Universität Wien

180068 PS Theorie und Phänomenologie der Klasse (2021W)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Ankündigung 17.01.2022: Krankheitsbedingt entfällt die EInheit vom 18.01.2022. Der Ersatztermin findet am Donnerstag, 27.01.2022, 12:00-13:30 statt.

Der Kurs findet online statt. Prüfungsrelevante Literatur und Sekundärliteratur wird über Moodle bereitgestellt.

  • Dienstag 12.10. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 19.10. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 09.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 16.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 23.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 30.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 07.12. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 14.12. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 11.01. 13:15 - 14:45 Digital
  • Dienstag 25.01. 13:15 - 14:45 Digital
  • Donnerstag 27.01. 12:00 - 13:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der nicht nur für den Marxismus lange Zeit zentrale Begriff der Klasse erfährt in jüngster Zeit eine Wiederaufnahme und spezifische Deutung, die sich das Seminar zum primären Gegenstand nimmt. Die Studierenden erhalten dazu einen Überblick über die Theorie der Klasse und des Klassismus, an die sich eben jene mit Bourdieu beginnenden Deutungen der Klasse anschließen, deren charakteristisches Moment ein autoanalytischer Zugang ist. Ergebnis dieser Selbstbefragungen ist eine umfassende Phänomenologie der Klasse und Klassenzugehörigkeit, die nicht nur das Potenzial hat, den Begriff der Klasse als Analysekategorie für die Philosophie (wieder) zu gewinnen, sondern auch aufzeigt, inwiefern die Philosophie und die philosophische Ausbildung selbst klassistisch exkludierend verfasst sind.

Das Seminar gliedert sich in zwei Themenblöcke zur Theorie und Geschichte des Klassenbegriffs (1) sowie zur Autoanalyse bzw. (Auto)Phänomenologie der Klasse (2).
Block (1) beginnt mit der geleiteten Lektüre des Manifests der Kommunistischen Partei und des darin entfalteten Klassenbegriffs, die um einen von Marx verfassten und die autoanalytischen Ansätze antizipierenden »Fragebogen für Arbeiter« ergänzt wird. Michel Foucaults Geschichte des Verhältnisses der Begriffe »Rasse« und »Klasse« zeigt die den Klassenbegriff von Anfang an konstituierende intersektionale Verschränkung auf. Um den Begriff der Intersektionalität als Analysetool zu schärfen, werden die grundlegenden Arbeiten Kimberlé Crenshaws hinzugezogen. Zum Abschluss von Block (1) werden jüngste Ansätze von Thomas Nail und Mark Fisher vorgestellt, die Perspektiven für zukünftige Theorien der Klasse – u.a. auch über die Figur des Migranten bzw. der Migrantin – andeuten.
Der Übergang von Block (1) zu Block (2) gestaltet sich mit Pierre Bourdieus »soziologischem Selbstversuch«, der späteren Arbeiten als Vorbild dient sowie bell hooks’ Versuch einer Wiedereinführung des Klassenbegriffs in queer-feministische und intersektionale Diskurse, der in vielen Aspekten ebenfalls autoanalytisch vorgeht. Im Anschluss sollen Beispiele expliziter Autoanalysen oder Autophänomenologien der Klasse von Annie Ernaux, Didier Eribon, Edouard Louis sowie Tillie Olsen vorgestellt und kritisch befragt werden.

Lehrmethoden
• vorbereitende schriftliche Ausformulierung von 2 Fragen zur jeweiligen Lektüre durch die Studierenden (mindestens 5 mal pro Semester 2 Tage vor der LV einzureichen, Veröffentlichung für die anderen Seminarteilnehmer*innen)
• jeweils zum Beginn der Stunde 10 -minütiges Impulsreferat durch Studierende, in dem die Inhalte, Diskussionen und Fragen der letzten LV-Einheit zusammengefasst werden
• ca. 15 Minuten thematische Einführung durch die Lehrveranstaltungsleiter*innen zur jeweiligen Lektüre (philosophiegeschichtliche und historische Kontextualisierung des Textes, Hintergrund der Autor*innen, Formulierung von Fragen für die Diskussion)
• von den Lehrveranstaltungsleiter*innen moderierte offene Diskussion zur Seminarlektüre
• Gruppendiskussionen
• Unterstützung und Beratung beim Verfassen der schriftlichen Seminararbeiten, inklusive Diskussion von Problemen bei der Themenfindung, Aufbau und Strukturierung einer wissenschaftlichen Arbeit sowie Literaturrecherche etc.
Sprache: Deutsch

