Universität Wien
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240054 SE VM5 / VM6 - Konferenzen, die die politische Entwicklung Afrikas geprägt haben (2021S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die LV startet digital und wird, wenn es die Covid-Bestimmungen wieder zulassen, auf Vor-Ort umgestellt.

  • Dienstag 09.03. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 16.03. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 23.03. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 13.04. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 20.04. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 27.04. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 04.05. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 11.05. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 18.05. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 01.06. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 08.06. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 15.06. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 22.06. 11:15 - 12:45 Digital
  • Dienstag 29.06. 11:15 - 12:45 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Kongokonferenz oder Westafrika-Konferenz [auch als Berliner Konferenz bezeichnet] fand vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Bismarck in Berlin statt, mit dem Ziel die Handelsfreiheit am Kongo und am Niger zu regeln. Dies führte in der Folge zu einem Wettlauf um Afrika. Ihr Schlussdokument [die Kongoakte] sollte die Grundlage für die Aufteilung des Kontinents in Kolonien bilden. Während der europäischen Kolonialherrschaft kam es zu einigen Konferenzen, darunter die berühmte Konferenz von Brazzaville in Kongo (30. Januar bis 8. Februar 1944), wo Charles de Gaulle versuchte, die Beziehungen zwischen Metropole und Kolonien neuzugestalten. Dennoch gerade aufgrund der von Europa praktizierten Dominationspolitik begannen die Kolonisierten, ein eigenes politisches Bewusstsein zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wurden zwei [antikoloniale] Konferenzen organisiert, die eine zentrale Rolle im globalen Emanzipationsprozess spielen sollten: der RDA-Kongress (18.-21. Oktober 1946) in Bamako, Mali (damals Französisch-Sudan) und die Konferenz von Bandung (Indonesien) vom 17. bis zum 24. April 1955. In Bandung signalisierten die Kolonisierten ihren Willen zur Unabhängigkeit – und um dies zu bekräftigen, formulierten sie drei wesentliche Forderungen:
1. Die Dekolonisation und die Gleichstellung der Völker Afrikas und Asiens
2. Die friedliche Koexistenz und die wirtschaftliche Entwicklung
3. Die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aufgabe der LV ist es, Anlässe, Inhalte und Resultate der besagten Konferenzen in Zusammenhang mit der Genese der afrikanischen Emanzipationsbewegungen historisch und politisch-ideologisch zu behandeln. Ferner werden die Auswirkungen der Unabhängigkeitsforderungen auf die Dominationspolitik der europäischen Kolonialmächte genauer analysiert. Es wird ebenfalls versucht, festzustellen, inwiefern es eine Korrelation zwischen dem Kalten Krieg und den Befreiungsideen in Afrika bestanden hat. Nicht zuletzt werden ideologische Gegensätze, unterschiedliche Varianten des Nationalismus, wie auch Defizite des Antikolonialismus bzw. das de facto vorprogrammierte Scheitern der politischen Allianz zwischen einerseits den afrikanischen Nationalisten und andererseits den internationalistischen Antiimperialisten [etwa der Kommunistischen Partei Frankreichs (letzterer kann man unter Umständen National-Chauvinismus vorwerfen)] untersucht. Thematisiert wird ebenfalls die Problematik der politischen und ökonomischen Schwierigkeiten in Afrika der Post-Unabhängigkeit. Anhand von historischen Quellen und Texten wird der Versuch unternommen, durch Übungen Themen zu finden, vorhandene Theorien zu analysieren und deuten, Quellen in schriftlichen Arbeiten zu verwenden, historische Zusammenhänge herzustellen etc...

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzungen für einen positive Abschluss: regelmäßige und aktive Teilnahme, Übungen und Referate, Verfassung einer Seminararbeit.

