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180082 VO-L Aktuelle Fragen der Gender-Ethik (2022S)

Einführung in philosophische Ethik im Gender-Kontext

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 09.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 16.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 23.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 30.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 06.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 27.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 04.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 11.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 18.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 25.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 01.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 08.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 15.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Mittwoch 22.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele
Studierende sollen eingeführt werden in philosophische Argumentation, befähigt dazu, komplexe Problem- und Fragestellungen im rezenten kulturellen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext im Zusammenhang mit Gender-Theorie und -Praxis herauszuarbeiten, um Krisenphänomene unserer Zeit kritisch zu reflektieren: zB. naturalistisch verengte Konzeptionen des Menschen, Armut, Care, etc. Entwicklung des Verständnisses für Intersectionality und die Kategorien Gender-Racification-Class.
Inhalt
Die Kategorie Gender wird philosophisch aus intersektionaler Perspektive vor dem Hintergrund ethisch relevanter Fragestellungen untersucht. Diese LV ist in drei Abschnitte gegliedert. Einleitend wird ein Überblick über ausgewählte klassische Ansätze gender-spezifischer Ethik-Konzeptionen in der Geschlechterforschung, in der LGBTIQ-Theorie und -Praxis entfaltet, zB. Carol Gilligans Hauptthesen; Judith Butlers Ethik der Gewaltlosigkeit und Herta Nagl-Docekals innovativer Ansatz einer feministischen Ethik. Unterschiedlichen Diskursen wie zB. der Definition des Programms Gender-Mainstreaming des Europarates 1998 und jener in den Medien kursierenden Antigender-Polemiken (wobei der Begriff Antigenderismus sorgfältig philosophisch untersucht wird) liegen spezifische Menschenbilder zu Grunde, die zu untersuchen eine wichtige Aufgabe für Gender-Ethik darstellt (siehe Judith Butlers Frage: Wer gilt als Mensch? und ihre diesbezüglichen ethischen Reflexionen). Welchen Beitrag kann Philosophie in die aktuellen genderspezifischen Frage- und Problemstellungen einbringen? Dies führt in den zweiten, systematischen, Teil dieser LV, in dem es um die Frage geht: Gibt es klassische philosophische Ethik-Theorien, auf die Gender-Philosophie unter dem Aspekt der Entwicklung von Prinzipien für eine geschlechtergerechte Gesellschaft zurückgreifen kann? In dieser Lehrveranstaltung wird dies unter Bezugnahme auf zentrale Theoriestücke Immanuel Kants und G.W.F. Hegels untersucht. Von Immanuel Kants Streit der Fakultäten ausgehend wird methodisch aufgezeigt, welche genuine Aufgabe der Philosophie, respektive der Gender-Philosophie, zukommt. Der Bezug auf Kant und Hegel geschieht aber nicht bloß philosophiehistorisch, sondern unter systematischer Perspektive: Gibt es entfaltete Begriffsinstrumentarien – Begriffe wie Person, Individuum, Identität, Autonomie, Heteronomie, Subjekt, Moral, Recht, Normativität, Gemeinschaft, Liebe, Freundschaft, etc. – die zur Analyse rezenter gesellschaftspolitischer Problemstellungen aufgegriffen und weitergedacht werden können? Was heißt es, als Mensch in der Welt da zu sein, unter gender-ethischen Gesichtspunkten? Die aktuellen Debatten zu Racification bei Kant werden aufgegriffen. Dies eröffnet den dritten und letzten Teil dieser LV, nämlich die kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Verwerfungen menschlichen Zusammenlebens aus gender-philosophischem Blickwinkel. Welche ethische Haltung von Menschen braucht eine liberale, auf dem Boden der Menschenrechte stehende Demokratie unter dem Aspekt der Frage nach einer geschlechtergerechten Gesellschaft? Themen wie politische Freiheit, politisches Handeln und öffentliches Glück im Sinne von Hannah Arendt, Solidarität und Widerstand, werden aufgegriffen. Hier wird auch genauer auf Sabine Harks neueres Werk Gemeinschaft der Ungewählten eingegangen. Anhand von Seyla Benhabibs Arbeiten wird über Identitäts-Brüche im kulturellen Kontext aus gender-ethischer Perspektive diskutiert. Anhand zentraler Argumente von Kimberlé Crenshaw wird der Frage nach dem Zusammenhang von Racification und Gender nachgegangen, bezugnehmend auf bell hooks rückt die Kategorie „class“ ins Blickfeld. Antihumanismus und Transhumanismus-Theorien fordern philosophische Ethik in besonderem Maße heraus, was im Rahmen dieser LV sehr grundsätzlich diskutiert wird.
Methode
Vorlesung mit viel Diskussion; hoffentlich in Präsenz. Nötigenfalls Hybrid und zusätzlich Audioaufnahme des VL-Stoffes, auf Moodle gestellt

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

schriftliche Prüfung, mindestens vier Termine. Bei der Terminsuche wird auf die schwierige Lage von Berufstätigen Rücksicht genommen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Der Vorlesungsstoff und prüfungsrelevante Lektüre. Aufbau der Prüfung: aus 6 Fragen können vier gewählt werden, diese vier Fragen müssen positiv beantwortet werden, um eine positive Note zu bekommen. Es werden drei Fragen aus dem Vorlesungsstoff, drei Fragen aus der prüfungsrelevanten Lektüre gestellt werden, wobei von jeder Gruppe (Vorlesungsstoff und prüfungsrelevante Lektüre) jeweils zwei Fragen beantwortet werden müssen. Auf berufstätige Studierende wird bei der Terminisierung des Prüfungstermines Rücksicht genommen.

