Universität Wien

180078 SE Theorien der Fotografie (2018S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die letzte Lehrveranstaltung (LV) in der Version BA Philosophie 2011 wurde hierzu im Sommersemester 2017 abgehalten.
Sollten Sie noch immer die LV für die BA-Philosophie-Version 2011 absolvieren - und sich nicht unter den neuen Studienplan (Version 2017) unterstellen lassen wollen (https://ssc-phil.univie.ac.at/studienorganisation/unterstellungen/bachelor-philosophie-von-2011-auf-2017/), so können Sie noch bis Sommersemester 2020 diese Äquivalenz-LV aus dem neuen Studienplan für die Version 2011 auf Basis der je aktuellen, äquivalenten LV ablegen. Eigene LVen für die Version 2011 können nicht mehr angeboten werden.
Bei der Anmeldung zur LV achten Sie bitte unbedingt darauf, dass Ihre Anmeldung über die für Sie gültige Version erfolgt (!).
In der Regel stehen mehrere Studienplanpunkte bei der Anmeldung zur Auswahl. Die Auswahl der Studienplanpunkte kann vom System her nicht auf Ihre tatsächliche Curriculumsversion begrenzt werden. D.h. Sie müssen bei der Anmeldung darauf achten, sich ausschließlich 1. für LVen Ihres Curriculums und 2. der im U:Find angegebenen Codierung/Zuordnungen (bei jeder LV untenstehend angegeben) anzumelden. Andernfalls können Sie die Leistung ggf. nicht für Ihr Studium verwenden. Eine nachträgliche Änderung kann vom SSC nicht abgesichert werden.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

ACHTUNG!! Am 20.03.2018 muss aufgrund enes Votrages die Lehrveranstaltung leider entfallen.
Der Ersatztermin am 18.5. ab 10.30 Uhr wird in Form eines Gespräch für den entfallenen Termin vom 20.3.2018 mit Dr. Walter Moser im Studienraum der Albertina die Lehrveranstaltung stattfinden.

Dienstag 06.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 13.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 10.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 17.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 24.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 08.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 15.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 29.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 05.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 12.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 19.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 26.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3E NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt: Das Seminar bietet einen Überblick über die bedeutendsten Positionen in der Theorie der Fotografie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Als Leitfaden dienen drei Themenkomplexe: der Wirklichkeitsbezug, die Zeitlichkeit und die Performativität, die wiederum in der Frage konvergieren, wie die Fotografie unsere Weltwahrnehmung verändert hat.
Die ersten Theorien bemühten sich um eine eigenständige Verortung der Fotografie innerhalb des Systems der Künste. Manche Fotografen verteidigten den Anspruch auf Kreativität, andere betonten die Vorteile des neuen Mediums gegenüber der Malerei (Talbot). Lange Zeit wurde der Fotografie eine getreue Abbildung des Wirklichen zugeschrieben, was sogar ihre Betrachtung als eine Art Magie inspirierte: Fotografien ermöglichen eine Rückkehr des Vergangenen und übermitteln nicht kodierte Botschaften (Barthes). Fotografien galten als Zeitzeugnisse, die die Zeugen selbst, wie bei den Fotos von Auschwitz, überlebt haben (Didi-Huberman).
Andere Paradoxien der fotografischen Bilder betreffen das Verhältnis zwischen der realistischen Repräsentation des Referenten und seiner Präsenz im Bild. So wurde die fotografische Technik mal als visuelle Abbildung, mal als Abdruck ausgelegt. Experimente mit der Lichtempfänglichkeit der fotografischen Platte führten zur abstrakten Fotografie (Wiesing). In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage, ob eine Beschriftung der Fotografie prinzipiell überflüssig ist (Benjamin).
Das Fotografieren wird als eine Verewigung und Stilllegung des Augenblicks betrachtet. Daraus ergibt sich die Ambivalenz der Fotografien, die den Eindruck von Lebensechtheit und Leblosigkeit erwecken (Kracauer). Auch bilden sie nicht nur vertrauenswürdige Bilddokumente für ein Archiv der kollektiven Erinnerung, sondern sie ersetzen, verzerren und löschen auch Erinnerungen aus, vor allem durch die obsessive Fixierung jedes Geschehens (Sontag). Wie Mikroskop-Fotografien das Spektrum des Sichtbaren erweiterten, bewirken manche Momentaufnahmen Verfremdungseffekte. Auch wirken größere Abstände zwischen dem Zeitpunkt der Betrachtung und jenem der Aufnahme ästhetisierend (Benjamin).
Mit der Fotomontage und der Manipulation der Fotografie zu politischen Zwecken gewannen kritische Reflektionen über das Verhältnis zwischen Fotografie und Macht und die Aura der Fotografie an Bedeutung. Fotografien wurden zu Kultbildern und Ikonen der Wirklichkeit; damit rückte die Produktion der Bilder und der Wirklichkeit in den Vordergrund (Stiegler). Das Spektakuläre ersetzte die Glaubwürdigkeit und der Glaube an die Unschuld der Medien ging verloren.
Auch die Theorien der Fotografie verlagerten den Schwerpunkt des Interesses von den Bildern auf die Praktiken der Fotoproduktion und -rezeption. Die Performativität des Fotografierens regte phänomenologische Analysen dieser Geste (Flusser) und ihre Betrachtung als Kulturtechnik und Sozialpraxis an (Bourdieu). Die Wirklichkeit entpuppte sich als ein Medienkonstrukt und die fotografischen Bilder wurden zu (Selbst)Inszenierungen. Die „Entzauberung“ der Fotografie führte einerseits zur Freilegung von Machtstrukturen, die früheren Dokumentarfotografien zugrunde lagen (z.B. in der Ethnographie), und andererseits zu Kunstexperimenten, die das Fotografieren zum Empowerment benachteiligter Bevölkerungsgruppen einsetzten.
Durch die Entwicklung von Bildbearbeitungstechniken und der Digitalfotografie wuchs schließlich das Misstrauen gegen eine medial vermittelte Wirklichkeit. Seit den 1990er-Jahren ist daher die Rede von einer „post-fotografischen Ära“ (Mitchell), die das kausale Verhältnis zwischen dem Referenten und dem Bild in Frage stellt und sogar der Referenz ein Ende setzt.
Didaktik: Impulsreferat, PowerPoint-Präsentationen, Diskussionen

