Universität Wien

210115 SE M11: FOP (2014W)

25 Jahre danach: die politische Entwicklung Ungarns in Zusammenhang mit den sozialökonomischen Veränderungen seit dem Systemwandel

12.00 ECTS (4.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die selbstständige Anmeldung innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend!

Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.

Anwesenheitspflicht in der ersten LV-Einheit: Studierenden, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung, und Studierende von der Warteliste können nachrücken.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 17.10. 10:00 - 16:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Samstag 18.10. 09:00 - 15:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 14.11. 10:00 - 16:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Samstag 15.11. 09:00 - 15:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 12.12. 10:00 - 16:00 Seminarraum 1 (S1), NIG 2. Stock
  • Samstag 13.12. 09:00 - 15:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Freitag 16.01. 10:00 - 16:00 Seminarraum 1 (S1), NIG 2. Stock
  • Samstag 17.01. 09:00 - 15:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der politische Ablauf des Systemwandels als Folge der Implosion des früheren staatssozialistischen Regimes in Ungarn und ganz Osteuropa ist in der politikwissenschaftlichen Literatur der "democratic transition" weitgehend diskutiert und analysiert worden. Das demokratische, parlamentarische politische System, (aufgrund einer "constitutional engineering", neue pluralistische Parteipolitik, freien Wahlen etc.) erweckte allgemeines Interesse nach Jahrzehnten des antidemokratischen, autoritären Systems. Die parallele ökonomische Transformation und die damit einhergehende soziale Umwälzung standen weniger im Mittelpunkt der politischen Diskussion, obgleich die Qualität und Standhaftigkeit der neuen Demokratie langfristig von ihrem Erfolg bedingt ist. Theoretiker, wie Adam Przeworski ua. haben mit Recht darauf hingewiesen, dass die gleichzeitige Einführung von Marktwirtschaft und Demokratie historisch beispiellos ist und zu sozialen und politischen Spannungen führen kann.
Die EU-Integration der neuen Demokratien (unter Bedingungen der sog. Koppenhagener Kriterien) schien lange Zeit eine sichere Garantie für die demokratische Konsolidation zu bieten. Seit der globalen Finanzkrise und Rezession mehren sich jedoch die Zeichen einer Erosion der Grundsteine der liberalen Demokratie. Die ungarische Politik mag ein Testfall dafür sein, wie soziale Verwerfungen, wie hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Beschäftigungsrate, wachsende soziale Ungleichheiten und soziale Ausgrenzung breiter Schichten eine tiefe politische Unzufriedenheit und Entfremdung bewirken kann. Die Beschwörung der politischen Kultur einer früheren autoritären Vergangenheit kann solche Tendenzen verstärken, insgesamt die demokratische Stabilität gefährden, und autoritären Tendenzen die Tür öffnen. Populismus, Erstarkung einer nationalistischen Identitätspolitik, der Vormarsch einer offen rechtsradikalen Partei u.a.m. stellen heute, auch nach internationaler Einschätzung, eine ernsthafte Herausforderung der liberalen Demokratie dar.
Im Seminar sollen Fallstudien zur ungarischen politischen Entwicklung erarbeitet werden. Dazu werden Daten zur ökonomischen und sozialen Entwicklung, Umfragedaten zu politischer Attitüde, Analysen von sozialen und politischen Konfliktlinien, Entwicklungen der Parteipolitik, Wahlergebnisse, Meinungsumfragen zur Veränderung der politischen Kultur vermittelt und diskutiert werden. Eine vergleichende Perspektive für regionalspezifische Zusammenhängen und deren Einordnung in einen europäischen Kontext helfen, die politische Entwicklung Ungarns in eine breitere Perspektive zu stellen.
Anforderungen an die Teilnehmer des Forschungspraktikums für einen erfolgreichen Abschluss sind aktive Mitarbeit, Studium der Literatur, Übernahme eines Referates, sowie Erarbeitung eines Konzepts der Forschungsarbeit, und schließlich die Abgabe einer längeren Arbeit (ca. 20-25 S.) Kollektive Arbeit an einem Thema ist möglich, falls die Aufteilung der Forschung in einzelne Aspekte bzw. Themenbereiche unter den Mitgliedern der Gruppe klar definiert und verantwortbar ist.
Als letzter Abgabetermin ist Ende Mai 2015 vorgesehen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Bewertung des Seminars bzw. der einzelnen studentischen Beiträge ergibt sich aus der Vornote für die aktive Mitarbeit im Seminar während der Diskussionen plus der Bewertung der Qualität der schriftlichen Hausarbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Forschungspraktikum soll Studierenden helfen, ein eigenes Forschungsprojekt im Bereich der Ostmittel-Europa-Forschung, mit Schwerpunkt Ungarn zu entwickeln. Dafür werden im Seminar theoretische Rahmen diskutiert, methodologische Ansätze erörtert, und neue Forschungsergebnisse vermittelt. Plan und Aufbau der einzelnen studentischen Beiträge sollen im Seminar ebenfalls diskutiert und getestet werden.

Prüfungsstoff

Theoretical and methodological introduction to the development of a research project. Discussion of relevant terminology and basic texts; independent research (in small groups according to chosen theme), under supervision of the course instructor; presentation and discussion of research plans and findings.

Literatur

Ágh, A: 20 Years of Social and Political Developments: Progress Report on the New Member States. Together for Europe Series 17., Budapest College for Communication and Business, 2013.
Alemann, Ulrich: Politikwissenschaftliche Methoden. Grundriss für Studium und Forschung. Westdeutscher Verlag, 1995.
Burnham, et al: Research Methods in Politics. Macmillan, 2008.
Bayer, J. – Jensen, J. (eds.): From Transition to Globalization. New Challenges for Politics, the Media and Society. Budapest, 2007.
Bayer, J.: Country Report Hungary. In: Strategies for Combating Right-Wing Extremism in Europe. Verlag Bertelsman Stiftung, 285-327.
Bohle, D. – Greskovits, B.: Capitalist Diversity on Europe’s Periphery. New York: Cornell University Press, 2012.
Bohle, D. – Greskovits, B.: East-Central Europe’s Quandary. In: Fukuyama et al.: Poverty, Inequality, and Democracy. Baltimore: The John Hopkins University Press, 2012. p. 91-104. (Also in: Journal of Democracy, 2009;20(4):50-63.)
Ismayr, Wolfgang: Die politischen Systeme Osteuropas. Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. (Kapitel zu Ungarn.)
Segert, D. (ed.): Postsozialismus. Hinterlassenschaften des Staatssozialismus und neue Kapitalismen in Europa. Wien: Braumüller, 2007. (Studien zur politischen Wirklichkeit.)
Segert, Dieter: Transformationen in Osteuropa im 20. Jahrhundert. UTB, Stuttgart 2013.
White, Stephen – Lewis, P. G. – Batt, Judy (Eds.) Developments in Central and East European Politics 5. 2013.
Weiters:
Aktuelle Umfragedaten aus Eurobarometer, European Social Survey and Social Report Jahrbücher aus Ungarn.
Forschungsmaterialien auf Webseiten wie tarki.hu, politicalcapital.hu u.a.m.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38