Universität Wien

180143 VO-L Philosophie der Wissenschaft und die Frage der Forschung in der Psychoanalyse (2017W)

Teil 1: Erste Forschungsversuche

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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Die wöchentliche Sprechstunde von Frau Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch findet im WS 2017/18 ab 09.10.2017 nach Vereinbarung statt.

Montag 16.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 23.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 30.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 06.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 13.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 20.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 27.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 04.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 11.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 08.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 15.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 22.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

LV-Ziele:
Die LV zielt darauf ab, die Studierenden der Philosophie in die Geschichte und in die gegenwärtige Auseinandersetzung der Wissenschaftsphilosophie mit den Behandlungs- und Forschungsmethodologien der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapie einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen.

LV-Inhalte:
Die zweiteilige LV wird die Studierenden in das kritische Verhältnis zwischen Wissenschaftsphilosophie und Forschung in der Psychoanalyse und im psychodynamischen Bereich einführen. Obwohl die frühe Rezeption der PhilosophInnen rund um den Wiener Kreis und dessen Umfeld die Psychoanalyse aufmerksam rezipierte, war die Annäherung an die Psychoanalyse seitens Wissenschaftsphilosophen wie Karl Popper und Ernest Nagel von Unverständnis geprägt, sodass sie ihr in ihren Stellungnahmen gänzlich den Status einer Wissenschaft absprachen. Die kritischen Einwände des Wissenschaftsphilosophen Adolf Grünbaum und seiner Nachfolge - wie z. B. Edward Erwin und Malcom Macmillian - gegen die Methode der klinischen Fallstudie in der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapie wurden von der Psychoanalyse und von der psychodynamischen Psychotherapie gründlich rezipiert. Auf der Ebene der Psychoanalyse als Psychotherapie konnte Grünbaum die Unumgänglichkeit eines Weges über die extraklinische Forschung verständlich machen, um die Wirksamkeit der Psychoanalyse als Behandlungsmethode zu belegen, und trug somit zur Intensivierung der Psychotherapie-Forschung, insbesondere der Ergebnisstudien der psychoanalytischen Behandlung bei. Freuds Verständnis nach bildet die Psychoanalyse jedoch nicht nur eine psychotherapeutische Behandlungsform, sondern sie bietet auf einer zweiten Ebene auch eine allgemeine Theorie des Geistes an. Eine früh entstandene Tradition und eine zunehmende Anzahl interdisziplinärer experimenteller psychoanalytischer Studien wenden sich der Überprüfung der theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse sowie der psychodynamischen Modelle des Geistes zu, welche im Teil 1 der VO-L einführend vorgestellt und im Teil 2 tiefgehend besprochen werden. Des Weiteren bietet die Psychoanalyse auf einer dritten Ebene eine Untersuchungsmethode der bewussten und nicht-bewussten subjektiven und intersubjektiven Erfahrung im Rahmen des psychoanalytischen Prozesses zwischen PsychoanalytikerIn und AnalysandIn an, die von Grünbaum mehr als Schwachstelle möglicher wissenschaftlicher Untersuchungen denn als neues Forschungsfeld eingeschätzt wurde. Denn die subjektiven und intersubjektiven Erfahrungen erschienen Grünbaum und seiner Nachfolge als eine durch Suggestion kontaminierte - also nicht verlässliche - Quelle klinischer Daten, die aus diesem Grund durch extraklinische Daten aus der empirischen Forschung ersetzt werden sollten. Die Teilnahme am Teil 1 der LV im Wintersemester 2017/18 setzt die Teilnahme am Teil 2 der LV im Sommersemester 2018 nicht voraus.

LV-Methoden:
E-Learning in Vorbereitung. Die LV wird als VO-L mit anschließender Diskussion angeboten. Die VO-L Einheit entfaltet sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien (inklusive Filme, Videos, Tonbänder u.a.). Die Studierenden werden ermutigt, sich an der anschließenden Diskussion zu beteiligen. Auch an Gedankenexperimenten und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und ein vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Art der Leistungskontrolle:
Schriftliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

LV-Mindestanforderungen:
Teilnahme an der VO-L und/oder Arbeit mit Moodle. Modalität der schriftlichen Prüfung: die Beantwortung von Fragen über ausgewählte kleine Texte im Prüfungsverzeichnis und ein Exposé über einen Text eigener Wahl aus den längeren Texten im Prüfungsverzeichnis. Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO-L, die in der VO-L ausgearbeitet, und anschließend in der VO-L und im Moodle bekanntgegeben wird.

LV-Beurteilungsmaßstab:
Die Gesamtleistung der schriftlichen Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala „sehr gut“ (1), „gut“ (2), „befriedigend“ (3), „genügend“ (4) bzw. „nicht genügend“ (5) beurteilt. In der Sprechstunde können die Studierenden ein Feedback über ihre laufende Leistung erhalten.