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Impulsreferat, schriftliche Seminararbeit, aktive Teilnahme an Diskussionen

Prüfungsstoff

Literatur

Barthes, Roland, Die helle Kammer, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1985.
Benjamin, Walter, Kleine Geschichte der Photographie, in: ders., Aura und Reflexion. Schriften zur Kunsttheorie und Ästhetik, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2007, 353–377.
Bourdieu, Pierre, Die gesellschaftliche Definition der Fotografie, in: Eine illegitime Kunst. Die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie, hg. v. Bourdieu, Pierre, Luc Boltanski et al., Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2014, 85-109.
Didi-Huberman, Georges, Bilder trotz allem, Paderborn: Fink, 2007.
Flusser, Vilém, Die Geste des Fotografierens, in: ders., Gesten. Versuch einer Phänomenologie, Frankfurt/M.: Fischer, 100–118.
Geimer, Peter, Was ist kein Bild? Zur „Störung der Verweisung“, in: Ordnungen der Sichtbarkeit. Fotografie in Wissenschaft, Kunst und Technologie, hg. v. Peter Geimer, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2002, 313-341.
Kemp, Wolfgang, Hubertus V. Amelunxen, Theorie der Fotografie I–IV. 1839–1995, München: Schirmer, Mosel, 1999.
Krakauer, Siegfried, Fotografie, in: ders., Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Were 3, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2005, 27–59.
Mitchell, William J., How to Do Things with Pictures, in: The Reconfigured Eye. Visual Truth in the Post-Photographic Era, Cambridge, Mass./London: MIT Press, 1992, 191-223.
Sontag, Susan, Die Bilderwelt, in: dies., Über Fotografie, Frankfurt/M.: Fischer, 1980, 146–172.
Stiegler, Bernd, Montagen des Realen: Photographie als Reflexionsmedium und Kulturtechnik, München: Fink, 2009.
Wiesing, Lambert, Was könnte 'Abstrakte Fotografie' sein?, in: ders., Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2005, 81–98.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36