132102 KO Minderheitenliteratur (2018W)

Das Thema Minderheitenliteratur ist ein zentraler Bereich der vergleichenden Literaturwissenschaft. Es gibt Möglichkeiten literarische Assimilations- und Identitätskonstruktionsprozesse, Erscheinungsformen von Kulturtransfers, Versionen der Mehrsprachigkeit – zwischen programmatischem Nebeneinanderstellen von Dominanten- und Minderheitensprache einerseits und dem die „Selbstaufgabe“ demonstrierenden Sprachwechsel andererseits – zu untersuchen. Im Konversatorium wird das Thema anhand von Grenzbereichen mitteleuropäischer Literaturen diskutiert, so Romaliteratur, jüdische Literatur und deutschsprachige Minderheitenliteratur. Traditionelle Romaliteratur in der Form von Märchen und Liedern gibt es seit Generationen. Ein neueres Phänomen sind Erzählungen, die vielfach als Reaktionen auf Anforderungen von außen, nicht zuletzt von Seiten der Literaturwissenschaften entstanden sind. Die jüdische Minderheit gehört weder in Ungarn noch in Österreich zu den sogenannten anerkannten Minderheiten. Es erhebt sich daher die Frage, in welcher Hinsicht wir über eine jüdische Minderheitenliteratur in Ungarn oder in Österreich sprechen können. Deutsche Minderheitenliteratur in Ungarn ist insofern ein Randphänomen, weil ihre bekanntesten Vertreter sich nicht als solche ansehen. Eine Frage des Konversatoriums wird sein, was diese Distanzierung im Werk von Autoren wie Terézia Mora bedingt. Ziel der Veranstaltung ist es, einen komparatistischen Zugang zu den Literaturen Mitteleuropas zu eröffnen.