Universität Wien

170232 PS Proseminar "Theatrale und mediale Räume" (2021S)

Angst/Lust und der homo cinematicus

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Die LV findet bis auf Weiteres DIGITAL statt!

Termine:

DI 09.03.2021_13.15-14.45
DI 16.03.2021_13.15-16.30
DI 13.04.2021_13.15-16.30
DI 27.04.2021_13.15-16.30
DI 11.05.2021_13.15-16.30
DI 01.06.2021_13.15-16.30
DI 15.06.2021_13.15-16.30
DI 29.06.2021_13.15-14.45


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt
Der Kurs geht von zwei grundlegenden Prämissen der Medien- und Filmtheorie aus: 1. Der Annahme, dass Menschen mit Medien eine anthropologische Konstante verbindet: das Bedürfnis mediale Erfahrungen zu machen, in fiktive Welten einzutauchen und sich in ihnen zu verlieren. Und 2. der Annahme, dass dieser Vorgang mit einer lust-, und zugleich angstbasierten Dynamik verbunden ist. Der Dualismus aus Angst und Lust zeigt sich nicht nur im psychoanalytischen Begriff der Angstlust und des Abjekten, wie er etwa bei Julia Kristeva und Siegmund Freud durchscheint. Auch im frühkinematografischen Mythos vom einfahrenden Zug auf der Leinwand und dem davor weglaufenden Publikum sowie in der komödiantisch angelegten, die dargestellte Leinwand-Wirklichkeit als die eigene begreifenden „film rubes“ ist die Frage nach dem homo cinematicus (Wilhelm Stapel 1919, Andreas Killen 2017) enthalten.
Die Frage nach der Lust am und der Angst vor dem Medialen steht dabei vor allem in enger Verbindung zu medienpolitischen Fragen danach, welche Subjekte besonders unter Lust/oder Angst „leiden“ - sich also besonders gut überwältigen lassen (im Diskurs selbst scheinen das problematischerweise besonders Frauen, Kinder, unerfahrene Zuschauende sowie Kinobesucher*innen vom Lande zu sein): so etwa in Siegfried Kracauers Text „Die Ladenmädchen gehen ins Kino“ oder in Allison Griffiths Untersuchung des männlichen Publikums von Panoramen mit Kriegsdarstellungen. Die Frage nach der Angst vor dem Kino, die Francesco Casetti kürzlich in seinem Artikel „Why Fears Matter. Cinephobia in Early Film Culture“ (2018) thematisiert hat, ist also vor allem ideologischer und zugleich subversiver Natur: Sie gibt Aufschluss darüber, wie rezipierende Subjekte in verschiedenen Zeit-Räumen konzipiert und politisch aufgeladen wurden.

Ziele
Der Kurs nimmt sich diese theoretische Basis zum Ausgangspunkt, um Angst und Lust im Angesicht des Medialen innerhalb verschiedener Zeit-Räume zu betrachten: im Deutschland der 1920er Jahre, wo Industrialisierung und Unterhaltungspaläste die Frage nach der Selbstverortung erneut stellten; in der Tschechoslowakei der 1960er Jahre, wo avantgardistische Multi-Spektakel im Kontext von Weltausstellungen für eine Revolutionierung der sonst antidemokratischen Strukturen sorgten; im Amerika der 1980er Jahre, wo durch aufkommende digitale und tragbare Technologien, durch die bestehende AIDS-Krise und die dritte Welle der Frauenbewegung ein künstlerisches Umfeld des videoaktivistischen Auseinandersetzung mit Angst/Lust entstand; und im Heute der medialen Prämissen des Nahost-Konflikts, wo Apps wie iNakba oder auch die forensischen Arbeiten von Forensic Architecture oder Bellingcat für eine digitale Neuverortung der konfliktbasierten Angst/Lust sorgen.

Methoden
Der Kurs bringt also historische mit zeitgenössischen Epochen und Beispielen zusammen, er verwebt bekanntere und unbekanntere, beforschte und noch eher unbeforschte Zeit-Räume des Medialen – entsprechend des Vorschlags von Andrea Seier (2019) untersucht er „verstreute Medieneffekte“ in ihrer Heterogenität und ihrer diskursiven Verortung in ganz spezifischen Machtgefügen.
Geplant ist, die zweiwöchig stattfindende Kursstruktur 1. mit einem theoretischen Einführungsteil zu grundieren, 2. anhand der zeiträumlichen Beispiele konkrete Fallstudien zu bearbeiten und 3. die Perspektive des zeitgenössischen Erlebens über Kleingruppenexkursionen in die Wiener Kunst- und Kulturszene auf den eigenen Erfahrungshorizont der Kursteilnehmer*innen zu übertragen. Geplant sind etwa der Besuch von Filmfestivals, von Theaterkollektiven und Ausstellungen – die Machbarkeit der Exkursionen hängt allerdings von den Entwicklungen der Pandemie ab.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

60% der Note werden für eine schriftliche Teilleistung am Ende des Kurses vergeben;
40% der Note werden für eine mündliche/organisatorische Teilleistung im Kurs vergeben

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Der Kurs ist eher für Studierende gedacht, die das Aufbaumodul schon absolviert haben und bereits mit historischem, theoretischem und kontextualisierend-politischem Arbeiten vertraut sind. Grundlagentexte sind für diesen Kurs nicht vorgesehen.
- Der Kurs wird bevorzugt als digitale Veranstaltung stattfinden. Je nach Entwicklung ist jedoch eine (Teil-)Durchführung in Präsenz denkbar. Die konkrete Kursstruktur wird sich auch nach den Wünschen der Teilnehmer*innen richten.

Prüfungsstoff

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 21.04.2021 11:26