Universität Wien

180138 VO-L Philosophie der Wissenschaft und die Frage der Forschung in der Psychoanalyse. Teil 2 (2020S)

Teil 2: Von der klinischen zur empirischen und interdisziplinären Forschung

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 16.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 23.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 30.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 20.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 27.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 04.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 11.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 18.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 25.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 08.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 15.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 22.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

LV-Ziele:
Die LV zielt darauf ab, die Studierenden der Philosophie in die Vorgeschichte und in die gegenwärtige Auseinandersetzung der Wissenschaftsphilosophie gegenüber der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapiewissenschaft einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen.

LV-Inhalte:
Die Teilnahme am Teil 2 der LV im Sommersemester 2020 setzt die Teilnahme am Teil 1 der LV im Wintersemester 2019/20 nicht voraus. Der zweite Teil der LV wird in die neuere extraklinische Forschung und in die Ergebnisstudien, die sich mit der Wirksamkeit der psychodynamischen Psychotherapien und der Psychoanalyse befassen, einführen. Darüber hinaus widmet sich die LV den experimentellen interdisziplinären Untersuchungen (zur Subliminalitätsforschung, zur frühkindlichen Entwicklung oder zur Affektregulierung), die sich als Grundlagenforschung verstehen und dazu beitragen, nicht lediglich die Wirksamkeit der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapie als Behandlung zu beweisen, sondern ihre Grundannahmen als Theorie des Geistes zu prüfen, zu ergänzen und zu aktualisieren. Durch die Begegnung mit ihren Nachbardisziplinen (wie den Kognitionswissenschaften, der Evolutionstheorie, der Neuropsychologie, der kognitiven Neurobiologie) integriert das psychodynamische Denken Beschreibungen, Erklärungen und Methodologien aus dem experimentellen Bereich. Im Dialog mit den Nachbardisziplinen erweisen sich insbesondere die neurowissenschaftlichen Disziplinen der Kooperation zugänglich: durch ihren kognitiven Wandel in der Theorie, ihre technische Integration von bildgebenden Verfahren sowie durch den avancierten Beitrag der molekularen Biologie treten sie in Zusammenarbeit mit der Psychoanalyse. Sind die Psychoanalyse und ihre Nachbardisziplinen unterwegs zu einer allgemeinen interdisziplinären Theorie des Geistes? Wird diese Synergie die Erneuerung der Metapsychologie, Freuds Theorie des Geistes, auf wissenschaftlicher Grundlage ermöglichen? Im ersten Teil der LV im WS 2019/20 wurde dargestellt, wie die Vergangenheit der Beziehungen der Wissenschaftsphilosophie gegenüber der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapiewissenschaft meist von gegenseitigem Unverständnis gekennzeichnet war. Werden diese Disziplinen dank ihren gegenwärtigen Forschungsmethodologien den Kriterien der gegenwärtigen Wissenschaftsphilosophie endlich genügen können?
Selbst die klassische klinische Fallstudienmethode, die mehrfach Gegenstand wissenschaftsphilosophischer Einwände war, erlebt dank der Neuropsychoanalyse eine Renaissance und die Ergebnisse der neuropsychoanalytischen Forschung wirken sich bereits auf den klinischen Alltag aus (z. B. als effektivere Behandlung von Lernhemmungen und Aufmerksamkeitsdefizitstörungen).
Die gegenwärtige psychoanalytische und psychodynamische Forschung lässt sich weniger als Anpassung an die Erfordernisse der evidenzbasierten Medizin einschätzen, sondern sie zielt, wie empirische Studien zeigen, auf Anhebung des Standards des klinischen Alltags ab.
Die multimediale VO-L wird anhand interdisziplinärer Texte in diese breitgefächerte Diskussion einführen und Beispiele aus der laufenden Forschung präsentieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

MODALITÄTEN ZUR DIGITALEN SCHRIFTLICHEN ONLINE PRÜFUNG

Art der Prüfung: Digitale schriftliche Prüfungen mit offenen Fragen mittels eines Prüfungsbogens zum Download im Open-Book-Format, das heißt, Sie können zur Prüfung die Literatur der Lehrveranstaltung verwenden. Es werden fünf (5) Fragen zu beantworten sein. Die Fragen, welche in Essays (= ein Essay bedeutet hier ein kurzer Text) im Ausmaß von etwa 200 Wörtern (eine halbe bis ganze Seite) zu beantworten sind, zielen auf das Verständnis des Unterrichtsstoffes, insbesondere auf das Erklären von Sachverhalten und Zusammenhängen.

