Universität Wien

210123 PS G8: "Sexuelle politiken" (2008W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 13.10. 16:45 - 18:15 Fachtutoriumsraum (A221), NIG 2. Stock
Freitag 07.11. 13:00 - 18:30 Seminarraum 1 (S1), NIG 2. Stock
Samstag 08.11. 11:30 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Freitag 12.12. 10:00 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Samstag 13.12. 14:00 - 17:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Auffassung, Sexualität sei dem Bereich des Privaten zuzuordnen, ist seit den 1960er Jahren in verschiedenen Zusammenhängen kritisiert worden: Frauenbewegung, Lesben- und Schwulenbewegung, queere Praxen sowie die damit einhergehenden Theoretisierungen waren und sind zum Teil noch bemüht, der Verdrängung von Sexualität aus der Sphäre des Politischen, deren Tabuisierung und letztendlich Naturalisierung als individuelles, "vor-politisches" Phänomen entgegen zu wirken.
Vor diesem Hintergrund wollen wir in der LV aus einer queer-feministischen Perspektive auf unterschiedlichen Ebenen das Politische der Sexualität ebenso wie das Sexualisierte des Politischen herausarbeiten. Wir wollen also erarbeiten, inwiefern Sexualität einerseits mit politischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen verwoben ist und andererseits Staat, Ökonomie und Gesellschaft nicht nur vergeschlechtlicht sondern auch (hetero)sexualisiert sind. Dazu wollen wir im ersten Teil der LV unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte der Auseinandersetzung mit der Theoretisierung und Politisierung von Sexualität und Geschlechterverhältnissen erarbeiten, wozu wir einführende Texte von Michel Foucault, der feministischen Theorie, der Lesben- und Schwulen-Theorie sowie der Queer Theorie diskutieren werden. Davon ausgehend, dass hetero- bzw. homosexuelles Begehren nicht als Ausdruck einer "gegebenen" Sexualität aufgefasst werden kann, sondern vielmehr als "soziale Relation", rückt die Frage ins Zentrum, nach welchen normativen Konstruktionen binäre Geschlechterdifferenzen, eindeutige Identitäten und Ausrichtungen des Begehrens hergestellt werden und wie diese jeweils in Staat und Gesellschaft eingelagert sind. Ziel dieses ersten Teils der LV ist, in zentrale Begriffe und Konzepte wie das der Heteronormativität ebenso wie in zentrale Thesen einzuführen, um zu verdeutlichen, dass Körper ebenso wie Sexualität(en) Effekte politischer Regulierungen sind.
Der darauf folgende vertiefende Teil wird diesen Thesen entlang einzelner thematischer Blöcke nachgehen. Dabei sollen sich die Studierenden zu jeweils einem Aspekt theoretisch vertiefen und die daraus gewonnenen Einsichten in kleinen Forschungsprojekten auf empirische Fragestellungen anwenden. Folgende vier Vertiefungsbereiche sind dabei vorgesehen:

- Staat und Sexualität (Wie sind Sexualität, Heteronormativität und Geschlecht in konkrete Policies ebenso wie in das Recht, Vorstellungen von Citizenship, staatlich vermittelte Formen von Subjektivierung und dergleichen eingelagert?)

- Öffentlichkeit/Privatheit (In welchem Verhältnis stehen Sexualität und gender zu den Kategorien privat/öffentlich. Welche Auswirkungen auf sexuelle Politiken haben bspw. die Veränderungen dieser Kategorien im Zuge neoliberaler Transformationsprozesse?)

- Repräsentation (Welche Formen von Sichtbarkeits- bzw. kulturellen Politiken thematisieren das Verhältnis von Heteronormativität und Repräsentation? Welcher Strategien bedienen sie sich dabei? Wie lässt sich Pop- und Alltagskultur aus einer heteronormativitätskritischen Perspektive analysieren?)

- Ökonomie und Sexualität (Wie ist Sexualität in gesellschaftliche Arbeitsteilung eingelagert? Was kann mit dem Begriff der "sexuellen Arbeit" sichtbar gemacht werden? Wie kann queer consumerism aus einer heteronormativitätskritischen Perspektive analysiert und kritisiert werden?)

II. Lehr- und Lernziele der LV
Ziel der LV ist es, den Blick sowohl auf unterschiedliche Formen und Ebenen der Verstrickung von Sexualität in Macht- und Herrschaftsverhältnisse, als auch auf kritische Praxen und Widerstandsformen zu richten. Darüber hinaus sollen die Studierenden Einblick in zentrale Konzepte und Theoreme verschiedener theoretischer Ansätze zu dem Themenfeld Sexuelle Politiken erarbeiten. Die erworbenen Kenntnisse sollen die Studierenden im Rahmen von Forschungsprojekten vertiefen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit (max. 2 Fehlstunden), Lektüre der Texte, mündliche und schriftliche Übungen, Durchführung und Präsentation eines theoriegeleiteten Forschungsprojekts.

Prüfungsstoff

Literatur

Butler, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/Main
Duggan, Lisa (2003): The Twilight of Equality?: Neoliberalism, Cultural Politics, and the Attack on Democracy. Boston
Engel, Antke (2002): Wider die Eindeutigkeit. Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der Repräsentation. Frankfurt/Main, New York
Foucault, Michel (1983): Sexualität und Wahrheit, Bd. 1: Der Wille zum Wissen. Frankfurt/Main
Genschel Corinna (1996): Fear of a Queer Planet: Dimensionen lesbisch-schwuler Gesellschaftskritik. In: Das Argument 216. Hamburg, 525-537
Hark, Sabine (1996): Deviante Subjekte. Die paradoxe Politik der Identität. Opladen
Hennessy, Rosemary (2000): Profit and Pleasure. Sexual Identities in Late Capitalism. London/ New York
Holzleithner, Elisabeth (2002): Das Sexuelle im Recht: Zwischen Autonomie und Verdinglichung, in: Olympe. Feministische Arbeitshefte zur Politik. kreativ - skeptisch - innovativ. Frauen formen Recht, Heft 17/Dezember 2002. Zürich, 48-59
Lauretis, Teresa de (1994): The Practice of Love: Lesbian Sexuality and Perverse Desire. Bloomington
Millett, Kate (1985): Sexus und Herrschaft. Die Tyrannei des Mannes in unserer Gesellschaft. Reinbek bei Hamburg [Original: 1996/1970]
quaestio: Beger, Nico/ Engel, Antke/ Genschel, Corinna/ Hark, Sabine/ Schäfer, Eva (Hg.) (2000): Queering Demokratie. Sexuelle Politiken. Berlin
Rubin, Gayle S. (2003): Sex denken: Anmerkungen zu einer radikalen Theorie der sexuellen Politik. In: Kraß, Andreas (Hg.) (2003): Queer Denken. Queer Studies. Frankfurt/Main, 31-80 [Original: 1984]


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 27.07.2023 00:20