Prüfungsstoff

LV-Prüfungsstoff:
Eine Kurzliste aus der LV-Literatur der VO-L wird in der VO-L ausgearbeitet und anschließend im Moodle bekanntgegeben.

Literatur

LV-Literatur:
Barth, F., Giampieri-Deutsch, P. & Klein, H.-D. Hg. (2012). Sensory Perception. Mind and Matter. Wien und New York: Springer.
Benussi, V. (1923). La suggestione e l'ipnosi come mezzo di analisi psichica reale. In Atti del IV Congresso Nazionale di Psicologia. Firenze: Bandettini, S. 35-65.
Benussi, V. (1925). La suggestione e l’ipnosi come mezzo di analisi psichica reale. Bologna: Zanichelli.
Benussi, V. (1927). Zur experimentellen Grundlegung hypnosuggestiver Methoden psychischer Analyse. Psychologische Forschung 9: 197-274.
Erwin, E. (1996). A Final Accounting. Philosophical and Empirical Issues in Freudian Psychology. Cambridge, Mass: MIT Press.
Erwin, E. (2002). The Freud Encyclopedia. New York and London: Routledge.
Farrell, B. A. (1981). The Standing of Psychoanalysis. New York und Oxford: Oxford University Press.
Fisher, S. und Greenberg, R. P. (1985). The Scientific Credibility of Freud´s Theories and Therapy. New York: Columbia University Press.
Fisher, S. und Greenberg, R. P. (1996). Freud Scientifically Reappraised: Testing the Theories and Therapy. New York: Wiley.
Fisher, S. und Greenberg, R. P. (2002). Scientific Tests of Freud´s Theories and Therapy. In The Freud Encyclopaedia. Theory, Therapy and Culture hg. E. Erwin. Routledge: New York und London, S. 509-514.
Frenkel-Brunswik, E. (1954). Psychoanalysis and the Unity of Science. Contributions to the Analysis and Synthesis of Knowledge. Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences. Vol. 80, No. 4, S. 271-350.
Grünbaum, A. (1984). Die Grundlagen der Psychoanalyse. Eine philosophische Kritik. Stuttgart: Reclam 1988.
Grünbaum, A. (1991). Eine zusammenfassende Darstellung von ‚Die Grundlagen der Psychoanalyse. Eine philosophische Kritik.‘ In Kritische Betrachtungen zur Psychoanalyse hg. A. Grünbaum. Berlin und Heidelberg: Springer Verlag, S. 3-31.
Grünbaum, A. (1993). Validation in the Clinical Theory of Psychoanalysis. New York: International University Press.
Giampieri-Deutsch, P., Hg. (2005). Psychoanalysis as an Empirical, Interdisciplinary Science. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Giampieri-Deutsch, P. (2010). Some Remarks on Psychoanalytic Research and Universities. International Forum of Psychoanalysis 19/4: 210-217.
Giampieri-Deutsch, P. (2012). Psychoanalysis: Philosophy and/or Science of Subjectivity? Prospects for a Dialogue between Phenomenology, Philosophy of Mind, and Psychoanalysis. In Founding Psychoanalysis Phenomenologically. Phenomenological Theory of Subjectivity and the Psychoanalytical Experience, hg. D. Lohmar und J. Brudzinska. Phaenomenologica 199, Dordrecht: Springer, S. 83-103.
Giampieri-Deutsch, P. (2016). Ansätze zur Frage der Voraussage in der Psychoanalyse und in den Psychotherapiewissenschaften vom geschichtsphilosophischen, klinischen und empirischen Standpunkt. In Wissenschaftstheoretische und methodologische Problemlagen empirischer Voraussagen und statistischer Vorhersagen, hg v. R. Bachleitner, M. Weichbold, & M. Pausch. Vienna & New York: Springer, S. 202-220.
Hartmann, H. (1959). Psychoanalysis as a Scientific Theory. In Psychoanalysis, Scientific Method, and Philosophy hg. S. Hook. New York: New York University Press, S. 3-37.
Hook, S., Hg. (1959). Psychoanalysis, Scientific Method, and Philosophy. New York: New York University Press.
Kandel, E. R., Schwartz, J. H. und Jessell, T. M, Hg. (2013). Principles of Neural Science. New York: McGraw-Hill.
Macmillian, M. (1997). Freud Evaluated. Cambridge, MA: MIT Press.
Pötzl, O. (1917). Experimentell erregte Traumbilder in ihren Beziehungen zum indirekten Sehen. Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 37: 278-349.
Rosenzweig, S. (1986). Freud and Experimental Psychology: The Emergence of Idiodynamics. St. Louis: Rana Hous und New York: McGraw-Hill.
Shevrin, H. (1995). Is Psychoanalysis One Science, Two Sciences, Or No Science At All? Journal of the American Psychoanalytical Association 43: 963-986.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19