Universität Wien

180147 SE Der Mythos bei Adorno und Barthes (2017W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

* Zielgruppe:
Master- und/oder fortgeschrittene Bachelor-Studierende

FR 19.01.2018 09.45-18.15 Ort: Hörsaal. 2H NIG 2.Stock;
SA 20.01.2018 09.45-18.15 Ort: Hörsaal. 2H NIG 2.Stock;
FR 26.01.2018 09.45-18.15 Ort: Hörsaal. 2H NIG 2.Stock;
SA 27.01.2018 09.45-18.15 Ort: Hörsaal. 2H NIG 2.Stock


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Begriff des Mythos wurde in der Neuzeit vor allem durch seine Abgrenzung zur Vernunft profiliert. Allerdings offenbarten die fundamentalen politischen Erschütterungen des 20. Jahrhunderts auf schonungslose Weise die Unzulänglichkeit einer rationalitätszentrierten Fortschrittserzählung.
Mit der Dialektik der Aufklärung (1944) nehmen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer eine Neubestimmung des Verhältnisses von Mythos und Rationalität vor: Der Mythos ist immer schon Aufklärung und die Aufklärung schlägt zwangsläufig in Mythologie zurück, indem sie als radikal gewordene mythische Angst das Andersartige unter Berufung auf eine überzeitliche, vermeintliche Objektivität positivistischer Erkenntnis eliminiert. Diese Objektivität entpuppt sich zuletzt selbst als mythisch: In der Prägnanz des mythischen Bildes wie in der Klarheit der wissenschaftlichen Formel wird die Ewigkeit des Tatsächlichen bestätigt.
Auch die Mythen des Alltags (1957) von Roland Barthes nehmen den Mythos als Konservierung eines scheinhaft Tatsächlichen und Evidenten in den Blick, wenn auch aus anderer Perspektive. Abhebend auf der Zeichentheorie Ferdinand de Saussures bestimmt Barthes den Mythos als eine Form der Aussage, die Kultur als Natur ausgibt. Im Geiste marxistischer Ideologiekritik ist es nach Barthes Aufgabe der Mythologie als kritischer Wissenschaft, Mythen überhaupt erst aufzuspüren und kenntlich zu machen, da sie sich stets unter dem Deckmantel des gesunden Menschenverstandes verbergen. Da allerdings die Mythologie selbst, in dialektischer Bewegung, in den Mythos umschlägt, wird der späte Barthes seine Theorie der 50er Jahre revidieren und eine Erschütterung der Zeichen auf dem Feld des Ästhetischen einfordern.

Das Seminar nähert sich den Philosophien Adornos/Horkheimers einerseits und Barthes’ andererseits als Projekten mit Selbstaufklärungsanspruch. Beide Werke sollen dabei sowohl in ihrer historischen Dimension als ausgesprochen wirkungsmächtige Texte kritisch-theoretischer bzw. strukturalistisch / poststrukturalistischer Theoriebildung deutlich werden als auch in ihrer rationalitäts- und sprachphilosophischen wie ihrer kulturphilosophischen und politischen Dimension verhandelt werden.
In gemeinsamer Lektüre und Diskussion werden die Positionen Adornos und Barthes‘ auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin untersucht. Es bleibt insbesondere zu fragen, ob und inwiefern gerade das Nachdenken über den Mythos ein Ineinandergreifen von Epistemologie und (politischer) Kritik zeitigt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lektüre der relevanten Texte, aktive mündliche Beteiligung,
max. Fehlzeit: 4 Zeitstunden
Es werden mehrere Hausarbeitsthemen zur Auswahl gestellt. Der Umfang der Hausarbeiten beträgt ca. 15 Seiten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Zum ersten Wochendblock (Fr/Sa 19./20.01.18) ist zumindest die Dialektik der Aufklärung zu lesen. Die Texte zu Barthes sind spätestens zum zweiten Block (Fr/Sa 26./27.01.18) zu lesen.

Prüfungsstoff

Bitte besorgen Sie sich die Dialektik der Aufklärung (Fischer Verlag) und die Mythen des Alltags (Suhrkamp-Ausgabe von 2012). Weitere kurze Essays von Barthes werden zur Verfügung gestellt.

Literatur

Primärtexte:
Adorno, Theodor W. und Horkheimer, Max: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt
a.M.: Fischer 1988
Barthes, Roland: Mythen des Alltags, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2012

Sekundärliteratur zu Adorno:
Hindrichs, Gunnar: Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der
Aufklärung, (Klassiker Auslegen, Band 63), Berlin: de Gruyter 2017
Schweppenhäuser, Gerhard: Adorno zur Einführung. Hamburg: Junius 2013

Sekundärliteratur zu Barthes:
Samoyault, Tiphaine: Roland Barthes. Die Biografie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2015
Körte, Mona und Reulecke, Anne-Kathrin [Hrsg.]: Mythen des Alltags Mythologies:
Roland Barthes' Klassiker der Kulturwissenschaften. Berlin: Kadmos 2015
Ette, Ottmar: Roland Barthes zur Einführung. Hamburg: Junius 2013

* Zuordnung
Theoretische Philosophie, Kulturphilosophie, Philosophie der Neuzeit/Gegenwart (ggfls. auch Politische Philosophie, Poststrukturalismus/Kritische Theorie, Kontinentaleuropäische Philosophie, Sprachphilosophie und Ästhetik)

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36