An- und Abmeldung: Die An- und Abmeldung zur Prüfung erfolgt wie im Regelbetrieb über u:space. Nur korrekt angemeldete Studierende dürfen an der Prüfung teilnehmen. Studierende, die sich nicht korrekt angemeldet haben, können die Prüfung nicht ablegen.

Identifizierung: Die Abwicklung der digitalen schriftlichen Prüfung hat ausschließlich über die Nutzung von Moodle zu erfolgen. Studierende haben sich mit dem u:account einzuloggen. Darüberhinausgehende Identifizierungsmethoden sind nicht vorgesehen.

Ablauf der Prüfung: Sie haben im jeweils angegebenen Zeitraum 90 Minuten Zeit, um auf Moodle in der Aufgabe Prüfung den Prüfungsbogen herunterzuladen und zu bearbeiten, indem Sie die Essayfragen beantworten. Der Prüfungsbogen enthält alle für Sie relevanten inhaltlichen und studienrechtlichen Informationen. Vor Ablauf der Zeit laden Sie den Prüfungsbogen wieder in der Aufgabe Prüfung (ganz nach unten scrollen) auf Moodle hoch mit dem Button „Abgabe“.

Prüfungsaufsicht: Unmittelbar vor, während und nach der Prüfung sind für Sie via Telefon Dr.med.univ. Manuel F. Frisch und Mag. Stephan Fock mit Frau Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch unter folgenden Telefonnummern +43 699 12787447/+43 664 9255082 bei Fragen zur Prüfung und technischen Problemen erreichbar.

Abbruch einer Prüfung: Wird die Prüfung ohne Angabe eines wichtigen Grundes abgebrochen oder innerhalb des vorgegebenen Zeitraumes nicht auf Moodle hochgeladen, muss die Prüfung mit „nicht genügend“ beurteilt werden. Bei technischen Problemen haben sollten Sie sich sofort an die Prüfungsaufsicht wenden. Notfalls kann eine Abgabe auch nachträglich per E-Mail erfolgen.
Studierenden, die sich für die Prüfung anmelden, aber nicht zu dieser antreten, müssen für den nächsten Antritt gesperrt werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

LV-Mindestanforderungen:
Teilnahme an der VO-L und/oder Arbeit mit Moodle. Modalität der schriftlichen Prüfung: die Beantwortung von Fragen über ausgewählte kleine Texte im Prüfungsverzeichnis und ein Exposé über einen Text eigener Wahl aus den längeren Texten im Prüfungsverzeichnis. Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO-L, die in der VO-L ausgearbeitet, und anschließend in der VO-L und in Moodle bekanntgegeben wird.

LV-Beurteilungsmaßstab:
Die Gesamtleistung der schriftlichen Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala sehr gut (1), gut (2), befriedigend (3), genügend (4) bzw. nicht genügend“(5) beurteilt. In der Sprechstunde können die Studierenden ein Feedback über ihre laufende Leistung erhalten.

Prüfungsstoff

PRÜFUNGSSTOFF: KURZE TEXTE DER VO-L (AUF MOODLE) ZUR BEANTWORTUNG DER FÜNF FRAGEN:

Giampieri-Deutsch, P. (2010). Some remarks on psychoanalytic research and universities. International Forum of Psychoanalysis 19/4: 210-217.

Giampieri-Deutsch, P. (2018). Ausblick. In Zu den Ursprüngen der Frage der Voraussage in der Psychoanalyse in Wien und zu ihrer Fortsetzung in der Emigration. In Strukturen und Netzwerke Medizin und Wissenschaft in Wien, 1848-1955, hg. D. Angetter, B. Nemec, H. Posch, Ch. Druml, P. Wendling. Göttingen und Wien: V & R unipress und Vienna University Press, S. 763-785 [Prüfungsstoff S. 782-785].

Giampieri-Deutsch, P. (2019). Die Relevanz der Wissenschaftsgeschichte für die Wissenschaftsphilosophie und ihre Wechselwirkungen am Beispiel der Psychoanalyse und ihrer Forschung. Website of the Austrian Academy of Sciences Press and Institutional Repository epub.oeaw of the Austrian Academy of Sciences. Vienna: Austrian Academy of Sciences Press. https://epub.oeaw.ac.at/0xc1aa5576_0x003acb13.pdf
Green, A. (1996a). Welche Forschung für die Psychoanalyse? International Psychoanalysis. The Newsletter of the IPA 5/1: 10-14.

Green, A. (1996b). Antwort auf Robert S. Wallerstein. International Psychoanalysis. The Newsletter of the IPA 5/1: 18-21.

Wallerstein, R. S. (1996). Psychoanalytische Forschung: Wo sind wir unterschiedlicher Meinung? International Psychoanalysis. The Newsletter of the IPA 5/1: 15-17.

