998.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:15