Universität Wien

160006 VO Affekte, Rhetorik und Symbolik in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts (2023S)

Probleme der 'historischen' Deutung von Musik

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 08.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 15.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 22.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 29.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 19.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 26.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 03.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 10.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 17.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 24.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 31.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 07.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 14.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
Mittwoch 21.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Hat Johann Sebastian Bach „Das Musikalische Opfer“ nach dem Modell von Quintilians Institutio Oratoria komponiert? Verwendet Josquin Desprez wirklich kreisartige Melodien als Symbol für die Brüste der stillenden Maria? Haben deutsch-österreichische Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts normierte kompositorische Mittel, oft in Anlehnung an die Rhetorik, für die Darstellung von bestimmten Affekten verwendet? In Texten über die Interpretation Alter Musik finden sich gelegentlich Aussagen, welche die Bedeutung von Affekten und Rhetorik für die kompositorische Praxis hervorheben. Obwohl seit langer Zeit eine berechtigte Skepsis über die „Affektenlehre“ und die oft damit verbundene „Figurenlehre“ der musikalischen Rhetorik herrscht, findet man noch heute Publikationen, die als katalogartige Handbücher solche Lehren als Selbstverständlichkeit der deutschen Musiktheorie des 17. und 18. Jahrhunderts propagieren. Das Internet strotzt vor Videos, Tutorials und Websites, meist von Interpret*innen, welche diese Lehren als Voraussetzung für die historisch informierte Aufführungspraxis vermitteln, was die Faszination zeigt, die eine solche ‚Hermeneutik der Alten Musik‘ auf Musiker*innen ausübt.
Kritische Stimmen haben bis vor Kurzem darauf hingewiesen, dass eine einheitliche Affekten- und Figurenlehre eigentlich eine Erfindung der Musikwissenschaft ist, die vor allem im frühen 20. Jahrhundert im Zuge einer Verwissenschaftlichung der „musikalischen Hermeneutik“ (Kretzschmar) und im Rahmen der Bachforschung auf der Suche nach einer Form von symbolischer Deutung von Musik war. Dies bedeutet zwar nicht, dass die überlieferten Aussagen über Affekte und Rhetorik in den theoretischen Quellen (wie z.B. die Schriften Matthesons) dabei keinen historischen Wert in der Forschung und in der Aufführungspraxis haben. Sie sind aber quantitativ nicht ausreichend und zu widersprüchlich, um von einer ‚Lehre‘ im Sinne eines kohärenten praxisbezogenen Systems zu sprechen. Die Sachlage ist auch durch die Beiträge der evangelischen Bachforschung verkompliziert worden, deren sehr verbreitete ‚bildliche‘ Symbologie eigentlich in keiner musiktheoretischen Quelle aus der Zeit dokumentiert wird.
Die Vorlesung möchte daher die Thematik der musikalischen Affekte und Figuren in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts nicht in Form eines einfachen Regelsystems vermitteln, sondern als problembehafteten Gegenstand der Forschung zur Diskussion stellen und als Anregung für die Frage nach der Deutung von (Alter) Musik dienen. Folgende Themenkomplexe stehen im Mittelpunkt: Musikalische Rhetorik und Affektenlehre: Unterschiede und Zusammenhänge – Was die Quellen erzählen: die Tradition der deutschen musikalischen Rhetorik im 17. und frühen 18. Jahrhundert – Probleme und Widersprüche: die Kritik an der musikalischen Figurenlehre – Musik und Affekt in der Kultur der frühen Neuzeit – Nur ein deutsches Phänomen? Affekte in der französischen Tradition – Die Realisierung des Affekts in der deutschen Musiklehre und in der Kompositionspraxis des 17. und 18. Jahrhunderts – Affektenlehre und Figurenlehre in der Fachgeschichte – Zum Problem der musikalischen Bedeutung (mit besonderer Berücksichtigung der älteren Musik) – Musik, Emotion und Affekt: der ‚affective turn‘ in den Kulturwissenschaften.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung. Die Studierenden müssen den Inhalt der Vorlesung und die Plichtlektüren kennen und auf die entsprechenden Fragen bei der Prüfung antworten (Antworten auf Englisch sind möglich). Als Hilfsmittel darf ein Wörterbuch verwendet werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestens 50 % der erreichtbaren Punkte. Für jede Frage kann man je nach Antwort eine unterschiedliche Zahl an Punkten bekommen.

Prüfungsstoff

Für die Prüfung müssen die in Moodle angegebene Pflichtlektüren gelesen werden.

Literatur

Literatur wird im Rahmen der Vorlesung angegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA: HIS-V2, FRE
MA (2008): M01, M02, M03, M04, M05, M07, M14, M15
MA (2022): MUS, H.1, H.2, E.HIN, H.HIN, S.HIN
EC: EMG2

Letzte Änderung: Mi 15.03.2023 17:48