070378 VO "Moderne" Körper (2005W)

Die Geschichte der Körper in der Moderne hat zumindest zwei Aspekte: die "Disziplinierung" der Körper (durch Institutionen wie Schule, Sport und Militär, aber auch z. B. durch medial verbreitete Körperbilder) und die Explosion der Wissenschaften vom Körper. Beide Aspekte sind nicht unabhängig von einander zu denken, ihre Verschränkungen und Interdependenzen bilden wichtige soziale Machtstrukturen. Wie wichtig der Körper für die Ausbildung moderner Macht ist, verdeutlicht der Hinweis auf die Tatsache, dass die Bevölkerung der Nationalstaaten als "Volkskörper", der der Kontrolle, der Fürsorge, der Disziplinierung, der Reinhaltung etc. zu unterwerfen ist, angesprochen wird. Um die Perspektive aber nicht einseitig auf die Strukturen sozialer Macht zu legen, sondern die historischen Subjekte in den Blick zu bekommen, wird auch der Frage nachgegangen, wie Individuen ihre Optionen und Haltungen unter diesen Voraussetzungen konstruieren, welche Körperbilder sie entwickeln, wie diese Bilder ihre Aktivitäten prägen und umgekehrt. Die Studierenden sollen einen am Stand der Forschung orientierten Überblick über Zugänge zum und Themen im Bereich Körpergeschichte bekommen sowie die wesentlichsten wissenschaftlichen Kontroversen kennenlernen. Die Lehrveranstaltung, die Teil einer Vorlesungsreihe ist, die im Studienjahr 2005/06 gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Karl Brunner, Univ. Prof. Dr. Andrea Griesebner und Univ. Prof. Dr. Edith Specht angeboten wird, soll aber auch die Möglichkeit zur Diskussion bieten, um auszuloten, welche Möglichkeiten die verschiedenen Zugänge zum Thema eröffnen bzw. welche sie ausschließen.