Universität Wien

180062 VO-L Interkulturelle Philosophie (2023S)

Grundfragen, Methoden, Ansätze

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 07.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 14.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 21.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 28.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 18.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 25.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 02.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 09.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 16.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 23.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 06.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 13.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 20.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Dienstag 27.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Vorlesung ermöglicht eine Basisorientierung auf dem Gebiet der interkulturellen Philosophie und liefert Informationen und Argumente, die zur Stärkung der Dialogbereitschaft mit anderen Kulturen führen sollten.
Nach einer Klärung der Unterscheidung zwischen ‚interkulturell‘ und ähnlichen Begriffen wird die Entstehung und Etablierung der interkulturellen Philosophie im deutschsprachigen Raum rekonstruiert und ihre Notwendigkeit auf gesellschaftliche und akademische Entwicklungen zurückgeführt. Eine Kurzpräsentation von vier Pionieren der interkulturellen Philosophie (Kimmerle, Wimmer, Mall, Fornet-Betancourt) zeigt die Diversität der intellektuellen Genealogie der interkulturellen Philosophie jenseits ihrer gemeinsamen Kritik des Eurozentrismus.
Zum Programm der interkulturellen Philosophie gehört die Revidierung der Philosophiegeschichtsschreibung durch die Inklusion nicht-westlicher Denktraditionen. Das führt zur Frage nach einem oder mehreren Geburtsorten der Philosophie in der „Achsenzeit“ und nach der Abgrenzung des Logos vom Mythos, ohne jedoch Weisheitstraditionen und indigene Weltbilder a priori auszuschließen. Im Bereich der Erkenntnistheorie wird auf mehrwertige Logiken hingewiesen und auf die Epistemologien des Südens, wie etwa den Perspektivismus der indigenen Völker des Amazonas. Die interkulturelle Philosophie wertet den Begriff der Hybridität gegen eine Politik der essentialistischen Identität und untersucht Facetten der Gerechtigkeit, Versöhnung und Toleranz in multikulturellen und postkonfliktuellen Gesellschaften. Politische Philosoph:innen schlagen eine Adaptierung des westlichen Demokratiemodells vor und bringen nicht-euroamerikanische Traditionen des Konsensualismus ins Spiel. Die interkulturelle Umwelt- und Tierethik korrigiert den vagen „Orientalismus“ der Tiefenökologie und erkundet die Bandbreite jüdischer, afrikanischer und fernöstlicher Ansätze zwischen anthropozentrischen und holistischen Perspektiven, sowie auch ihre Versuche, traditionelles Gedankengut im Lichte aktueller Wirtschaftskontexte zu überarbeiten. Ästhetische Erfahrungen werden als Bestandteil der Lebenskunst verstanden und inkludieren Sinnesmodi, die im Westen prinzipiell aus dem Kunstbereich ausgeschlossen wurden. Der Tanz gilt als Praxis des Philosophierens, Bilder werden nicht „interesselos“ betrachtet, sondern verehrt oder aber verboten, in Landschaften wird nicht das Pittoreske oder das Erhabene gesucht, sondern ihre Bewohnbarkeit.
In methodologischer Hinsicht diskutiert die Vorlesung wissenschaftliche und ethische Grundregeln sowie auch spezifische Herausforderungen der interkulturellen Philosophie, von Machtmechanismen bis zu den Grenzen der Übersetzbarkeit. Während innerphilosophische Debatten sich am Ideal des Universalismus entfachen, erwarten andere Wissenschaften von der interkulturellen Philosophie Anleitungen zur Bildung der interkulturellen Kompetenz.
Methoden: Vorträge mit PowerPoint-Präsentationen; Textkommentare und Diskussionen

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mündliche Prüfung. Hilfsmittel sind nicht erlaubt.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für eine positive Beurteilung ist der Nachweis genügender Sachkenntnis zu erbringen. Beurteilungsmaßstab: positive Note ab 50% der hinreichend beantworteten Fragen.

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff sind die vorgetragenen und in der Vorlesung (gemeinsam) besprochenen Inhalte und die Pflichtlektüren. Listen mit Prüfungsfragen und der Pflichtliteratur werden den Studierenden zur Verfügung gestellt. Ein Reader mit den Pflichtlektüren wird kostenlos auf Moodle zur Verfügung gestellt.

Literatur

polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren
Baird, Callicott, McRae, James (Eds.). Environmental Philosophy in Asian Traditions of Thought. SUNY Press, 2014.
Bhabha, Homi. Die Verortung der Kultur. Tübingen: Stauffenberg, 2011.
Elberfeld, Rolf. Philosophieren in einer globalisierten Welt. Wege zu einer transformativen Phänomenologie. Freiburg, München: Alber, 2017.
Gilligan, Carol. Die andere Stimme: Lebenskonflikte und Moral der Frau. München: Piper, 1999.
Gmainer-Pranzl, Franz, Graneß, Anke (Hrsg.). Perspektiven interkulturellen Philosophierens. Beiträge zur Geschichte und Methodik von Polylogen. Wien: facultas, 2012.
Holenstein, Elmar. Ein Dutzend Daumenregeln zur Vermeidung interkultureller Mißverständnisse, in: Jürgen Wertheimer und Susanne Göße (Hg.), Zeichen lesen. Lese-Zeichen. Kultursemiotische Vergleiche von Leseweisen in Deutschland und China, Tübingen: Stauffenberg, 1999, 7-28.
Jaspers, Karl. Vom Ursprung und Ziel der Geschichte. München: Piper, 1983.
Jullien, François. Es gibt keine kulturelle Identität, Berlin: edition suhrkamp, 2017
Kimmerle, Heinz. Interkulturelle Philosophie zur Einführung. Hamburg: Junius, 2002.
Kirloskar-Steinbach, Monika, Diaconu, Madalina (Hrsg.). Environmental Ethics: Cross-Cultural Explorations. Freiburg, München: Alber, 2020.
Münnix, Gabriele (Hg.). Über-Setzen. Sprachenvielfalt und interkulturelle Hermeneutik. Freiburg, München: Alber, 2017.
Naef, Silvia. Bilder und Bilderverbot im Islam: vom Koran bis zum Karikaturenstreit. München: Beck, 2007.
Viveiros de Castro, Eduardo. Die Unbeständigkeit der Seele. Wien, Berlin: Turia + Kant, 2016.
Welsch, Wolfgang. Transkulturalität. Realität – Geschichte – Aufgabe. Wien: New Academic Press, 2017.
Wimmer, Franz Martin. Interkulturelle Philosophie. Eine Einführung. Wien: facultas, WUV, 2004.
Wiredu, Kwasi. Cultural Universals and Particulars: An African Perspective. Bloomington: Indiana University Press, 1996.
Yousefi, Hamid Reza, Ram Adhar Mall. Grundpositionen der interkulturellen Philosophie. Nordhausen: Traugott Bautz, 2005.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 06.11.2023 16:27