240517 SE Sozialanthropologie des Wassers (P4) (2022S)

Wasser durchdringt in seinen vielfältigen Formen und Bezügen alle Bereiche menschlichen Lebens. Dies betrifft unsere körperlich-leibliche Existenz (etwa in Zusammenhang mit physiologischen Prozessen und Nahrung) ebenso wie die mannigfaltigen Alltagspraktiken (etwa des Wäschewaschens, Garten-Gießens, Schifahrens, Trinkens aus Plastikflaschen etc.), Kosmologien (z.B. in Bezug auf humorale Vorstellungen, Wassergottheiten oder Grundwasserkarten) und Sozialitäten mit und rund um Wasser (z.B. Wasserverteilungssysteme im Reisanbau, Wasserrechte oder Kurbäder). Nicht zuletzt spielt Wasser eine zentrale Rolle in der Konstitution und Wahrnehmung unserer Umwelten und Ökonomien, etwa in Zusammenhang mit Wüsten, dem jahreszeitlichen Wechsel von Regen- und Trockenzeiten, Bewässerungsprojekten, Abwasserkanälen, Küstenfischfang, Wasserstraßen, der drohenden Austrocknung von Seen, dem Steigen des Meeresspiegels, und Katastrophen wie Sturzfluten, Dürren und Taifunen, etc.. Die sich herausbildende Sozialanthropologie des Wassers nimmt solche und andere Aspekte des Zusammenhangs von Wasser und menschlichem Leben in den Blick und fragt nach den betreffenden mannigfaltigen soziokulturellen Bedeutungen, Praktiken, Infrastrukturen und Organisationsformen auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene.
In diesem Seminar setzen wir uns in einem ersten Schritt mit den empirischen Befunden und analytischen Erkenntnissen auseinander, wie sie in der Sozialanthropologie des Wassers aktuell diskutiert werden. Auf Basis von entsprechenden Schlüsseltexten und exemplarischen empirischen Studien erarbeiten wir in einem zweiten Schritt kleinere empirische Forschungsprojekte, die die Studierenden individuell oder in Kleingruppen in und rund um Wien umsetzen. Hierfür können auch die Daten und Vorarbeiten genutzt werden, die im Rahmen des Feldpraktikums "Waterworlds" im WS 2021/22 erhoben wurden.