Universität Wien

180179 SE Ethik und psychodynamische Anthropologie Teil 1 (2014W)

Psychoanalytische Untersuchungen der Ethik

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch im WS 2014/15: Dienstag nach Vereinbarung 12:00-13:00 oder 20:00-21:00, Institut für Philosophie, NIG, 2. Stock, Zimmer C0215.

Dienstag 14.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 21.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 28.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 04.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 11.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 18.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 25.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 02.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 09.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 16.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 13.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 20.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 27.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die zweiteilige LV wird die Studierenden in Bereiche an der Schnittstelle zwischen Ethik und Psychoanalyse einführen. Im ersten Teil werden die philosophischen Grundlagen der normativen Ethik, der Wertethik und der Metaethik den Studierenden vorgestellt. Von seinen früheren Untersuchungen - Die kulturelle Sexualmoral und die moderne Nervosität (Freud 1908 d) und Totem und Tabu (Freud 1912-13 a) - bis zu seinen reifen noch bekannteren kulturtheoretischen Schriften Massenpsychologie und Ich-Analyse (Freud 1921 c), Die Zukunft einer Illusion (Freud 1927 c), Das Unbehagen in der Kultur (Freud 1930 a [1929]) und Der Mann Moses und die monotheistische Religion (Freud 1939 a [1934-38]) - entwickelt Freud eine Phylogenese der Normen und der Werte, die für die philosophische Ethik von Relevanz ist. Schon in seiner Schrift Das Interesse an der Psychoanalyse vom Jahre 1913 hatte Sigmund Freud den breiten trans- und interdisziplinären Ansatz der Psychoanalyse skizziert. Freuds Ontogenese der Normen und der Werte ist für das Verständnis der Entwicklung des Subjektes bahnbrechend. Freuds Position in der normativen Ethik, in der Wertethik und in der Metaethik wird in der LV rekonstruiert und geklärt, da sie in der bisherigen Literatur ein Desideratum bleibt. Obwohl erste Versuche schon früh starteten (z. B. Philip Rieff 1959), begann die Tragweite Freuds Beitrages zur Ethik erst kürzlich verstanden zu werden (Giampieri-Deutsch 1999, 2006; Kitcher 2004). Entwicklungspsychologisch wird auch die ontogenetische Entwicklung der Normen und der Werte des Subjektes präsentiert (Giampieri-Deutsch 1999). Die verschiedenen Pathologien der Entwicklung (u. a. Pathologien des Überich, Unfähigkeit sich zu schuldig zu fühlen, Unfähigkeit zu trauern, Störungen der Bindung oder der Affektregulation) werden ausgeführt und mit den entsprechenden psychischen Störungen und Krankheitsbildern im erwachsenen Alter in Verbindung gebracht (Fonagy und Target 2003). Die Teilnahme am Teil 1 der LV setzt die Teilnahme am Teil 2 der LV (SS 2015) nicht voraus.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung: Der Zeugniserwerb erfolgt durch kurze Impulsreferate zur ausgewählten Literatur (Auszüge), durch aktive Teilnahme an der gemeinsamen Besprechung der Gedankenexperimente und der Kasuistik, der Literatur sowie der weiterführenden Literatur und durch ein schriftliches abschließendes Kurzreferat.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die LV zielt darauf ab, die Grundlagen der normativen Ethik, der Wertethik und der Metaethik den Studierenden synthetisch und präzis zu vermitteln, sowie in die grundlegenden psychoanalytischen Untersuchungen der Ethik einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen. Da insbesondere Bereiche an der Schnittstelle zwischen Ethik und Psychoanalyse behandelt werden, nähert sich die LV dem Erfahrungsbereich der Studierenden und zielt darauf ab, ihn zu erweitern.

Prüfungsstoff

E-Learning wird vorbereitet. Die Lehrveranstaltung wird als SE angeboten. Die SE-Einheit wird durch eine multimediale Präsentation der Materialien (inklusive Filme, Videos, Tonbänder u.a.) eingeführt. Die Studierenden werden ermutigt, selbst eigene kurze (multimediale) Impulsreferate vorzubereiten, um die anschließende Diskussion anzuregen. Auch über Gedankenexperimente und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Literatur

In der vorliegenden Literaturliste werden bei Sigmund Freud die Werke aus: Freud, S. Gesammelte Werke. Bde. 1-17. London: Imago Publishing 1940-52 (seit 1960: Frankfurt am Main: Fischer); Bd. 18 und Nachtragsbd. Frankfurt am Main: Fischer 1968 und 1987 sowie
die Jahresangaben seiner Publikationen werden aus der Bibliographie in: Meyer-Palmedo, I. und Fichtner, G., Hg. (1989). Freud-Bibliographie mit Werkkonkordanz. Frankfurt am Main: Fischer, S. 15-90 entnommen.

Freud, S. (1908 d) Die kulturelle Sexualmoral und die moderne Nervosität. GW 7: 143-167.
Freud, S. (1912-13 a). Totem und Tabu. GW 9.
Freud, S. (1921 c). Massenpsychologie und Ich-Analyse. GW 13: 71-161.
Freud, S. (1927 c). Die Zukunft einer Illusion. GW 14: 325-380.
Freud, S. (1930 a [1929]). Das Unbehagen in der Kultur. GW 14: 419-506.
Freud, S. (1939 a [1934-1938]). Der Mann Moses und die monotheistische Religion
Fonagy, P. und Target, M. (2003). Psychoanalyse und Psychopathologie der Entwicklung. Stuttgart: Klett-Cotta 2006.
Giampieri-Deutsch, P. (1999). Aggression und Normengenese. Zum ethischen Subjekt in der Psychoanalyse. Geschichte und Gegenwart 18/4, S. 147-164.
Giampieri-Deutsch, P. (2006). Ethik in der österreichischen Philosophie. In Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften. Bd. 6.2: Philosophie und Religion: Gott, Sein und Sollen, hg. K. Acham (1998-). Wien: Passagen Verlag, S. 441-498.
Hartmann, H. (1960). Psychoanalyse und moralische Werte. Stuttgart: Klett Cotta 1973.
Kitcher, P. (2004). Die Metapsychologie der Moralpsychologie. Freud und die analytische Philosophie des Geistes. In Psychoanalyse im Dialog der Wissenschaften. Anglo-Amerikanische Perspektiven, hg. P. Giampieri-Deutsch, Bd. 2. Stuttgart: Kohlhammer, S. 47-79.
Paul, R. A. (1991). Freud s anthropology. In The Cambridge Companion to Freud hg. J. Neu. Cambridge: Cambridge University Press, S. 267-286.
Paul, R. A. (1996). Moses and Civilisation. The Meaning behind Freud s Myth. New Haven: Yale University Press.
Ricoeur, P. (1965). Das metapsychologische Problem: der Begriff des Über-Ichs (aus Kapitel 2: Vom Traumhaften zum Sublimen). In Die Interpretation. Ein Versuch über Freud. Frankfurt am Main: Suhrkamp (1974), S. 187-238.
Rieff, P. (1959). Freud: The Mind of the Moralist. London: Victor Gollancz Ltd.
Wallwork, E. (1991). Psychoanalysis and Ethics. New Haven: Yale University Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 6.2, PP57.3.4, UF PP BA 09.2

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19