Universität Wien

170215 UE Übung "Körperpraktiken und Geschlechterinszenierungen" (2019W)

Body Politics / Körper Text. Reflexion künstlerischer Prozesse ausgewählter Performance-Theater- Produktionen des brut Wien (Saison 19/20) unter besonderer Berücksichtigung von Körper, Politik(en) und Queer Theory. Wurmdobler geblockt BA

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anmeldung: Die selbstständige Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend. Eine nachträgliche Anmeldung ist nicht möglich. Die Anmeldezeiten entnehmen Sie bitte unserer Homepage unter https://spl-tfm.univie.ac.at/studium/

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit: Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung. Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Plagiate: Prüfungsleistungen und Prüfungszugänge, die durch das Verwenden unerlaubter Hilfsmittel oder durch absichtsvolles Plagiieren erlangt werden, werden laut Satzung der Universität Wien (§13, §74) nicht beurteilt, sondern im Sammelzeugnis untilgbar mit (X) bewertet. Dies ist auch nach bereits erfolgter Benotung rückwirkend möglich, wenn sich der Tatbestand des Plagiats erst im Nachhinein erweisen sollte. Als Plagiat gilt die absichtsvolle und undeklarierte Übernahme von fremdem geistigen Eigentum ohne Angabe der Quelle; der Begriff des Plagiats umfasst dabei wörtliche Zitate ebenso wie übersetzte Übernahmen und Paraphrasen.

Weitere Infos zum Studium finden Sie unter https://spl-tfm.univie.ac.at/

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Termine:5.00-16.30 Uhr: Einführung (Uni Wien), 2H510, UZA II, Rotunde

Samstag, 05.10., 1Samstag, 19.10., 10.00-16.00 Uhr: Block 1: Zu Ingri Fiksdal und Freundliche Mitte (Uni Wien), 2H510, UZA II, Rotunde

Samstag, 16.11., 12.00-17.00 Uhr: Block 2: Zu Stefanie Sourial und Mirjam Sögner (Uni Wien) ACHTUNG: Dieser Block findet im STUDIO BRUT (7., Zieglergasse 25) statt.

Samstag, 07.12., 10.00-16.00 Uhr: Block 3: Zu the que_ring drama project und Tania El Khoury (Uni Wien) 2H415, UZA II, Rotunde

Samstag, 25.01., 10.00-15.00 Uhr: Abschlussblock: Zu Elisabeth Bakambamba Tambwe, 2H510, UZA II, Rotunde

Dazu kommen ca. 2 Probenbesuche (beide im studio brut, 7., Zieglergasse 25):
Freitag, 18.10., 16–18 Uhr: Stefanie Sourial COLONIAL COCKTAIL, VOL 3
Samstag, 9.11., 14–16 Uhr: the que_ring drama project: DARK REVOLUTIONS

Vorstellungsbesuche im brut Wien:
Folgende Vorstellungen können zu einem stark ermäßigten Preis besucht werden. Ein Besuch je Produktion ist Pflicht, der Termin kann frei gewählt werden.

Ingri Fiksdal: "Diorama": Sa 05.10. / So 06.10., jeweils 17.30 Uhr (Seestadt)

Freundliche Mitte: "Oratorio Europa": Di 08.10. / Do 10.10. / Fr 11.10. / Sa 12.10., jeweils 19.00 Uhr / So 13.10., 16 Uhr (studio brut, Zieglergasse 25, 1070 Wien)

Stefanie Sourial: "Colonial Cocktail, Vol. 3": Mi 23.10. / Do 24.10. / Fr 25.10. / Sa 26.10. / Mo 28.10. / Di 29.10., jeweils 19.00 Uhr (studio brut)

Mirjam Sögner: "Speaking Volumes": Do 07.11. / Fr 08.11. / Sa 09.11., jeweils 20.00 Uhr (brut im Kosmos Theater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien)

the que_ring drama project: "Dark Revolutions": Do 14.11. / Fr 15.11. / Sa 16.11. / Di 19.11. / Mi 20.11. / Do 21.11. / Fr 22.11. / Sa 23.11., jeweils 19.00 Uhr (studio brut)

