Universität Wien

170542 UE Die Krankheiten der Gesellschaft, die Gesellschaft der Krankheiten. (2022W)

Kulturelle Konstruktionen von dis/ability, Trauma und Alter

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Im Fall von einem digitalen Semester wird die Lehrveranstaltung zu den geplanten Zeiten digital größtenteils synchron stattfinden.

Montag 10.10. 09:45 - 11:15 Digital
Montag 24.10. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 07.11. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 21.11. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 05.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 09.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 16.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 23.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 30.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Lockdowns, Selbstisolation, Depression. Spätestens mit der andauernden Pandemie und deren direkten Folgen ist vielen in der gegenwärtigen Gesellschaft schmerzlich bewusst geworden, wie unmittelbar Krankheiten in das soziale Gefüge und deren Strukturen eingreifen, aber genauso wie (Sub)Gesellschaften die Bedeutung(en) von Krankheiten diskursiv schaffen und folgenreiche Entscheidungen für alle Beteiligten treffen. Von der „wuhan flu“ zum „schwedischen Modell“ haben gesellschaftliche Diskussionen zu Krankheiten und Entscheidungen seitens Regierungen maßgebliche Auswirkungen auf die Bevölkerung, wobei je nach struktureller Position innerhalb der Gesellschaft die eigene (systemische sowie körperliche) Verwundbarkeit ganz unterschiedlich sein wird. Letztlich kann man zwar Krankheiten und der Leidensdruck der Betroffenen kaum leugnen, aber entlang von hegemonial kulturellen Deutungen ist das Leben mit Krankheiten, Beeinträchtigungen, Traumata u.ä. stets in ein machtvolles Geflecht von Diskursen, kulturellen Konstruktionen und strukturellen Ungleichheiten gefangen.
Dementsprechend ist es in Zeiten wie diesen unabdinglich, sich mit den medialen Bildern sowie Narrativen zu dis/ability zu beschäftigen, um diese letztendlich machtkritisch zu analysieren. In einem Rundum-Blick versuchen wir in diesem Seminar einführend einzelne Bereiche der Disability Studies, Crip Theory, machtkritischen Traumatologie und der Age Studies zu betrachten und ihre Näheverhältnisse zu ergründen. Dabei fällt unser Blick zum einen stets auf dominante mediale Narrative und Bilder als auch auf ihre intersektionale Verzahnung (v.a. mit Geschlecht, Sexualität, Ethnizität und Klasse): Warum ist es so wichtig „Behinderung“ als Machtkategorie zu sehen? Inwiefern kann der filmische Fokus auf die „curative time“ in modernen US-Kriegsfilmen für die PTSD-Leidende sozialen Druck erzeugen? Warum fokussieren wir so sehr auf „fitte“ alte Actionhelden und ihre Jugendlichkeit? Was heißt es, wenn es im Science-Fiction-Genre keine Menschen mit Beeinträchtigungen gibt? Im Umkehrschluss interessiert uns genauso das subversive Potenzial, welches sich in selbstsicheren Darstellungen von etwa crip- und anderen Künstler*innen finden lässt: Inwiefern ist ein Porno mit beeinträchtigten Schauspieler*innen politisch? Welche Konventionen werden von Darstellungen alternder Sexualität (v.a. in intergenerationellen Beziehungen) aufgebrochen? Inwiefern hilft uns die crip time neoliberale Zeitkonzepte zu queeren (bzw. zu crippen)? Mit derartigen und ähnlichen Fragestellungen nähern wir uns essentiellen Filmen und anderen medialen Bildern, um die Machtstrukturen hinter der vermeintlichen Natürlichkeit von Krankheiten, dis/ability, Traumata u.ä. zu erschließen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Der Leistungsnachweis setzt sich aus sechs unterschiedlich gewerteten Komponenten zusammen:
drei schriftlichen Aufgaben, 1.) seminarbegleitend zwei Exzerpte zu zwei besprochenen Texten verfassen (25% der Gesamtnote), 2.) Thesenpapier in Vorbereitung für Analyse (20% der Gesamtnote), 3.) beispielhafte Analyse einer selbst ausgewählten Quelle (25% der Gesamtnote),

und bis zu drei mündlichen, 4.) Präsentation (nicht verpflichtend), 5.) Feedback sowie Diskussion von zwei Thesenpapiere von Kolleg*innen in Kleingruppen (10% der Gesamtnote) und 6.) Anwesenheit sowie aktive Mitarbeit (20% der Gesamtnote).

Abseits der Präsentation sind alle Leistungen verpflichtend zu erfüllen, um positiv benotet zu werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Bitte entnehmen Sie die Details den Informationen zu der Art der Leistungskontrolle. Da Anwesenheit verpflichtend ist, können maximal zwei (2) Termine verpasst werden.

Prüfungsstoff

Literatur

(Auszug)
• Edelman, Lee, 2005. No Future. Queer Theory and the Death Drive. Durkahm: Duke Univ. Press.
• Garland-Thomson, Rosemarie, 2011. „Seeing the Disabled. Visual Rhetorics of Disability in Popular Photography.” In: Paul K. Longmore/ Lauri Umansky (Hg.). The New Disability History. American Perspectives. New York, London: New York University Press. 335-374.
• Gilman, Sander L. (1993). Rasse, Sexualität und Seuche. Stereotype aus der Innenwelt der westlichen Kultur. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt. S. 181-204.
• Kafer, A. (2013). Feminist, Queer, Crip. Bloomington: Indiana Univ. Press.
• Köbsell, Swantje, 2010. „Gendering Disability: Behinderung, Geschlecht und Körper.“ In: Jutta Jacob/ Swantje Köbsell/ Eske Wollrad: Gendering Disability. Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht. Bielefeld: Transcript. 17-33.
• Köhne, Julia Barbara (Hg.in), 2012. Trauma und Film. Inszenierungen eines Nicht-Repräsentierbaren. Berlin: Kulturverlag Kadmos.
• Mollow, Anna, 2005. The Disability Drive [DISS.]. Berkeley.
• Morag, Raya, 2009. Defeated Masculinity. Post-Traumatic Cinema in the Aftermath of War. Brussels: Peter Lang.
• Norden, Martin F. 1994. The Cinema of Isolation. A History of Physical Disability in the Movies. New Brunswick, New Jersey: Rutgers Univ. Press.
• McRuer, Robert, 2018. Crip Times. Disability Globalization, and Resistance. New York: New York Univ. Press.
• Snyder, Sharon, & Mitchell, David T., 2000. Narrative Prosthesis. Disability and the Dependence of Discourse. Chicago: Univ. of Chicago Press.
• Showalter, Elaine, 1999. Hystorien. Hysterische Epidemien im Zeitalter der Medien. Berlin: Aufbau Taschenbuchverlag. (Original veröffentlicht 1997).
• Silverman, Kaja, 1992. Male Subjectivity at the Margins. New York: Routledge.
• Sontag, Susan, 1990. Illness as metaphor and AIDS and its metaphors. New York: Doubleday.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 11.05.2023 11:27