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

2 Tage vor der LV-Einheit schriftliche Formulierung von 2 Fragen zur Textlektüre durch die Studierenden (5 mal pro Semester fristgerecht als schriftliche Teilleistung abzugeben) und eine Seminararbeit von 15 Seiten zu einem in der Lehrveranstaltung diskutierten Text und/oder Themenfeld.
Alternativ dazu: Einreichung von 2 Fragen (5 mal pro Semester), kurzes Impulsreferat zur vorhergehenden Stunde am Beginn der Lehrveranstaltung und schriftliche Ausarbeitung des Impulsreferates auf 10 Seiten.
Zur Beurteilung wird außerdem die Anwesenheit (max. 2 entschuldigte Fehleinheiten pro Semester), die aktive Mitarbeit und Vorbereitung der Literatur herangezogen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Notenschlüssel:
90-100 Punkte: 1
80-89 Punkte: 2
70-79 Punkte: 3
60-69 Punkte: 4
0-59 Punkte: 5

Schriftliche Teilleistung: 40%
Seminararbeit ODER Impulsreferat + schriftliche Ausarbeitung: 40%
Aktive Mitarbeit (mündlich): 20%

Mindestanforderung für positive Beurteilung: 60% (d.h. 2 von 3 Teilleistungen ausreichend, sofern die Summe der erreichten Punkte zumindest 60 entspricht)

max. zwei entschuldigte Fehleinheiten (vor der Seminarsitzung anzukündigen)

Prüfungsstoff

Bourdieu, P. Ein soziologischer Selbstversuch. Übers. von S. Egger. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2002.
Crenshaw, K. »Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics«. In: University of Chicago Legal Forum 1 (1989), S. 139–167.
Eribon, D. Rückkehr nach Reims. Übers. von T. Haberkorn. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2016 (2009).
Ernaux, A. Die Jahre. Übers. von S. Finck. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2017 (2008).
Ernaux, A. Der Platz. Übers. Von S. Finck. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2020 (1984)
Fisher, M. Gespenster meines Lebens. Depression, Hauntology und die verlorene Zukunft. Übers.
von T. Atzert. Berlin: Tiamat, 2015 (2014).
– k-punk. Ausgewählte Schriften 2004-2016. Hrsg. von D. Abrose. Übers. von R. Zwarg. Berlin: Tiamat, 2020 (2018).
Foucault, M. In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France 1975-1976.
Hrsg. von M. Bertani und A. Fontana. Übers. von M. Ott. Frankfurt a. M.: Suhrkamp,
1999 (1996).
hooks, b. Where we stand. Class matters. New York: Routledge, 2000.
Louis, E. Das Ende von Eddy. Übers. von H. Schmidt-Henkel. Frankfurt a. M.: Fischer, 2015
(2014).
– Wer hat meinen Vater umgebracht. Übers. von H. Schmidt-Henkel. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2019 (2018).
Marx, K. »Fragebogen für Arbeiter«. In: MEW 19. Berlin/DDR: Dietz Verlag, 1987 (1880),
S. 230–237.
Marx, K. und F. Engels. »Manifest der Kommunistischen Partei«. In: MEW 4. Berlin/DDR:
Dietz Verlag, 1977 (1848), S. 459–493.
Nail, T. The Figure of the Migrant. Stanford: Stanford University Press, 2015.
Olsen, T. Silences. New York: Delta, 1965/1972/1978.

Literatur

Nicht verpflichtende Sekundärliteratur wird im Seminar bekanntgegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18