Universität Wien

240089 SE VM5 / VM6 - Der Islam als politischer Faktor in der Geschichte Afrikas (2020S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
SGU

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

WICHTIGE INFORMATION:
Die zur LV angemeldeten Personen halten sich bitte unbedingt via MOODLE auf dem Laufenden, was allfällige Änderungen und Anpassungen bei TERMINEN und Ähnlichem die LV betreffend angeht.

Freitag 06.03. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 13.03. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 20.03. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 27.03. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 03.04. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 24.04. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 08.05. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 15.05. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 22.05. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 29.05. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 05.06. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 12.06. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 19.06. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12
Freitag 26.06. 09:00 - 11:00 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 3 UniCampus Hof 5 2M-O1-12

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Sieht man von den frühen Jahrhunderten islamischer Präsenz an den afrikanischen „Küsten“ – der ostafrikanischen Swahili-Küste und dem west- und zentralsudanischen Sahel – einmal ab, wo sich die politische Rolle des Islam im Umfeld der Fernhandelsinteressen der höfischen Eliten abspielte und darauf begrenzt blieb, begann sich das besonders seit dem 17. Jahrhundert zu ändern. Die stärkere und seither breiter ausstrahlende politische Rolle des Islam stand in mehreren westafrikanischen Räumen in direkter Verbindung mit dem Auftreten umstürzlerischer Bewegungen, die in der Sprache des Dschihad auftraten und militant Reform bzw. Revolution der herrschenden Zustände einforderten. Noch im 19. Jahrhundert sorgten die Dschihads im Hausa-Land (Nordnigeria), in Massina (Mali) und Guinea (bzw. von dort ausgehend) zu großflächigen neuen politischen Reichsstrukturen: das Kalifat von Sokoto, die Diina von Massina und das Reich von all-Hajj Umar; und zahlreiche kleinere Bewegungen führten auch andernorts zur Einrichtung kleinstaatlicher, islamisch dominierter Herrschaftsstrukturen. An der Swahiliküste führte die Zuwanderung von der arabischen Halbinsel im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Oman im weltwirtschaftlichen Handel seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zur Stärkung des Islam als einer politisch einigenden Kategorie in einer von Multiethnizität gezeichneten Situation.
Mit Verlust der Souveränität im Zeitalter der europäischen Kolonialherrschaft verlor der Islam als politisch herrschender Faktor dort, wo er zu einem solchen geworden war, seine Bestimmungsmacht, auch wenn er sich etwa in Nordnigeria im britischen System der indirect rule seinen Platz an den Futtertrögen der (dann kolonial dominierten) Macht zu sichern wusste. Was er nicht verlor, war die Tatsache, dass im Lauf des 19. Jahrhunderts islamische Glaubensformen sehr viel breitere Akzeptanz unter der lokalen Bevölkerung gefunden hatte als jemals zuvor. Unter kolonialen Bedingungen entwickelte der Islam darum auch eine gewisse oppositionelle Qualität, ließ sich die koloniale Fremdmacht doch sehr leicht als christlich charakterisieren. Dennoch wurden auch Auffassungsunterschiede und innere Spannungen zwischen muslimischen Gruppen im selben Zeitraum immer akuter und mehr. Diese Entwicklung fand ihre Fortsetzung – und wurde noch akzentuierter – in nachkolonialer Zeit.
Insbesondere im 21. Jahrhundert zeichnet sich ein Wiederaufflammen dschihadistischer Tendenzen und Aktionen – von Westafrika bis Nordostafrika und Ostafrika – ab, die in mancherlei Hinsicht an Vorgänge des 19. Jahrhunderts erinnern (von denen sie sich freilich fundamental darin unterscheiden, dass die heutigen Bewegungen sehr viel weitreichender und auch überkontinental gut vernetzt sind). Die afrikanischen Dschihadbewegungen sind einerseits lokale Antworten auf lokale Probleme, andererseits aber auch lokale Antworten auf ein globales Problem – nämlich den von den USA erklärten War on Terror, der eine Spirale gewalttätiger Interventionen rund um den Globus ausgelöst hat, an dem sich inzwischen auch zahlreiche andere Akteure beteiligen, im trügerischen Gefühl, damit sowohl ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten als auch wirtschaftliche Interessen zu sichern und einen Beitrag zur globalen Entwicklung zu leisten. Es sind lokale Antworten, die die Dschihadisten geben, gleichwohl sind es welche, die die Vorteile globaler Kommunikation und Vernetzung für sich nutzen, und auf diese Weise ihren Kampf globalisieren.

