Universität Wien

190058 PS BM 2 Konstitutionsprobleme der Bildungswissenschaft (2016S)

Das Subjekt der Bildung. Theorien der Bildung im Kontext geschlechtlicher Transformationsprozesse.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 07.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 1 Sensengasse 3a 1.OG
Montag 04.07. 09:45 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 05.07. 09:45 - 14:45 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 07.07. 09:45 - 14:45 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 08.07. 09:45 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Samstag 09.07. 09:45 - 16:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Subjekt der Bildung. Theorien der Bildung im Kontext geschlechtlicher Transformationsprozesse.

Inhalt:

Im Rahmen historischer Konstitutionsprozesse westlicher Pädagogik wurde das Subjekt der Bildung lange Zeit explizit als menschlich, implizit jedoch wie die feministische Kritik zeigen konnte als männlich entworfen (vgl. Prengel 2006). Bildungstheorie orientiert(e) sich dabei unter der Hand am Ideal des weißen, gesunden, heterosexuellen Mannes. Auch heute wird Geschlecht, trotz zahlreicher Erkenntnisse der transdisziplinären Frauen-und Geschlechterforschung, zumeist noch immer als pädagogisches Spezialthema verhandelt (vgl. Klika 2004). Vor dem Hintergrund medialer Debatten und bildungspolitischer Diskurse rund um Geschlechtlichkeit lässt sich, trotz immer wieder festzustellender Pluralisierungs-und Dynamisierungstendenzen (vgl. Hartmann 2002) konstatieren, dass deutschsprachige Pädagogik weitestgehend einem heteronormativen Bildungsideal folgt (vgl. Schütze 2009; 49f).

Versteht man (geschlechtliche) Subjektivation in Anschluss an Judith Butler (1991) als machtvolle und nicht nur, aber auch durch Bildung hervorgebrachte und zugleich limitierte Prozesse der Subjektkonstitution und Identitätsbildung, die Art und Weise, des Welt-, Selbst-und Anderenverhältnisses (Koller 2010; Kleiner 2014) (mit-)bedingen, dann gilt es zu überprüfen, welche Machtfigurationen in Theorien der Bildung eingeschrieben sind und zu erörtern, wie eine kritische Bildungstheorie zu denken ist, die ihr eigenes Involviertsein in die (Re-)Produktion geschlechtlicher Macht-und Ungleichheitsverhältnisse ernst nimmt (vgl. Borst 2011; Messerschmidt 2013).

In Anbetracht der hier skizzierten Herausforderungen wird in der Lehrveranstaltung das Verhältnis von Bildungstheorie und (geschlechtlicher) Subjektbildung verhandelt und nach Möglichkeiten kritischer Interventionen in pädagogischen Handlungsfeldern gefragt.
Studierende erarbeiten vor dem Hintergrund historischer, gesellschaftlicher und medialer Transformationsprozesse grundlegende Analysekategorien der Frauen-und Geschlechterforschung (sex/gender, Doing Gender, Queer, Intersektionalität) verknüpfen diese mit bildungstheoretischen Fragestellungen und setzen sich anschließend mit aktuellen Perspektiven gender-und differenzreflexiver Pädagogik auseinander.

Ziel ist es, unter Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht, zu erwägen, wie Bildung als Intervention und Intervention in Bildung gedacht und konzeptualisiert werden kann. Eine zentrale pädagogische Frage der Lehrveranstaltung lautet daher: Wie können durch Bildungstheorie und in Bildungsprozessen die Bestimmungen hinterfragt werden, 'von denen das Leben eingeschränkt wird, um so die Möglichkeit anderer Lebensweisen zu eröffnen; [...] nicht um die Differenz als solche zu feiern, sondern um für ein Leben, das sich den Modellen der Anpassung widersetzt, integrative Bedingungen zu schaffen, die es schützen und erhalten' (Butler 2009, S.13).