Prüfungsstoff

THEMENVORSCHLÄGE

1. Momente des Kolonialismus in Afrika
2. Fremdherrschaft und Problematik der Emanzipation
3. Afrikas postkoloniale Staaten
4. Afrikanische Staaten im Kalten Krieg
5. Konferenz von Bandung (1955); Blockfreie Staaten
6. Die Kubanische Revolution
7. Reaktion der US-Regierung auf die Kubanische Revolution
8. Post-Unabhängigkeit und Politische Krisen in Afrika
9. Patrice Emery Lumumba und die Kongolesische Unabhängigkeit
10. Kolonialismus – Neokolonialismus – Globalisierung in Afrika
11. Antikolonialismus und Antiimperialismus im Kalten Krieg
12. Politische Optionen der Dritten Welt innerhalb der Nord-Süd-Konfrontation
13. Eurozentrismus und Emanzipationstheorien der Dritten Welt
14. Europäische Kommunisten und die koloniale Frage
15. Re-Kolonisierung? Europas Globalisierungspolitik in Afrika
16. Che Guevaras Theorien der Revolution
17. Kubas avantgardistische Rolle im Kampf gegen den internationalen Imperialismus
18. Che Guevara und die Revolution in Afrika
19. Nationalismus-Konzepte und Emanzipationsbestrebungen
20. Dekonnexionspolitik [Samir Amin], Dissoziations- oder Abkoppelungstheorie [Dieter Senghaas, Ulrich Menzel] als taugliche Gegenmodelle zum US-europäischen integrativen und assoziativen Entwicklungskonzept?
21. Frantz Fanon und die Algerische Revolution
22. Die Relevanz des „Fanonismus“ für den Antikolonialismus in der Dritten Welt
23. Revolutionen: ihre Internationalität und Universalismus [Französische Revolution (1789) – Russische Revolution (1917) – Iranische Revolution (1979)]
24. Antikolonialismus - Antiimperialismus - Antikommunismus - Antiislamismus: das Zeitalter des Kontra-Prinzips
25. Der Panafrikanismus in den britischen und französischen Kolonien
26. Fanon in der Negritude-Bewegung
27. Negritude-Theorie und politische Partizipation
28. Panafrikanismus und postkoloniale Kämpfe
29. Negritude: Identitäts- und Frauenpolitik
30. Der Circulus vitiosus der Rassenideologie
31. Rezension des Vorworts von Sartre zu Fanons „Die Verdammten dieser Erde“
32. Politische Optionen der Dritten Welt gegen die europäische Herrschaftspolitik
33. Nationalismuskonzepte und Emanzipationsbestrebungen
34. Rezension des Textes von Aimé Césaire „Über den Kolonialismus“
35. Der Kolonialismus im afrikanischen und europäischen Gedächtnis
36. Französische Kolonialideologie und Assimilationsdoktrin
37. Die Berliner Konferenz und der Wettlauf um Afrika
38. „Tirailleurs Sénégalais“: Afrikanische Soldaten im Dienste Frankreichs
39. Fremdherrschaft und Befreiung
40. Die französische Zwangsarbeitspolitik von der Konferenz in Brazzaville
41. Faschoda-Krise: Konkurrenz zwischen den europäischen Kolonialmächten
42. Die Bandung-Konferenz: Erfindung der Dritten-Welt?
43. Der RDA-Kongress in Bamako und die afrikanischen Emanzipationsbestrebungen

Literatur

1. Ruth Weiss, Hans Mayer: Afrika den Europäern! Von der Berliner Afrika-Konferenz 1884 ins Afrika der neuen Kolonisation. Hammer, Wuppertal 1984.
2. Horst Gründer: Der „Wettlauf“ um Afrika und die Berliner Westafrika-Konferenz 1884/85. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): Kolonialmetropole Berlin. Eine Spurensuche. Berlin-Edition, Berlin 2002
3. Discours du général de Gaulle à l'ouverture de la conférence, 30 janvier 1944 [archive], Site de l'Université de Perpignan.
4. Raymond-Marin Lemesle : La conférence de Brazzaville de 1944 : contexte et repères, Paris 1994.
5. Ibrahima Thioub, Le Rassemblement démocratique africain et la lutte anticoloniale de 1946 à 1958, Dakar, Université Cheikh Anta Diop, 1982, 78 p. (Mémoire de maîtrise)
6. Horst Sasse: Die asiatisch-afrikanischen Staaten auf der Bandung-Konferenz, Frankfurt am Main 1958.
7. Volker Matthies: Die Blockfreien: Ursprünge · Entwicklung · Konzeptionen, Wiesbaden 1985.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

IE: VM5 / VM6;
Codes AfriWi: SAG.SE1; SAG.SE2

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:20