Universität Wien

170212 PS Proseminar "Konzepte und Techniken von Schau/Spiel" (2022S)

Das Theater der Übersetzung. Dekoloniale Inszenierungsstrategien (AT)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Anwesenheit in der ersten Sitzung ist obligatorisch.

Dienstag 08.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 15.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 22.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 29.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 05.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 26.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 03.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 10.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 17.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 24.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 31.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 14.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 21.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Dienstag 28.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Neben Augenzeugen und Boten treten auf den Bühnen des angehenden 21. Jahrhunderts immer häufiger Übersetzer*innen-Figuren auf, die nicht nur den Romantizismus selbstidentischen Sprechens, sondern auch das Phantasma intakten und verlässlichen Zitierens, Referierens und Berichtens ad absurdum führen. Insofern sie weder Autor*innen noch Zeug*innen der mitgeteilten Erfahrung sind, können sie nicht mehr vollends für das Gesagte bürgen und sind zur unmöglichen Aufgabe gezwungen, eine Kohärenz der Rede dort herzustellen, wo diese lediglich aus Fragmenten besteht bzw. aus Bruchstücken von Erinnerungen, Überlieferungen oder sogar aus reinen Spekulationen erst zusammengesetzt werden muss. Im ‚Theater der Übersetzung‘ treten Sprecher*innen als nicht immer verlässliche Quellen, aber als gesellschaftlich dennoch engagierte Akteur*innen in Erscheinung. Im Seminar beschäftigen wir uns mit der Frage, welche kreativen Prozesse bei der Übersetzung stattfinden und wie diese die Repräsentationspolitik des Theaters beeinflussen.

Ein eklatantes Beispiel für das Theater der Übersetzung stellen neben dokumentarisch angelegten Theaterarbeiten (Hans-Werner Kroesinger, Yael Ronen) die Inszenierungen von Elfriede Jelineks Texten dar, in denen die Stimmen von ums Leben gekommenen Zeug*innen ("Rechnitz (Der Würgeengel)") oder Flüchtenden ("Die Schutzbefohlenen") übersetzt, projiziert, fiktionalisiert werden. Aber auch in postkolonialen Zusammenhängen kommen szenische Übersetzungen von tradierten und dominanten Narrativen als subversive Artikulationsformen zum Ausdruck. Die Praxis des "re-writing" oder des "writing back" macht auch im Feld der performativen Künste Furore. Untersucht und theoretisch fundiert werden sollen außerdem künstlerische Performanzen der Übersetzung, die sich von der Logik realitätstreuer Rekonstruktionen und Reenactments emanzipieren.

In ihrem Konzept über „Die Politik der Übersetzung“ plädiert Gayatri Spivak dafür, dass die Pflicht der Übersetzerin darin bestehe, „das rhetorische Schweigen des Originals“ zum Ausdruck zu bringen. Szenische Übersetzungen, die Spivaks Imperativ folgen und u.a. in William Pope.Ls "Crowlings", in Ibrahim Quaraishis "Lost Codes" oder in Satch Hoyts "Hair Combing Cycle 1530" zum Ausdruck kommen, konturieren Bezugnahmen auf rassistische Erfahrungen, deren Logik der Praxis des Reenactments entgegengesetzt ist. Untersucht und theoretisch fundiert werden sollen künstlerische Performanzen jenseits einer realitätstreuen Rekonstruktion, Resonanzräume also, in denen Geschichte(n), die sich einer naturalistischen Vergegenwärtigung widersetzen, eine Artikulation finden können.

Neben der Analyse von dramaturgischen Strategien der Übersetzung in Theater, Tanz und Performance bildet auch die Diskussion zentraler Theorien der Übersetzung (Benjamin, Bhabha, de Man, Spivak) einen wichtigen Schwerpunkt des Seminars.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Präsenz, aktive Mitarbeit, Lektüre, Reaction Paper, Referat, schriftliche Abschlussarbeit oder Bachelorarbeit.

Die Seminarleistung setzt sich aus aktiver und regelmäßiger Mitarbeit bzw. aus einem Reaction Paper bzw. Bachelorarbeit (70%), einem Kurzreferat (30%) zusammen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für den Abschluss der Lehrveranstaltung ist die Anwesenheit in der ersten Sitzung erforderlich. Es sind maximal 3 Fehlstunden aus gesundheitlichen, beruflichen oder privaten Gründen möglich. Falls Sie mehr als dreimal fehlen müssen, nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf, damit wir nach einer individuellen Lösung suchen können.

Studierende, die in der ersten Sitzung abwesend sind, müssen nach Vorgabe der Studienordnung von der Lehrveranstaltung wieder abgemeldet werden.

Für den Abschluss der Lehrveranstaltung ist die positive Beurteilung aller Einzelleistungen erforderlich.

Prüfungsstoff

Alle Themenbereiche der Lehrveranstaltung.

Literatur

Die Lektüretexte und alle anderen Hilfsmaterialien werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben und auf Moodle bereitgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 07.04.2022 11:30