Im Seminar werden folgenden Themen verhandelt:

Montag: Pädagogische Grundbegriffe (Geschlecht - Erziehung - Bildung)
Dienstag: Bildung und Geschlecht: Historische Konstitutionsprozesse
Donnerstag: Zur sozialen Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit und ihrer Bedeutung für pädagogische Theorie und Praxis
Freitag: Geschlecht - Sozialisation - Transformation
Samstag: (Subjekt-)Bildung im Spannungsverhältnis gesellschaftlicher Transformationsprozesse

Einen ausführlichen Seminarplan sowie die entsprechende Literatur finden Sie auf Moodle. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Seminarleitung.

Seminarleitung:
Florian Cristobal Klenk
TU Darmstadt - Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik - Praxislabor - G-MINT
Alexanderstraße 6, 64283 Darmstadt
f.klenk@apaed.tu-darmstadt.de

Weitere Kontaktinformationen finden Sie unter:
http://www.pl.abpaed.tu-darmstadt.de/team_1/florian_cristobal_klenk/florian_klenk.de.jsp

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsmodalitäten:

1) Eine Studienleistung setzt sich aus folgenden Teilleistungen zusammen:

1.A) Eingangsarbeit in Form eines Essays (ca. 2 Seiten)
1.B) Aktive Teilnehme am Seminar und Textpatenschaft (Lektüre der Literatur zu zwei Referaten ihrer Wahl)
1.C) Referat/Sitzungsgestaltung (ca. 60-90min)

1.A) Eingangsarbeit in Form eines Essays: Diskutieren Sie bitte auf ca. 2 Seiten die Fragen:
Was bedeutet Geschlecht für mich?
Was bedeutet Bildung für mich?

Mögliche Leitfragen können sein:
Wo begegnet mir Geschlecht im Alltag? In Bildungsinstitutionen etc.
Welche zentralen Begriffe/Ziele/Probleme verbinde ich mit dem Wort Bildung?
Wie wird in der Gesellschaft über Geschlecht und Bildung gesprochen? Welche Position nehme ich zu den Debatten ein?

Bitte senden Sie Ihre Eingangsarbeit in Form eines Essays mit Vor- und Nachnamen bis zum 30.05.2016 an f.klenk@apaed.tu-darmstadt.de
Das Essay bildet die Voraussetzung, um am Seminar teilzunehmen.

1.B) Regelmäßige und aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen + Textpatenschaft ( Lektüre der Literatur zu zwei Referatsthemen ihrer Wahl (zusätzlich zu den Texten ihres Referates)). Textpatenschaft bedeutet, dass Sie die Texte gründlich lesen und vorbereiten.

ACHTUNG: Bitte verteilen Sie sich bei der Vorbesprechung so, dass jedes Referat min. eine Textpatenschaft zugewiesen bekommt!

1.C) Übernahme eines Referats inkl. Sitzungsgestaltung in einer Seminarsitzung (60-90min)

Alle Teilnehmenden halten ein Referat und erstellen ein Handout (1-2 Seiten) für die Seminargruppe.

Ein Referat umfasst:

- die zusammenfassende und pointierende Wiedergabe der gelesenen Literatur. Bitte referieren Sie nicht lediglich Texte "nacheinander ab", sondern gleidern und gestalten Sie Ihr Referat nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Da jedes Referat mehrere Texte umfasst, die Bezüge zueinander herstellen, müssen sie sich zwangsweise auf ausgewählte Aspekte fokussieren und andere Textabschnitte vernachlässigen.
- die Herausarbeitung von Schwerpunkten, Thesen, wichtigen oder problematischen Punkten
- die Klärung wichtiger Begriffe, Namen und Zeiträume
- möglichst Bezug zu den bereits im Seminar diskutierten Fragestellungen

Didaktische Aufbereitung:
Wie Sie Ihre Texte didaktisch aufbereitet bleibt ihnen überlassen. Seien sie kreativ und implementieren Sie wenn möglich abwechslungsreiche Arbeitsphasen, sodass sich das Blockseminar nicht in eine langatmige Vortragsreihe verwandelt!

