Universität Wien

240056 SE VM5 / VM1 - Herrschaftssysteme und Abhängigkeitsstrukturen in Afrika (2023S)

Kolonialismus, Neokolonialismus, Neoliberalismus und Globalisierung: Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Geplant ist: reguläre vor-Ort Lehre - ohne Platzbeschränkungen

  • Dienstag 07.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 14.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 21.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 28.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 18.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 25.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 02.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 09.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 16.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 23.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 06.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 13.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 20.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 27.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt: Die Durchdringung Afrikas durch europäische Mächte kann ohne Zweifel als Beginn einer neuen historischen Phase des Kontinents betrachtet werden. Sie führte zwar zur Destabilisierung bestehender Gesellschaftsstrukturen, konnte diese dennoch nicht komplett ausradieren. Die aktuelle afrikanische Historiographie bestätigt die Existenz von komplexen präkolonialen Gesellschaften, die dem transatlantischen Sklavenhandel wie auch dem Kolonialismus vorangegangen sind: etwa die großen Kaiserreiche Ghana, Mali, Gao (7. bis 12. Jahrhundert) oder die Königreiche Tekrur, Waalo, Fuuta Tooro.
Der Kolonialismus in Afrika, d.h., die totale europäische Vorherrschaft über den Kontinent hat den natürlichen Entwicklungsgang der Gesellschaften stark beeinträchtigt. Überzeugt von der Überlegenheit der europäischen Zivilisation begannen Franzosen oder Engländer, eigene Kolonialreiche zu errichten. In dieser Hinsicht hat Frankreich, um seine Kolonial- sowie Assimilationspolitik legitimieren zu können, auf die universalen Ideale der Revolution zurückgreifen müssen. Frankreich war die einzige Metropole, die versucht hat, das Konzept der Assimilation in die Tat umzusetzen. Dies führte im Laufe des Kolonisierungsprozesses zu einer intensiven Debatte über zwei Herrschaftsmodelle: Assimilation und/oder Assoziation. Das Assoziationsprinzip fußte auf dem Argument, außereuropäische Völker hätten eigene soziale und kulturelle Werte, die auf jeden Fall anerkannt werden mussten. Assimilation hingegen bedeutete die vollständige Integration in die „grande Nation“, also die unbeschränkte Identifizierung zwischen Kolonialherren und Dominierten. Die Logik der Assimilation bestand also darin, spezifische Zivilisationsmerkmale kolonisierter Völker einfach zu negieren. Diese sollten nämlich durch die Übernahme der metropolitanen Kultur von ihrer „historischen Stagnation“ befreit werden. Dennoch waren Verfechter beider Konzepte sich darüber einig, dass weder Assimilation noch Assoziation ein Hindernis für die französische Vorherrschaft darstellen sollten. Die Briten hatten ebenfalls eine eigene Zivilisierungsdoktrin, die allerdings nicht so intensiv und nüchtern betrieben wurde wie die französische Mission civilisatrice. Der britische Führungsanspruch wurde später dadurch bestätigt, zumal London sich rühmen konnte, das größte Kolonialreich zu besitzen. Zudem haben sich einige prominente europäische Literaten und Philosophen damit befasst, die intellektuelle Unterlegenheit der Afrikaner [es ist auch die Rede von einem kompletten Defizit an jeglicher Intellektualität] zu untermauern. So schrieb Immanuel Kant [in Anlehnung an David Hume], dass Neger nicht in der Lage wären, abstrakt zu denken. Hegel seinerseits wollte in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“ die A-Historizität der Afrikaner feststellen und behauptete, Afrika befände sich an der Türschwelle der Geschichte. Für den Graf Arthur de Gobineau war es wichtig, in seinem „Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen“ (1853-1855), die Überlegenheit der arischen Rasse zu begründen. In seiner Rassenhierarchie stehen die „Schwarzen“ nämlich an der untersten Stufe der Menschheit. Darüber hinaus wird eine gründliche Studie von Kolonialberichten [in Paris, Aix-en-Provence (Frankreich) oder Dakar (Senegal)] zeigen, dass die Beziehungen zwischen Kolonialherren und Kolonisierten stets von einem überaus rassistischen Diskurs geprägt waren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aufgabe der LV ist es, anhand von Archivdokumenten und wissenschaftlichen Texten die ideologische Basis der „Mission civilisatrice“ zu beleuchten bzw. das französische Sendungsbewusstsein [in Zusammenhang mit der europäischen Kolonialexpansion] zu analysieren. Ferner werden Auswirkungen der von der Kolonialadministration konsequent durchgeführten Assimilationspolitik auf die Emanzipationsbewegungen sowie die massive Einflussnahme der kulturellen Werte Frankreichs auf die Grundhaltung afrikanischer Antikolonialisten erläutert. Am Beispiel von historischen Quellen und Werken wird der Versuch unternommen, durch regelmäßige Übungen Themen zu finden, Fragestellungen zu formulieren, eigene Thesen aufzustellen, vorhandene Theorien zu analysieren und deuten, Quellen zu suchen bzw. auswählen, Quellen in Referaten und schriftlichen Arbeiten zu verwenden, Quellen und Thesen zu belegen oder widerlegen, Zitierregeln richtig anzuwenden, historische Zusammenhänge herzustellen etc… Am Ende des Semesters sollten die Kurs-TeilnehmerInnen in der Lage sein, sich der geschichtswissenschaftlichen Techniken selbstständig zu bedienen und somit auch Referate zu halten und schriftliche Arbeiten zu verfassen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

regelmäßige und aktive Teilnahme; Referate halten; Verfassen von kurzen Hausaufgaben bzw. einer schriftlichen Seminararbeit.

Prüfungsstoff

Erfüllung aller festgelegten Teilleistungen.

Literatur

1. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte [Band 12], Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1970 (S. 119-129).
2. Leclerc, Gérard: Anthropologie und Kolonialismus, Carl Hanser Verlag, München 1973.
3. Balibar, Etienne / Wallerstein, Immanuel: Rasse, Klasse, Nation: ambivalente Identitäten, Suhrkamp Verlag, Hamburg/Berlin 1990.
4. Melber, Henning: Der Weißheit letzter Schluß. Rassismus und kolonialer Blick, Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main 1992.
5. Gobineau, Joseph Arthur (Comte de): Essai sur l’inégalité des races humaines, Editions Pierre Belfond, Paris 1967.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

IE: VM1 / VM5;

Letzte Änderung: Di 14.03.2023 12:09