Universität Wien

230137 VO+SE E-motions . Transformationsprozesse in der Gegenwartskultur. (2011S)

6.00 ECTS (3.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

MI 02.03.2011 16.00-17.30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2 1.OG (Bestätigt)
SO 13.03.2011 09.00-18.00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2 1.OG (Bestätigt)
MI 13.04.2011 16.00-20.00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2 1.OG (Bestätigt)
SO 15.05.2011 09.00-18.00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2 1.OG (Bestätigt)
SA 18.06.2011 09.00-18.00 Inst. f. Wissenschaftsforschung, Seminarraum,
Sensengasse 8/10
MI 29.06.2011 16.00-20.00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2 1.OG (Bestätigt)

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In den einführenden Einheiten werden zunächst zentrale Begrifflichkeiten und theoretische Konzeptionen aktueller und historisch-philosophischer Emotionsdebatten behandelt. Über die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Repräsentationsmodi von Emotionen soll deren Historizität und Kulturalität sichtbar gemacht werden. Wir gehen davon aus, dass Emotionen nicht einseitig auf neuro-chemische Prozesse noch auf rein subjektive Erlebniszustände zu reduzieren sind, sondern vor allem als Diskursphänomene zu begreifen sind. Ausgehend von der "Produktivität&" von Diskursen wird jenes sozialwissenschaftliche grand narrative, das die Geschichte der Moderne als eine der fortschreitenden Affektkontrollen und Gefühlsdisziplinierungen erzählt (Weber, Elias), relativiert und der Blick auf den gegenwärtigen "Affektboom&" (Hammer-Tugendhat/ Lutter 2010) eröffnet.
Im Fokus der anschließenden Analysen von Gegenwartsgesellschaften stehen die unterschiedlichen Formen der Emotionalisierung, wie der allgegenwärtige Imperativ zu relaxen und zu genießen (Mixa/Futscher 2006) und damit die These des "emotionalen Selbst-Designs" und dem "Selbstmanagement der Gefühle als kulturellem Programm" (Neckel 2005). Basierend auf der bereits 2004 von Frank Furedi so umfassend beschriebenen These einer "Therapy Culture", in der das vulnerable Selbst einer ständigen Begleitung durch Life-Coaches bedarf und sich die Sorge, zu gefühlvoll und damit unvernünftig zu wirken geradezu in ihr Gegenteil verkehrt hat, in einen Imperativ, der da lautet: "Ich fühle, also bin ich." (Damasio, 1999), steht der Versuch, gegenwärtige Emotionskulturen kritisch in den Blick nehmen. Zur Frage steht dabei einerseits, wie die dominante Emotionalisierung westlicher Gesellschaften mit der fortschreitenden Ökonomisierung des Sozialen zusammenzudenken sind. Und andererseits die Frage nach den immer wieder ausgeblendeten Verknüpfungen von Emotionalität und Geschlecht und den aktuellen Prozessen des Gendering/ Degendering bestimmter Emotionen.
Die Lehrveranstaltung versteht sich als transdisziplinäres Diskussionsforum, gibt es doch kaum ein anderes Themenfeld, welches so dringlich auf disziplinübergreifende Debatten angewiesen ist (Greco 2009). In diesem Zusammenhang erscheint es uns besonders relevant, sich mit den so genannten Psy-Disziplinen auseinanderzusetzen. Denn: Spricht man über Emotionen/Gefühle/Affekte, so gibt es kaum eine andere Disziplin, die sich so umfassend damit beschäftigt (hat), wie die Psychoanalyse (Angerer 2010) und kein anderes gesellschaftliches Feld, das professionell geradezu ausschließlich mit 'normalen' und "a-normalen" Gefühlen betraut ist, wie die Psychiatrie. Angesichts der Dominanz von Neurowissenschaften im Emotionsdiskurs scheint eine offene Diskussion aus kulturwissenschaftlicher Perspekt

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aktive Mitgestaltung, Durchführung wiss.Recherchen (Literatur, Material), Abfassen eines Outlines zum Forschungsvorhaben, Präsentation der Forschungsergebnisse und das Abfassen einer Seminararbeit. Evaluation des Vorlesungsteils: Verfassen eines wiss. Essays (letzte Einheit)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel der LV ist die Diskussion aktueller wissenschaftlicher Debatten zum "emotional turn". Im Rahmen von (Gast-)Vorträgen - u.a. aus den Disziplinen Psychoanalyse, Filmwissenschaften, Gender Studies - und eigenständigen Analysen solle die theoretischen Erkenntnisse angewandt und erweitert werden. Zudem ist es ein Anliegen der LV wissenschaftliche Skills zu vertiefen: Neben Literaturrecherchen, dem Verfassen von Abstracts und Outlines wird insbesondere das Abfassen eines wissenschaftlichen Buchbeitrags im ganzen Verlauf den roten Faden bilden. Schließlich ist die gemeinsame Publikation von Texten der ReferentInnen und der Studierenden zum Thema Ziel der LV.

Prüfungsstoff

Theorie-Inputs, (Gast-)Vorträge, Gruppenarbeiten (Theorie- und Analysearbeit, Abfassen der Seminararbeit), Einzelarbeiten (Präsentationen), Gruppen- und Plenardiskussionen. Die Arbeitsgruppen werden thematisch fokussiert u.a. zu folgenden Dimensionen: emotional-soziale Beziehungen (Liebe, FreundInnschaft), emotionale Räume (Wellness-Oase/Spas), emotionale Selbst-Technologien (Selbstcoaching), emotionale Grenzen und Ausgegrenztes (Angst, Trauer, Leere,. In einer eigenen Einheit können die thematischen Anliegen herausgearbeitet werden.
Im Anschluss an die Lehrveranstaltung findet ein Publikationsworkshop zur Begleitung der Veröffentlichung statt.

Literatur

Auswahl:
Manuel BORUTTA, Nina VERHEYEN (Hg.): Die Präsenz der Gefühl. Männlichkeit und Emotionen in der Moderne (2010)
Monica GRECO, Paul STENNER (Hg.): Emotions. A Social Science Reader (2009)
Daniela HAMMER-TUGENDHAT, Christina LUTTER (Hg.): Emotionen. Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2/2010
Sieghart NECKEL: Emotion by Design: Self-Management of Feelings as a Cultural Program (2008)

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 905: MA F Forschungsspezialisierung Kultur und Gesellschaft oder MA EF Kultur
in 121: Angewandte Soziologie (Praxisfelder), 3. Abschnitt

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39