Da Sie für Ihr Referat inklusive Diskussion zwischen 60 und 90 Minuten Zeit haben (Zeitangaben finden Sie im Seminarplan), bietet es sich an, dass Sie einen ca. 15-30 minütigen Input vorbereitet (meistens dauert es ja doch länger) und diesen um spannende Diskussionsfragen, Übungen und/oder Arbeitsphasen ergänzen bzw. diese in den Vortrag implementiert, sodass sie insgesamt auf 60 bzw. 90 min Sitzungsgestaltung kommen!

Betrachteten Sie sich nicht nur als Referent_innen, sondern als Diskussionskatalysatoren!

2. Prüfungsleistung:

Sie verfassen eine Hausarbeit zur Thematik Ihrer in der Lehrveranstaltung durchgeführten Sitzungsgestaltung oder zu einem Thema Ihrer Wahl, das im Seminar besprochen wurde. Dabei beschäftigen Sie sich nochmals eingehend mit Ihren Referatstexten und/oder anderen Texten, um hieraus eine Fragestellung zu entwickeln und Ihr eigenes Interesse an der Thematik zu vertiefen. Diese Arbeit ist als Einzel- und nicht als Gruppenarbeit abzugeben. Beziehen Sie weitere Literatur in Ihre Hausarbeit/Ausarbeitung ein.

Umfang: ca. 8-12 Seiten (exkl. Titelblatt, Inhaltsverzeichnis und Literaturverzeichnis; Schrift Arial o. Calibri pt. 12; Zeilabstand 1,15)

Abgabe der Hausarbeit per E-Mail: 30.09.2016

Hierbei handelt es sich um den letztmöglichen Abgabetermin für Haus- und Seminararbeiten. Bitte beachten Sie, dass ich mir eine vierwöchige Beurteilungsfrist vorbehalte.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

Borst, Eva (2011): Theorie der Bildung. 2.korrigierte Auflage, Baltmannsweiler: Schneider.
Butler, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Suhrkamp: Frankfurt am Main.
Butler, Judith (2009): Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Suhrkamp: Frankfurt am Main.
Hartmann, Jutta (2002): vielfältige Lebensweisen. Dynamisierungen in der Triade Geschlecht-Sexualität-Lebensform.Kritisch-dekonstruktive Perspektiven für die Pädagogik. Opladen: Leske & Budrich.
Kleiner, Bettina (2014): Que(e)r durch den Schulalltag? Annäherung an eine machtkritische Lesart von Differenz am Beispiel eines Schülerinterviews. In: Schmidt, Friederike/Schondelmayer, Anne-Christine/Schröder, Ute B (Hrsg.): Selbstbestimmung und Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Lebenswirklichkeiten, Forschungsergebnisse und Bildungsbausteine. Wiesbaden: VS Springer, S. 261-274.
Klika, Dorle (2004): DerDieDas Subjekt und die Welt Bildungstheoretische Beiträge. In: Glaser, Edith/Klika, Dorle/Prengel, Annedore (Hrsg.): Handbuch Gender und Erziehungswissenschaft. Bad Heilbrunn: Klenkhardt.
Koller, Hans C. (2010): Grundzüge einer Theorie transformatorischer Bildungsprozesse. In: Liesner, Andrea/Lohmann, Ingrid (Hrsg.): Gesellschaftliche Bedingungen von Bildung und Erziehung. Eine Einführung. Kohlhammer: Stuttgart, S.288-300.
Messerschmidt, Astrid (2013): Über Verschiedenheit verfügen? Heterogenität und Diversity zwischen Effizienz und Kritik. In: Kleinau, Elke/Rendtorff, Barbara (Hrsg.). Differenz, Diversität und Heterogenität in erziehungswissenschaftlichen Diskursen. Opladen, Toronto: Barbara Budrich, S. 47-61.
Prengel, Annedore (2006): Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. 3. Auflage, Wiesbaden: Springer VS.
Schütze, Barbara (2010): Neo-Essentialismus in der Gender-Debatte. Transsexualismus als Schattendiskurs pädagogischer Geschlechterforschung. Transcript: Bielefeld.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BM 2

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37