Tania El Khoury: "Gardens Speak": Do 28.11. (17.00 Uhr / 18.00 Uhr / 19.00 Uhr / 20.00 Uhr) / Fr 29.11. (17.00 Uhr / 18.00 Uhr / 19.00 Uhr / 20.00 Uhr) / Sa 30.11. (16.00 Uhr / 17.00 Uhr / 18.00 Uhr / 19.00 Uhr / 20.00 Uhr) / So 01.12. (14.00 Uhr / 15.00 Uhr / 16.00 Uhr / 17.00 Uhr / 18.00 Uhr) (brut in der Galerie Die Schöne, Kuffnergasse 7, 1160 Wien)

Elisabeth Bakambamba Tambwe: "Carré Noir": Mi 08.01.2020 / Do 09.01. / Fr 10.01. / Sa 11.01., jeweils 19.00 Uhr (studio brut)


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Nacktheit, Gewalt, Grenzerfahrungen, Bewegung, Ruhe, Kostümierung, Maske: Im Performance-Theater übernehmen die Körper der Performer*innen aber oft auch des Publikums zentrale Funktionen, die weit über das Ästhetische hinausgehen. Körper ist Sprache, ist Text, wichtigstes Ausdrucksmittel, Ort des Widerstands und politische Botschaft, Ausdruck feministischer und/oder queerer Praktiken. Anhand ausgewählter Produktionen aus dem Spielplan des brut Wien, das im Winter 2019/20 einen Schwerpunkt hinsichtlich Politik(en) in der zeitgenössischen Performance legt, sollen in dieser Übung Herangehensweisen zu Körper und Politik untersucht werden. So setzt sich die norwegische Künstlerin Ingri Fiksdal mit ihrem ortsspezifischen Projekt „Diorama“ mit urbanen Landschaften in unterschiedlichen Städten und Kontexten, dem Faktor Zeit, Umwelt(schutz) und Szenografie als ökologische Praxis von Körpern – menschlich und artifiziell – auseinander. In „Oratorio Europa“ macht das Kollektiv Freundliche Mitte (u.a. Gerhild Steinbuch) gemeinsam mit einem Chor und dem Musiker Bernhard Fleischmann das Erstarken der Neuen Rechten in Europa zum Thema und versucht, kollektiv eine positiv besetzte Gegenstimme zu schaffen: Ein Oratorium, das den Körper nicht überschreibt, sondern als eigenes Monument sichtbar macht. Die Wiener Performancekünstlerin Stefanie Sourial recherchiert in „Colonial Cocktail“ performativ-erzählerisch 400 Jahre europäische Kolonialgeschichte anhand von Spirituosen; immer auch die Geschichte von körperlicher Gewalt, Unterdrückung und Krankheit. Die libanesische Künstlerin Tania El Khoury erzählt in „Gardens Speak“ von alltäglichem Widerstand in ihrer Heimatregion. In der interaktiven Soundinstallation „Gardens Speak“ birgt Tania El Khoury Fragmente von zehn Syrer*innen, deren Familien dazu gezwungen wurden, die Getöteten im eigenen Garten zu beerdigen. Jeden der Lebenswege hat sie gemeinsam mit Freunden und Familienmitgliedern der Verstorbenen recherchiert, um deren Geschichten so zu erzählen, wie sie es vielleicht selbst getan hätten. Dokumentarische Tonaufnahmen ergänzen die Episoden, die zum bewegenden Dokument der letzten Momente im Leben der Verstorbenen wurden.
Um Umwelt, Rohstoffabbau, Zersiedelung und Turbolandwirtschaft und die Menschheit geht es in Mirjam Sögners choreographischem Projekt „Speaking Volumes“. In der Fortsetzung von Gin Müllers que_ring drama project untersuchen verschiedene Gruppen, wie sich patriarchales, rassistisches, religiöses und kapitalistisches „westliches“ Verständnis von „abendländischer“ und „weißer“ Kultur in die Dramen- und Filmgeschichte eingeschrieben hat. Die Choreografin Elisabeth Bakambamba Tambwe geht in „Carré Noir“ der Frage des schwarzen Körpers als Ort des Widerstands nach: „This is a body playing with identification systems, aesthetic, social and even political codes that are being projected on it“.

Die Übung wurde gemeinsam mit brut Wien konzipiert und in enger Absprache mit der Dramaturgie erarbeitet. Studierende sollen Aufführungen aber auch Probenprozesse erleben, wir besprechen und analysieren die Performances unter den oben beschriebenen Gesichtspunkten und erfahren in Gesprächen mit Künstler*innen Näheres zu Absichten und Hintergründen.

