Universität Wien

210070 PS D2, F, G10: Nationalsozialismus und Moderne als vergangenheitspolitischer Diskurs (2007W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 12.10. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 19.10. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 09.11. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 16.11. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 23.11. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 30.11. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 07.12. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 14.12. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 18.01. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 25.01. 10:00 - 11:30 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Diskurs über Nationalsozialismus und Moderne beschäftigt sich mit der Frage nach der Einordnung des Nationalsozialismus in die Geschichte der Moderne bzw. der Modernisierung. Die zentrale Frage lautet somit "Wie modern war der Nationalsozialismus?" (Frei 1993). Insbesondere in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich in der Folge des Historikerstreits und der Historisierungsdebatte eine lebhafte Diskussion um die Modernität des Nationalsozialismus entwickelt. Anstoß für diese in den fachwissenschaftlichen Blättern, aber auch im Feuilleton deutschsprachiger Tages- und Wochenzeitungen geführte Diskussion bildeten einige Arbeiten von Historikern und Soziologen, die in Anschluss an Ralf Dahrendorf und David Schoenbaum sowie Martin Broszat die These von der Modernität des Nationalsozialismus aus unterschiedlichen Perspektiven vertreten haben. Dabei wurde nicht nur ein affirmatives Verständnis von Moderne und Modernisierung in Frage gestellt, sondern auch über Kontinuitäten der deutschen (Nachkriegs-)Geschichte diskutiert. Dadurch wurden zwei zentrale Konzepte des bundesrepublikanischen Selbstverständnisses nach 1945 in Zweifel gezogen: einerseits das positive Selbstverständnis als moderne Gesellschaft und andererseits auch die Annahme eines institutionellen wie gesellschaftlichen Bruches mit der Zeit zwischen 1933 und 1945 - wie dies von der zunehmend kritisierten Sonderwegtheorie behauptet wird. Die Frage nach der Bedeutung des Nationalsozialismus für die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft und ihre gesellschaftlichen wie politischen Institutionen wurde damit neuerlich zur Diskussion gestellt. Hier zeigen sich die Parallelen zum Historikerstreit und zur Historisierungsdebatte der späten 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen auch über den historischen Ort des Nationalsozialismus diskutiert und gestritten wurde. Mit der weltpolitischen Wende von 1989 und der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurden einige Positionen im Historikerstreit von der Geschichte selbst eingeholt.
In der Lehrveranstaltung soll daher der Frage nachgegangen werden, welche vergangenheitspolitischen Dimensionen und Positionen im Diskurs über Nationalsozialismus und Moderne vorhanden sind. An welche vergangenheits- und erinnerungspolitischen Diskussionen schließt der Diskurs über Nationalsozialismus und Moderne an? Vor welchen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen entsteht diese Diskussion und wie wird sie dadurch beeinflusst? Aber auch: Wie wird Vergangenheit durch einzelne Beiträge konstruiert? Zeichnet sich der Diskurs durch eine einheitliche vergangenheitspolitische Position aus? Wie hängen wissenschaftliches Erkenntnisinteresse und Vergangenheitspolitik in diesem Diskurs zusammen? Warum birgt dieser Diskurs eine derartige vergangenheitspolitische Brisanz?

Das Ziel der Lehrveranstaltung ist damit, einerseits den Diskurs über Nationalsozialismus und Moderne seit den frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts nachzuzeichnen und ihn andererseits innerhalb vergangenheitspolitischer Diskussionen in der Bundesrepublik Deutschland zu verorten und seine Bedeutung für diese Diskussionen zu bestimmen. Zentrale Themen der Lehrveranstaltungen werden daher als Ausgangspunkte der Diskussion, der Historikerstreit und die Historisierungsdebatte sowie die vergangenheitspolitischen Diskussionen der (frühen) 90er Jahre im Zuge der deutschen Wiedervereinigung sein.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Beurteilungsmaßstäbe:
Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung sind neben kontinuierlicher Anwesenheit und Mitarbeit, Hausarbeiten, ein Referat und eine Abschlussarbeit erforderlich.

Prüfungsstoff

Literatur

Bavaj, Riccardo (2005), Modernisierung, Modernität, Moderne: Ein wissenschaftlicher Diskurs und seine Bedeutung für die historische Verortung des "Dritten Reichs", in: Historisches Jahrbuch 125.Jg., S.413-451
Dipper, Christoph (1998), Zwischen "Historikerstreit" und der Debatte über "Nationalsozialismus und Moderne", in: Diendorfer, Gertraud u. u.a. (Hg.), Zeitgeschichte im Wandel: 3. Österreichische Zeitgeschichtetage 1997, Innsbruck u. Wien, S.110-121
Frei, Norbert (1993), Wie modern war der Nationalsozialismus?, in: Geschichte und Gesellschaft 19.Jg., S.367-387
Schildt, Axel (1994), NS-Regime, Modernisierung und Moderne: Anmerkungen zur Hochkonjunktur einer andauernden Diskussion, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 23.Jg., S.3-22
Wehling, Peter (1992), Die Moderne als Sozialmythos: Zur Kritik sozialwissenschaftlicher Modernisierungstheorien, Frankfurt/M. u. New York

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38