In dem Seminar wird einerseits ein Einblick in die Geschichte des Islam in Afrika vermittelt, unter besonderer Berücksichtigung seiner politischen Rolle(n) im Wandel der Zeit. Im Zentrum stehen einerseits die Dschihadbewegungen des 19. Jahrhunderts, andererseits jene des 21. Jahrhunderts.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Studierende lesen sich – über die Pflichtliteratur, aber auch durch eigenständige Literaturrecherche – in den Themenkreis ein und erarbeiten sich ein gut abgestecktes und im Rahmen einer Seminararbeit praktikables Thema. Dies wird konzeptuell vorgestellt und mit konstruktiv-kritischer Rückmeldung rückadressiert. Die Ausarbeitung und Verschriftlichung der Seminararbeit soll während des Semesters erfolgen, um allfällig auftretende Schwierigkeiten in Form weiterer Feedbackschleifen auflösen zu können.

Erwartet wird:
- Anwesenheit und engagierte Mitarbeit.
- Lektüre der Pflichtliteratur.
- Konzeptpräsentation (inklusive Handout).
- Konstruktiv-kritische Diskussion eines Fremdkonzepts.
- Schriftliche Abschlussarbeit zu einem Thema aus dem Seminarbereich nach freier Wahl; die Arbeit (ca. 15/20 Seiten) wird während des laufenden Semesters verfasst und spätestens am 5.7.2020 per Email abgegeben. (Eine allfällige Anpassung der Deadline hängt von der weiteren Entwicklung der Umstände ab.)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Erfüllung aller definierten Teilleistungen

Aufgrund der eingetreten besonderen Umstände ist in diesem Semester eine Abmeldung ohne Konsequenzen bis zum 30.4.2020 möglich.

Prüfungsstoff

Literatur

Clarke, Peter B. (1984): West Africa and Islam. A Study of Religious Development from the 8th to the 20th Century. London: Arnold.
Ellis, Stephen/ Ter Haar, Gerrie (2004): Worlds of Power: Religious Thought and Political Practice in Africa. New York: Oxford University Press.
Ellis, Stephen (2016): This Present Darkness: A History of Nigerian Organised Crime. London: Hurst & Company.
Hiskett, Mervyn (1984): The Development of Islam in West Africa. London, New York: Longman.
Hiskett, Mervyn (1994): The Course of Islam in Africa. Edinburgh: Edinburgh University Press.
Levtzion, Nehemia (1994): Islam in West Africa. Religion, Society and Politics to 1800. Hampshire, Vermont: Variorum.
Levtzion, Nehemia / Pouwells, Randall L. (eds., 2000): The History of Islam in Africa. Athens: Ohio University Press/Oxford: James Currey/Cape Town: David Philip.
Loimeier, Roman (2011): Religiöse Gelehrte an der Macht: Die Dschihad-Bewegungen in Westafrika von 1673 – 1903. In: Eckert, Andreas/ Grau, Ingeborg/ Sonderegger, Arno (Hg.): Afrika 1500-1900: Geschichte und Gesellschaft. Wien: Promedia, 136-153.
Loimeier, Roman (2010): Muslime in Afrika im 20. Jahrhundert. In: Sonderegger, Arno/ Grau, Ingeborg/ Englert, Birgit (Hg.): Afrika im 20. Jahrhundert: Geschichte und Gesellschaft. Wien: Promedia, 135-153.
Mamdani, Mahmood (2009): Saviors and Survivors: Darfur, Politics, and the War on Terror. New York et al.: Doubleday.
Robinson, David (2004): Muslim Societies in African History. Cambridge et al.: Cambridge University Press.
Sonderegger, Arno (2019, im Erscheinen): Das Massina-Reich. In: J. Heß & K-H. Lutz (Hg.): Wegweiser zur Geschichte - Westlicher Sahel. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Sonderegger, Arno (2019, im Erscheinen): Der westliche Sahel in vorkolonialen Zeiten. In: J. Heß & K-H. Lutz (Hg.): Wegweiser zur Geschichte - Westlicher Sahel. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Sonderegger, Arno (2010): Zum Mahdi-Glauben im Sudan des 19. Jahrhunderts. In: Stichproben, Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien/ Vienna Journal of African Studies 18: 71-90.
Trimingham, J. Spencer (1978 [1962]): A History of Islam in West Africa. Oxford: Oxford University Press.

u.v.a.m.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

VM5 / VM6, SAG.SE.1 und SAG.SE.2

Letzte Änderung: Mi 21.04.2021 11:26