Ziele:
Studierende lernen bei Aufführungs- und Probenbesuchen, bei Hintergrundgesprächen Künstler*innen und ihre Arbeitsweisen kennen, die sich mit Körper und Politik mit unterschiedlichen Ansätzen beschäftigen. Diskussionen und Feedback – mündlich wie schriftlich – sind dabei zentrales Anliegen; Studierende sollen die Möglichkeit haben, anhand künstlerischer Position Fragen zu formulieren und kritisch zu reflektieren.

Methoden:
Die Herangehensweise beinhaltet den Lehrzielen entsprechend dialogisch-verbale, kognitiv-beschreibende und beobachtend-reflektierende Arbeitspraxen in Wort und Schrift. Diese kommen in Form von Hintergrundgesprächen, Dialogen, Talks, Diskussionen oder Feedbackrunden nach Vorstellungs- und Probenbesuchen zum Einsatz.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es handelt sich um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung. Voraussetzung sind aktive Mitarbeit und Teilnahme, mündliche Präsentationen im Rahmen von Gruppenarbeiten und eine schriftliche Arbeit (Kritik, Beschreibung, Aufführungsanalyse, Reflexion) zu einer der behandelten Produktionen.
Prozentuale Gewichtung von zu erbringenden Teilleistungen:
Mitarbeit/Diskussionen: 30 %
Präsentation/Gruppenarbeit: 30 %
Schriftliche Arbeit: 40 %

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Beschränkte Teilnehmer*innenzahl (max. 40 Teilnehmer*innen). Bedingung zur Absolvierung dieser Lehrveranstaltung sind Anwesenheit und die Bereitschaft, die für die Lehrveranstaltung relevanten Aufführungen des brut-Spielplans zu besuchen.

Prüfungsstoff

Literatur

Weiler, Christel u. Roselt, Jens (Hg.): Aufführungsanalyse: Eine Einführung. Stuttgart: UTB Verlag 2017.

Performativität : eine Einführung
 Fischer-Lichte, Erika, 1943- [VerfasserIn] Bielefeld : Transcript-Verl. ; 2012

Fischer-Lichte, Erika: „Verkörperung/Embodiment. Zum Wandel einer alten theaterwissenschaftlichen in eine neue kulturwissenschaftliche Kategorie“. In: Dies./Horn, Christian/Warstat, Matthias (Hg.): Verkörperung. Tübingen u.a.: Francke Verlag 2001, (= Theatralität 2), S. 11–25.
Körper-Inszenierungen : Präsenz und kultureller Wandel
Fischer-Lichte, Erika, 1943- [HerausgeberIn] Tübingen : Attempto ; 2000

Performance-Kunst und Ritual: Körper-Inszenierungen in Performances
Fischer-Lichte, Erika [VerfasserIn] 2000
Hardt, Yvonne: „Körperlichkeit“. In: Fischer-Lichte, Erika/Kolesch, Doris/Warstat, Matthias (Hg.): Metzler Lexikon Theatertheorie. Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler 2005, S. 178–186.

Apostolou-Hölscher, Stefan, Vermögende Körper: zeitgenössischer Tanz zwischen Ästhetik und Biopolitik, Bielefeld: transcript 2015.
Performance, Politik, Gender ; Margit Niederhuber ; Katharina Pewny ; Birgit Sauer (Hg.), Wien, 2007
Counsell, Colin, Performance, Embodiment and cultural Memory, Newcastle upon Tyne: Cambridge Scholar Publishing 2009
Franziska Bergmann: Gespräch mit Gin/i Müller, An der Schnittstelle. Theater und Performance zwischen Theorie und politischem Aktivismus, S. 223 -232.

Butler, Judith, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt am Main: Routledge 1991.
Butler, Judith, Die Macht der Geschlechternormen, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009.
Paula-Irene Villa, „Intelligible Geschlechter“ + „Materielle Körper“, in: Judith Butler, Frankfurt: Campus 2003, 59–101

Degele, Nina. Gender/Queer Studies - Eine Einführung. München: W. Fink (UTB) 2008.
Barbara Paul / Johanna Schaffer (Hg.): Mehr(wert) queer – Queer Added (Value) Visuelle Kultur, Kunst und Gender-Politiken – Visual Culture, Art, and Gender Politics Transcript Verlag

Fiksdal, Ingri: Affective Choreographies, Oslo 2018

Die Literaturliste wird ggf. noch ergänzt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 09.10.2019 13:48