Prüfungsstoff

Stoff, der in der Vorlesung vorgetragen wird, einschließlich der Erläuterungen in den Diskussionen - das ist der erste Teil der Prüfung; der zweite Teil der Prüfung besteht aus Fragen zu den prüfungsrelevanten Texten. Prüfungsrelevante Texte werden 5 Texte sein, die in der ersten VL bekannt gegeben werden, bzw. als Literaturliste (und eingescannt) auf Moodle gestellt werden.

Literatur

Kurze Auswahlbibliographie
- Hannah Arendt, Vita activa. München: Piper 1967.
- Hannah Arendt, Über die Revolution. München: Piper 1965.
- Cinzia Arruzza, Tithi Bhattacharya, Nancy Fraser, Feminismus für die 99 %. Ein Manifest. MSB Berlin 2019.
- Ruth Becker, Beate Kortendiek (Hrsg.), Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden: VS 2008.
- bell hooks, Die Bedeutung von Klasse. Warum die Verhältnisse nicht auf Rassismus und Sexismus zu reduzieren sind. Münster: UNRAST 2020.
- Seyla Benhabib, Der verallgemeinerte und der konkrete Andere. Ansätze zu einer feministischen Moraltheorie. In: Elisabeth List & Herlinde Studer (Hrsg.), Denkverhältnisse. Feminismus und Kritik. S. 454-487. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1989.
- Seyla Benhabib, Selbst im Kontext. Kommunikative Ethik im Spannungsfeld von Feminismus, Kommunitarismus und Postmoderne. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1995.
- Seyla Benhabib, Kosmopolitismus ohne Illusionen. Menschenrechte in unruhigen Zeiten. Berlin: Suhrkamp 2016.
- Wendy Brown, Die schleichende Revolution. Wie der Neoliberalismus die Demokratie zerstört.Suhrkamp Berlin 2. Auflage 2021.
- Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1991.
- Judith Butler, Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2009.
- Judith Butler, Die Macht der Gewaltlosigkeit. Berlin: Suhrkamp 2020.
- Judith Butler, Sinn und Sinnlichkeit des Subjekts. Turia+Kant, Wien-Berlin (Orig. Senses of Subject, Fordham University Press, New York 2015, hier vor allem das Kapitel zu Hegels früher Konzeption von Liebe).
- Kimberlé Crenshaw, Das Zusammenwirken von Race und Gender ins Zentrum rücken: Eine Schwarze feministische Kritik des Antidiskriminierungsdogmas, der feministischen Theorie und antirassistischer Politiken. In: Natasha A. Kelly (Hg.), Schwarzer Feminismus. Grundlagentexte. Münster: UNRAST 2019, S.144-184.
- feministische studien (2013), 31. Jg. Heft 1.
- FIPU (Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit Wien) (Hg.), Rechtsextremismus. Band 3: Geschlechterreflektierte Perspektiven. Wien-Berlin: Mandelbaum 2019.
- Sabine Hark, Paula-Irene Villa (Hg.), Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktuelle politischer Auseinandersetzungen. Bielefeld: transcript 2015.
-Sabine Hark, Gemeinschaft der Ungewählten. Umrisse eines politischen Ethos der Kohabitation. Suhrkamp Berlin 2021.
-Sarah Lucia Hoagland, Die Revolution der Moral. Berlin: Orlanda 1991.
- Alison Jaggar, Are My Hands Clean?“ Responsibility for Global Gender Disparities. In: Diana Tietjens Mayers (ed.), Poverty, Agency and Human Rights. Oxford University Press 2014.
- Cornelia Klinger, Die andere Seite der Liebe. Das Prinzip Lebenssorge in der Moderne. Frankfurt/M.: Campus 2021.
Juliane Lang, Ulrich Peters (Hg.), Antifeminismus in Bewegung. Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt. Hamburg: Marta Press 2018.
Kristina Lepold und Marina Martinez Mateo (Hg.), Critical Philosophy of Race. Ein Reader. Suhrkamp Berlin 2021.
- Elisabeth List und Herlinde Studer (Hg.), Denkverhältnisse. Feminismus und Kritik. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1989.
- Herta Nagl-Docekal, Feministische Philosophie. Ergebnisse, Probleme, Perspektiven. Frankfurt/M. 2000.
- Herta Nagl-Docekal, Innere Freiheit. Grenzen der nachmetaphysischen Moralkonzeptionen. Berlin: de Gruyter 2014.
Lisbeth N. Trallori, Der Körper als Ware. Mandelbaum kritik & utopie 2015.
Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Metaphysik der Sitten, Zum ewigen Frieden;
G.W.F.Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts; Entwürfe über Religion und Liebe.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 11.05.2023 11:27