Universität Wien

100232 VO NdL: Die anderen in mir - zur literarischen Gestaltung von Selbst- und Fremderlebnissen (2022S)

Ernst-Jandl-Dozentur für Poetik: Péter Nádas

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Termine:
MO, 7.3., 28.3., 4.4., 25.4., 16.5., 30.5., 20.6., 27.6. (Vorlesung Eder)
18.30-20.00

MO 2.5., 19.00-21.00
Péter Nádas:
"Haydn im Plattenbau"
1. Poetik-Vorlesung
Ort: Hörsaal 33, Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

MO 9.5., 19.00-21.00
Péter Nádas:
"Schreiben als Beruf"
2. Poetik-Vorlesung
Ort: Hörsaal 33, Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Zusätzlich: DI, 10.5, 17.00-19.00 Uhr: Vorbereitung Konversatorium
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien

Zusätzlich: DI, 10.5, 19.00-21.00: Konversatorium zu den Vorlesungen mit Péter Nádas.
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien

Zusätzlich: 17.-19.6. Obligatorische Teilnahme an der Exkursion zu der Verleihung des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik nach Neuberg an der Mürz (Zuschuss zu Kosten für Fahrt und Übernachtungen werden vom BKA/Kunstsektion übernommen: Abfahrt Wien: 17.6., ca. 11.00, Rückfahrt 19.6.) – bei Nichtteilnahme Kompensationsleistung (Essay)

Montag 07.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 28.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 04.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 25.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 02.05. 18:30 - 21:30 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 09.05. 18:30 - 21:30 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 16.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 30.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 20.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Montag 27.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 33 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Fremd- und Selbstdarstellungen von Erlebnisinhalten und Erlebnisweisen spielen in bedeutsamen Romanen und Erzählungen des 20. Und 21. Jahrhunderts eine besondere Rolle. Die Zuschreibung von psychischen Zuständen an sich selbst (1.-Person-Perspektive) und an andere (3.-Person-Perspektive) sei eine der zentralen und unverzichtbaren menschlichen Fähigkeiten, die das Schreiben und Rezipieren von Literatur möglich machen. Ausgehend von Dorrit Cohns bahnbrechender Studie "Transparent Minds" (1978) sollen in der Semestervorlesung Fragen nach der Erzählerperspektive bei der Darstellung von inneren Erlebnissen der literarischen Figuren gestellt werden.
Auch in den Prosawerken von Péter Nádas werden die psychischen Zustände (Empfindungen und Erlebnisse) der Figuren und des Erzählers literarisch dargestellt. Sei es, dass die Zustände und Vorgänge in anderen von einem Erzähler oder einer anderen Figur beschrieben werden, sei es, dass die Erzählerin oder eine Figur die je eigenen Erlebnisse und Empfindungen schildert.
Es stehen dabei mehrere unterschiedliche, aufeinander beziehbare Erlebnisarten und Gestaltungsverfahren auf dem Spiel, bei denen auch die Perspektive der Lesenden mit einbezogen wird:

- Antizipation des Erlebens der Lesenden. Welche sprachlichen Ankerpunkte einer zu erzählenden Szene werden den Lesenden angeboten, damit sie diese vervollständigen zum imaginären Erleben dieser Szene: als ob sie sie selbst in actu erlebten oder als ob sie sie selbst erlebt hätten und sie sich erinnernd vergegenwärtigten. Das kann aus der Perspektive der 3. Person oder der 1. Person erfolgen.

- Beschreibung der eigenen psychischen Zustände, der Widerstände, die einem solchen Bemühen entgegenstehen: was kann der Empfindende als sein Erleben unterscheiden von dem Konfabulierten – von einem durch sein theoretisches Wissen um innere Zustände, aber auch um physiologische Vorgänge, veränderten Erleben?

- Welche Einwirkung hat das, was er an anderen als Reaktion auf sein Verhalten wahrnimmt, auf die Einschätzung seiner eigenen inneren Zustände?

- manche ausgedehnte Passagen, die Erlebnisse der Personen darstellen, wirken so, als seien sie aus einer umfassenden Selbstbeobachtung des Schreibenden entstanden. Diese Selbstbeobachtung kann zum einen sein eigenes Erleben beim Vorstellen des thematisch Dargestellten zum Gegenstand haben. Zum anderen kann es aber eine leicht zeitversetzte Selbstbeobachtung des sprachlichen Darstellens sein: der Schreibende beobachtet seine Erlebnisse bei der Lektüre des von ihm gerade Geschriebenen und lässt diese Beobachtungen in die darauffolgenden Sätze einfließen. Oder aber diese Erlebnisse wirken auf eine allfällige Überarbeitung der Passagen zurück. Das Vorstellen des durch die Sprachgestalt Angeregten steht im Brennpunkt dieser letzteren Form der Selbstbeobachtung.

Diese Fragen sind die theoretische Leitlinie der Semestervorlesung. Neben Werken von Péter Nádas ("Parallelgeschichten", "Aufleuchtende Details", "Der eigene Tod") sollen Romane von Raphaela Edelbauer (ihr das Verhältnis von phänomenalem Erleben und Künstlicher Intelligenz auslotender Roman "DAVE") und Michael Lentz‘ "Schattenfroh" in ausgewählten Aspekten eine Rolle spielen. Einen weiteren Schwerpunkt wird die Frage nach der Gestaltung von Selbst in frühen Werken der österreichischen Neo-Avantgarde bei Konrad Bayer ("der sechste sinn", "der kopf des vitus bering") und Oswald Wiener ("die verbesserung von mitteleuropa, roman") ausmachen.

Péter Nádas wird zwei Poetikvorlesungen mit den Titeln „Haydn im Plattenbau“ (zum Verhältnis seines Schreibens zum Schreiben von Péter Esterházy) und „Schreiben als Beruf“ halten (siehe Anmerkungen zum Termin).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mündliche Prüfungen in der letzten Einheit (27.6.), weitere Termine in den Folgesemestern (lt. Vorgaben der Prüfungsordnung).

Zudem ist die Teilnahme an der Exkursion zu der Verleihung des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik nach Neuberg an der Mürz obligatorisch (Kosten für Fahrt und Übernachtungen werden vom BMKOES/Kunstsektion übernommen: Abfahrt Wien: 17.6., ca. 11.00, Rückfahrt 19.6., mittags) – bei Nichtteilnahme Kompensationsleistung (Essay)

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Lektüre und Überblick über die in der Vorlesungen besprochenen literarischen und theoretischen Texte; Anwendung der Theoriemodelle auf die literarischen Texte, die Gegenstand der Vorlesung sind. Kritische Reflexion der vorgestellten Theoriekonzepte.

Prüfungsstoff

Gesamter Semesterstoff und Poetikvorlesungen von Péter Nádas.

Literatur

Péter Nádas: Parallelgeschichten. Roman. Aus dem Ungarischen von Christina Viragh. Reinbek bei Hamburg 2013. (Ausgewählte Kapitel)

Raphaela Edelbauer: DAVE. Stuttgart 2021. (Ausgewählte Kapitel)

Dorrit Cohn: Transparent Minds. Narrative Modes for Presenting Consciousness in Fiction. Princeton, N.J., 1978. (Ausgewählte Kapitel)

Weitere Literatur wird in der Vorlesung bekanntgegeben und z.T. über Moodle bereitgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 01.02.2023 09:28