Universität Wien

190101 SE WM-M15 Beratung und Beratungsforschung (2017W)

Person, Rolle und Organisation in psychodynamischen Beratungskonzepten

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 11.10. 15:00 - 18:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Montag 23.10. 09:00 - 13:00 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
  • Montag 06.11. 09:00 - 13:00 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
  • Mittwoch 06.12. 15:00 - 18:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 17.01. 15:00 - 18:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 24.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 24.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Beratung als pädagogisch-psychosozialem Hilfeangebot kommt eine steigende Relevanz zu. Als zentrales Argument dafür wird häufig genannt, dass das Leben in der Postmoderne zwar eine individuellere Lebensführung ermöglicht, zugleich aber auch neue Unsicherheiten schafft, weil sich traditionelle Lebensformen und gesellschaftliche Vorgaben auflösen. Auch die Folgen der Globalisierung erhöhen und beschleunigen Veränderungsprozesse, die auf die konkreten Lebensbedingungen der Individuen zurückwirken. Beratung kommt in diesem Zusammenhang eine wachsende Bedeutung zu. Sie profiliert und professionalisiert sich derzeit als soziale Hilfe- und Unterstützungsform und wird zu einer Dienstleistung, die von Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten und wechselnden Fragestellungen mit zunehmender Selbstverständlichkeit immer wieder in Anspruch genommen wird. Legt man das Fachverständnis der Deutschen Gesellschaft für Beratung zugrunde, dann befasst sich Beratung
auf einer theoriegeleiteten Grundlage mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben und multifaktoriell bestimmten Problem- und Konfliktsituationen von KlientInnen. Verschiedene Beratungsansätze haben sich aus psychotherapeutischen Schulen entwickelt.
Einen bedeutenden Platz nimmt dabei die Psychoanalyse ein, welche die theoretischkonzeptive Grundlage von unterschiedlichen pädagogischen bzw. psychosozialen Beratungsformaten
darstellt. Die Psychoanalyse stellt mit ihren anthropologischen Grundlagen, ihrer Entwicklungspsychologie, ihrer Persönlichkeitstheorie und ihrer Behandlungsmethodologie
eine breite und fundierte Grundlage für Beratungsprozesse dar.
Psychoanalytische Beratung, die als psychodynamische Beratung Eingang in die Literatur gefunden hat, wird u.a. als Beratung bei beruflichen Konfliktsituationen, bei der Reflexion professionellen Handelns in pädagogischen und psychosozialen Handlungsfeldern oder als Fallanalysen in der Ausbildung von professionellen Berufen angewandt. In den genannten Beratungszusammenhängen geht es - in unterschiedlichen Gewichtungen - um die Reflexion des beruflichen Handelns, das von (ausgebildeten oder auszubildenden) Personen in der Ausübung ihrer beruflichen Rolle im Kontext je spezifischer Arbeitsorganisationen ausgeübt wird.

Berufsbezogene Beratung ist gekennzeichnet durch ein triadisches Zusammenwirken von der Person mit ihren individuellen Persönlichkeitsstrukturen sowie ihren Konflikt- und Abwehrstrategien,
der beruflichen Rolle mit ihren Anforderungen, die sich aus der beruflichen Aufgabe und Anforderungen an die Klientenarbeit ergibt, sowie aus den strukturellgesellschaftlichen Gegebenheiten der Organisation, in der die Arbeit geleistet wird. Dieses triadische Geschehen zu verstehen, erfordert ein differenziertes Wissen über psycho- und organisationsdynamischen Zusammenhänge. Ausgehend von der Annahme eines dynamischen Unbewussten, das bei der Gestaltung der beruflichen Rolle wirksam wird, können latente
Prozesse in Organisationen als institutionelle Abwehrprozesse identifiziert werden.

In psychodynamischen Beratungskonzepten wird das Zusammenwirken von Person, Rolle und Organisation auf der manifesten und latenten Ebene und die daraus folgenden Konsequenzen für die Arbeit mit KlientInnen, PatientInnen bzw. SchülerInnen und anderen AdressatInnen beruflicher Bemühungen beschrieben. Damit werden Beratungsprozesse nicht auf
die Dynamik von Berater und Ratsuchenden reduziert, sondern in ihrer der Komplexität theoretisch fundiert verstehbar.

In der Lehrveranstaltung werden grundlegende Theorien psychodynamischer Beratung erarbeitet. Der besondere Schwerpunkt liegt auf Konzepten der Beratung von beruflicher Arbeit
in der Aus- und Weiterbildung. Im Mittelpunkt steht, wie der Titel der Lehrveranstaltung nahe legt, das Erleben der Person in ihrer beruflichen Rolle, die in einer spezifischen Organisation
geleistet wird und die daraus resultierende Frage, wie dies in Beratungsprozessen reflektiert werden kann.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Voraussetzung zum positiven Abschluss des Seminars:
Aktive Mitarbeit im Seminar
Präsentationen im Seminar
Durchführung von Interviews
Verfassen einer Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziele der LV
- Die Studierenden lernen die Grundlagen von psychodynamischer Beratung (psychoanalytische Persönlichkeitsannahmen, methodische Konzepte) kennen.
- Die Studierenden erarbeiten die Unterschiede von Person, Rolle und Organisation.
- Die Studierenden entwickeln ein theoriegeleitetes Verständnis für die triadische Grundstruktur im Beratungsprozess.
- Die Studierenden verbessern ihre Kompetenz, theoretische Texte zu analysieren und zu diskutieren.
- Die Studierenden können die theoretischen Ableitungen im Rahmen einer qualitativen Einzelfallstudie diskutieren.

Didaktische Gestaltung der LV
In der ersten Phase des Seminars werden von allen Studierenden Texte gelesen und diskutiert, um eine gemeinsame theoretische Grundlage zu erwerben. Dabei werden Grundbegriffe der psychodynamischen Beratung, der Bedeutung von Person, Rolle und primäre Aufgabe sowie des triadischen Verständnisses von Beratung erarbeitet.
In der zweiten Phase des Seminars führen die Studierende Interviews mit pädagogischen Professionals durch, die sie vor dem Hintergrund einer Forschungsfrage zum Seminarthema diskutieren und reflektieren. Auf Basis der Interviewanalysen verfassen die Studierenden Seminararbeiten, die die Voraussetzung für den positiven Abschluss des Seminars darstellt.

Prüfungsstoff

Literatur

Menzies Lyth, I. (1989): The Dynamics of the Social. Free Association Books: London
Möller, H. (2010): Beratung in einer ratlosen Arbeitswelt. Vandenhöck und Ruprecht: Göttingen
Möller, H., Lohmer, M. (2013): Psychoanalyse in Organisationen. Kohlhammer: Stuttgart
Obermeyer, K., Pühl, H. (2017): Die innere Arbeit des Beraters. Psychosozial Verlag: Gießen
Schnoor, H. (Hg.) (2012): Psychodynamische Beratung in pädagogischen Handlungsfeldern.
Psychosozial Verlag: Gießen
Steinhardt, K. (2007): Psychoanalytisch orientierte Supervision - auf dem Weg zu einer Proession?
Psychosozial Verlag: Gießen

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

WM-M15

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37