Universität Wien

170214 UE Übung "Körperpraktiken und Geschlechterinszenierungen" (2018W)

Re:produktion. Biopolitische und ästhetische Perspektiven zur Vervielfältigung des Lebendigen

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anmeldung: Die selbstständige Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend. Eine nachträgliche Anmeldung ist nicht möglich. Die Anmeldezeiten entnehmen Sie bitte unserer Homepage unter https://spl-tfm.univie.ac.at/studium/

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit: Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung. Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Plagiate: Prüfungsleistungen und Prüfungszugänge, die durch das Verwenden unerlaubter Hilfsmittel oder durch absichtsvolles Plagiieren erlangt werden, werden laut Satzung der Universität Wien (§13, §74) nicht beurteilt, sondern im Sammelzeugnis untilgbar mit (X) bewertet. Dies ist auch nach bereits erfolgter Benotung rückwirkend möglich, wenn sich der Tatbestand des Plagiats erst im Nachhinein erweisen sollte. Als Plagiat gilt die absichtsvolle und undeklarierte Übernahme von fremdem geistigen Eigentum ohne Angabe der Quelle; der Begriff des Plagiats umfasst dabei wörtliche Zitate ebenso wie übersetzte Übernahmen und Paraphrasen.

Weitere Infos zum Studium finden Sie unter https://spl-tfm.univie.ac.at/

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Fortpflanzung, die Erziehung des Nachwuchses, die Pflege kranker und alter Personen, die Zube­reitung von Essen, die Instandhaltung des Haushalts sowie die mitfühlende Sorge um den emo­tionalen Zustand des Selbst und der Anderen – als „Reproduktionsarbeit“ werden diese Tätigkei­ten zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des Lebens dem häuslichen, familiären Alltag zugerechnet und gewöhnlich vom „produktiven“ Bereich der Erwerbsarbeit unterschieden. Sollte noch Hannah Arendt in ihrem Werk 'Vita Activa' diesen Tätigkeiten im Gegensatz zur Produktion materieller Dinge und dem politischen Handeln nur eine geringfügige Rolle für die Konstitution des menschlichen Gemeinwesens zuteilen, so bildet ihre Regulierung und Kontrolle seit dem 19. Jahrhunderts doch einen zentralen Bestandteil jener Formen der Macht, die Michel Foucault als „Biopolitik“ bezeichnet hat.

Im ersten Teil der Lehrveranstaltung werden wir uns nach einer grundlegenden Einführung in das Konzept der Reproduktion mit feministischen, dekonstruktiven und biopolitischen Theorie­konzepten (Silvia Federici, Roberto Esposito, Judith Butler, Lauren Berlant) beschäftigen. Wie verändern sich Begriffe und Kategorien wie „Leben“, „Familie“, „Person“ „Produktivität“ und „agency“, wenn man sie vor dem Hintergrund eines historisch wandelbaren Konzepts reproduk­tiver Tätigkeiten betrachtet? In welchem Zusammenhang stehen die Naturalisierung der Repro­duktion und ihrer ökonomische Marginalisierung mit Machtkategorien wie gender, race und class sowie normativen Vorstellungen der Differenz von Mensch und Tier?

Im zweiten Teil des Seminars werden diese Fragen anhand filmischer (Chantal Akerman, Anka und Wilhelm Sasnal, Athanasios Karanikolas) und performativer Auseinandersetzungen (Pauline Boudry und Renate Lorenz, Johannes Paul Raether, Terre Thaemlitz) mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Reproduktion und reproduktiver Arbeit weitergeführt und vertieft. Dabei soll es insbesondere um das Verhältnis von biopolitischem Wissen zu ästhetischen Formen des Wissens gehen. Mit welchen ästhetischen Strategien werden Verhältnisse von Körpern, Macht und Tätigkeitsformen sichtbar gemacht und inszeniert? Welche Imaginationen eines vervielfältigten Lebens werden dabei dies­seits einer Repräsentation reproduktiver Tätigkeiten und eines „domestic realism“ (Helen Hester) entworfen und wie erweitern diese unsere Vorstellung davon, was als wertvoller Ausdruck von Lebendigkeit und lebendigen Tätigseins gelten kann?

  • Freitag 02.11. 10:00 - 16:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
  • Freitag 23.11. 09:45 - 14:45 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
  • Samstag 24.11. 10:00 - 16:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
  • Freitag 11.01. 15:00 - 20:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
  • Samstag 12.01. 15:00 - 20:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

- Erwerben theoretischer Kenntnisse zur Biopolitik, zur kulturellen, politischen und ökonomischen Normierung von Konzepten wie „Leben“, „Familie“, „Person“ und „Produktivität“
- Kritische Analyse kultureller Regeln, Praktiken und Aushandlungen
- Übung kritischer Textlektüre
- Erwerben von Kenntnissen zur kritischen Beurteilung ästhetischer Strategien in verschiedenen Medien (Film, Fotografie, Performance)
Methoden:
Close reading; Referate; Gruppenarbeit; Sichtungen von Filmen, Performances, Fotografien

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mögliche Kombinationen :

1) Referat/Gruppenpräsentation + Hausarbeit
2) Referat/Gruppenpräsentation + Thesenpapiere zu 2 Texten/künstlerischen Beispielen
3) Thesenpapiere zu 2 Texten/ künstlerischen Beispielen + Hausarbeit

Die Gewichtung der jeweiligen Prüfungsleistungen beträgt 50%.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit in Einheiten der Lehrveranstaltung, Lektüre der Seminartexte und Schreiben von Zusammenfassungen, aktive Mitarbeit (Diskussion, Filmsichtungen, Referat, Sitzungsmoderation)

Beurteilungsmaßstab für die schriftliche Prüfungsleistung: Inhaltliche Korrektheit, sprachliche Präzision, Schlüssigkeit der Argumentation, nachvollziehbare Gliederung, erkennbare Fragestellung, sinnvolle Verknüpfung von Theorie und Gegenstand

Prüfungsstoff

Eigenständige Vorbereitung der Pflichtlektüre, Filmsichtungen, Referate bzw. Sitzungsmoderation.

Literatur

Arendt, Hannah, Vita activa oder Vom tätigen Leben, München 2007.
Berlant, Lauren, „Slow Death: Sovereignty, Obesity, Lateral Agency”, in: Critical Inquiry, 33, 4, 2007, S. 754–780.
Butler, Judith, Gefährdetes Leben, Frankfurt/M. 2005.
Esposito, Roberto, Bìos, Biopolitics and Philosophy, Minneapolis 2008.
Federici, Silvia, Revolution at Point Zero: Housework, Reproduction, and Feminist Struggle, Brooklyn, Oakland 2012.
Hester, Helen, „Promethean Labors and Domestic Realism“, online: http://www.e-flux.com/ar­chitecture/artificial-labor/140680/promethean-labors-and-domestic-realism.

Eine ausführliche Literaturliste wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt. Die Texte werden online abrufbar sein.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21