Prüfer*in Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch

Literatur

Barth, F., Giampieri-Deutsch, P. & Klein, H.-D., Ed. (2012). Sensory Perception. Mind and Matter. Wien & New York: Springer.
Beutel, M. E., Stark, R., Pan, H., Silbersweig, D. Dietrich, S. (2010). Changes of brain activation pre- post short-term psychodynamic inpatient psychotherapy: An fMRI study of panic disorder patients. Psychiatry Research: Neuroimaging 184: 96-104.
Erdelyi, M. H. (1985). Psychoanalysis: Freud s Cognitive Psychology. New York: W. H. Freeman.
Gabbard, G.O. (2014). Psychodynamic Psychiatry in Clinical Practice DSM-5 (R). Arlington: American Psychiatric Publishing.
Giampieri-Deutsch, P., Hg. (2002 & 2004). Psychoanalyse im Dialog der Wissenschaften. Bd. 1: Europäische Perspektiven & Bd. 2: Anglo-amerikanische Perspektiven. Stuttgart: Kohlhammer.
Giampieri-Deutsch, P., Hg. (2005). Psychoanalysis as an Empirical, Interdisciplinary Science. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Giampieri-Deutsch, P. (2010). Some remarks on psychoanalytic research and universities. International Forum of Psychoanalysis 19/4: 210-217.
Giampieri-Deutsch, P. (2012). Introductory remarks to Section IV Perception and memory: conscious and unconscious processes. In Sensory Perception. Mind and Matter, ed. F. Barth, P. Giampieri-Deutsch & H.-D. Klein. Wien & New York: Springer Verlag, S. 239-243.
Giampieri-Deutsch, P. (2012). Perception, conscious and unconscious processes. In Sensory Perception. Mind and Matter, ed. F. Barth, P. Giampieri-Deutsch & H.-D. Klein. Wien & New York: Springer, S. 245-264.
Giampieri-Deutsch, P. (2014). Neuro-Psychoanalyse. In Handbuch psychoanalytischer Grundbegriffe, hg. W. Mertens. Stuttgart: Kohlhammer, S. 622-631.
Giampieri-Deutsch, P. (2016). Ansätze zur Frage der Voraussage in der Psychoanalyse und in den Psychotherapiewissenschaften vom geschichtsphilosophischen, klinischen und empirischen Standpunkt. In Wissenschaftstheoretische und methodologische Problemlagen empirischer Voraussagen und statistischer Vorhersagen, hg. R. Bachleitner, M. Weichbold, & M. Pausch. Vienna & New York: Springer, S. 202-220.
Giampieri-Deutsch, P. (2018). Zu den Ursprüngen der Frage der Voraussage in der Psychoanalyse in Wien und zu ihrer Fortsetzung in der Emigration. In Strukturen und Netzwerke – Medizin und Wissenschaft in Wien, 1848-1955, hg. D. Angetter, B. Nemec, H. Posch, Ch. Druml, P. Wendling. Göttingen & Wien: V & R unipress & Vienna University Press, S. 763-785.
Giampieri-Deutsch, P. (2018). Discussion: Two examples of research within psychoanalysis. Psychoanalysis in Europe. Bulletin of the European Psychoanalytical Federation (EPF) 72: 215-222.
Huber D., Zimmermann J., Henrich G. & Klug G. (2012). Comparison of cognitive-behaviour therapy with psychoanalytic and psychodynamic therapy for depressed patients - A three-year follow-up study. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 58: 299-316
Kandel, E. R., Schwartz, J. H. Jessell, T. M, Siegelbaum, S. A. & Hudspeth, A. J., Hg. (2013). Principles of Neural Science. New York: McGraw-Hill.
Knekt, P. et al. (2011). Quasi-experimental study on the effectiveness of psychoanalysis, long-term and short-term psychotherapy on psychiatric symptoms, work ability and functional capacity during a 5-year follow-up. Journal of Affective Disorders 132: 37-47.
Leichsenring, F., Salzer, S., Jaeger, U., Kächele, H., Kreische, R., Leweke, F., Rueger, U., Winkelbach, C., Leibing, E. (2009). Short-term psychodynamic psychotherapy and cognitive-behavioral therapy in generalized anxiety disorder: a randomized, controlled trial. American Journal of Psychiatry 166(8): 875-81.
Leichsenring, F. & Rabung, S. (2011) Long-term psychodynamic psychotherapy in complex mental disorders: update of a meta-analysis. British Journal of Psychiatry 199: 15–22
Levy, R. A., Ablon, J. S. & Kächele H., Ed. (2012). Psychodynamic Psychotherapy Research. New York: Springer.
Sandell, R. (2014). On the value of double vision. Contemporary Psychoanalysis 50: 43-57.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18