Universität Wien

170603 SE MA 1.1. "Inszenierungsformen und ästhetische Wahrnehmung" (2020W)

"Two people in a room, talking." Gerede und Gespräch im Film

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 06.10. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 13.10. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 20.10. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 27.10. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 03.11. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 10.11. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 17.11. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 24.11. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 01.12. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 15.12. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 12.01. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 19.01. 18:30 - 20:00 Digital
Dienstag 26.01. 18:30 - 20:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

INHALTE:
"Two people in a room, talking." So hat David Cronenberg seinen Körperhorror-Klassiker "The Fly" (1987) einmal resümiert. Diese Beschreibung verschiebt den Fokus weg von den spektakulären Ekeleffekten und -affekten, hin zum vermeintlich Selbsterklärenden und Un-Filmischen der Dialogszene. Wenn in Filmen viel geredet wird, ist schnell der Verdacht auf "abgefilmtes Theater" bei der Hand. Dagegen haben unter anderem die Philosophen Stanley Cavell und Gilles Deleuze das Gespräch als genuin filmischen Gegenstand herausgearbeitet. Ob in screwball comedies oder im politaktivistischen Dokumentarfilm, ob geschliffene Dialogkaskaden, Sprechdurchfall bei Tarantino oder ermächtigende Wortergreifungen – Sprechakte organisieren in ungezählten Filmszenen den Raum und rhythmisieren die Zeit. Als szenischer 'Normalfall' hat das Gespräch dabei filmpoetologische Standardlösungen (Schuss/Gegenschuss) ebenso provoziert wie virtuose Formanstrengungen (walk and talk-Kamerafahrten, überlappende Sprecheinsätze). Tonfall, Akzent und Sprechverhalten evozieren schnell ein vielschichtiges Soziales, auf das sich der auch medienästhetisch eigenwillige "Schwachsinn des Gesprächs" (Deleuze) zugleich nicht rückführen lässt. Das Seminar erkundet unterschiedliche filmtheoretische und -analytische Zugriffe auf Gespräch und Gerede zwischen Sound Studies, politischer Philosophie und Kulturgeschichten "authentischen" Sprechens.

ZIELE:
Entlang von Gerede und Gespräch im Film sollen Studierende form- und medienästhetische Beobachtungen mit theoretischen Konzepten von Rede und sozialen Prozessen verknüpfen lernen. In den gemeinsamen Sitzungen und im Rahmen einer Hausübung wird auch das gemeinsame Sprechen über Filme als Methode des Erkenntnisgewinns erprobt.

METHODEN:

Das Seminar findet in wöchentlichen synchronen Online-Sitzungen auf BigBlueButton statt.
– Regelmäßige Teilnahme am Proseminar, einschließlich Lektüre und Diskussion ausgewählter Texte
–Erarbeitung eines Thesenpapiers (drei Thesen; drei Fragen oder eine Aufgabe), Präsentation der Thesen und Fragen/Aufgabe in der Sitzung
– Abgabe einer Gruppenarbeit (verschriftlichtes oder aufgezeichnetes Filmgespräch – ca. 12.000 Z. oder 20 min.) bis 17.11.2020
– Schriftliche Abschlussarbeit (ca. 15 Seiten, Abgabe 8.4.2021) plus Exposé der Abschlussarbeit (1-2 Seiten, Abgabe 8.1.2021)

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Endnote setzt sich zusammen aus:
– Präsentation eines Thesenpapiers (40%)
– schriftlicher Gruppenarbeit (15%)
– Abschlussarbeit (45%).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzung einer positiven Beurteilung der gesamten Lehrveranstaltung ist, dass sämtliche Teilleistungen erbracht werden.
Es sind maximal zwei unentschuldigte Einheiten Fehlzeit gestattet.

Prüfungsstoff

Literatur

U.a.:
– Bee, Julia: "Filmische Trans/Individuationen", in: nach dem film 17/2019, URL: https://www.nachdemfilm.de/issues/text/filmische-transindividuationen
– Chion, Michel: The Voice in Cinema, New York: Columbia University Press 1999. [Abschnitt: S. 80-93]
– Deleuze, Gilles: Das Zeit-Bild. Kino 2, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997. [Abschnitt: S. 289-300]
– Doane, Mary Ann: "The Voice in the Cinema: The Articulation of Body and Space", in: Yale French Studies, 60/1980, S. 33-50.
– Dörre, Robert: "Zwischen Autobiografie und Märchenstunde. Überlegungen zur Rezeptionsästhetik selbstdokumentarischer Storytime-Videos", in: Das dokumentierte Ich. Wissen in Verhandlung, hrsg. v. Christine Hämmerling/Daniela Zetti, Zürich: Chronos 2018, S. 81-98.
– Enelow, Shonni: Method Acting and Its Discontents. On American Psycho-Drama, Evanston (Illinois): Northwestern University Press 2015. [Abschnitt: S. 103-122]
– Farocki, Harun: "Schuß-Gegenschuß: der wichtigste Ausdruck im Wertgesetz Film", in: Filmkritik 11-12/1980, 507-516.
– Greifenstein, Sarah: Tempi der Bewegung – Modi des Gefühls. Expressivität, heitere Affekte und die Screwball Comedy, Berlin/Boston: De Gruyter 2020. [Abschnitt: S. 84-101]
– Naremore, James: Acting in the Cinema, Berkeley/Los Angeles/London: University of California Press 1988. [Abschnitt: S. 193-212]
– Robnik, Drehli: "Whiteness", in: The Real Eighties. Amerikanisches Kino der Achtzigerjahre: ein Lexikon, hrsg. v. Lukas Foerster/Nikolaus Perneczky, Wien: Synema 2018, S. 179-191.
– Schlüter, Stefanie/Ekkehard Knörer/Volker Pantenburg/Stefan Pethke/Simon Rothöhler: "Marivaux, mon frère, Inch'Allah!", in: Jungle World, 9.3.2005, URL: https://jungle.world/artikel/2005/10/marivaux-mon-frere-inchallah

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18