117581 SE Die Seele auf dem Weg zu Gott (2005S)

Zu den klassischen Bildern, die den geistlichen Lebensweg beschreiben, gehört der Aufstieg der Seele zur Vereinigung mit Gott. Im Bild vom Gang auf den Berg werden in besonderer Weise die Weg- und Bergmotive der Heiligen Schrift (Zug Israels durch die Wüste, Verschleppung ins Exil, der Weg Jesu; der Berg Sinai, Elija am Horeb, Bergpredigt, Verklärung Jesu ¿) mit den Grundzügen neuplatonischen Stufendenkens in eine Synthese gebracht.
Gregor von Nyssa (¿ nach 394) legt in seiner Schrift "Der Weg des Mose" das Buch Exodus im Stil der Haggada aus. Im zweiten Teil wird Mose zum Symbol der Seele in deren mystischem Aufstieg. Thomas Merton (¿1968) hat im Auftrag seines Abtes seinen eigenen geistlichen Lebensweg in der Autobiographie "Der Berg der sieben Stufen" beschrieben. Diesen beiden und vielen anderen ähnlichen Texten (etwa von Evagrius Ponticus, Bonaventura, Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz ¿) ist es eigen, dass sie den Leser auf die geistliche Reise mitnehmen wollen.
Bei der Lektüre werden neben den Anregungen und Chancen auch Anfragen zu bedenken sein: Ist ein Fortschritt im christlichen Leben möglich? Welche Kraft treibt ein solches Weiterkommen an? Wie verhalten sich die eigenen Bemühungen und das Wirken der Gnade zueinander? Wie gehen die Autoren mit den verschiedenen Schriftzeugnissen um?
Eine wohlwollend kritische Betrachtung dieser verschiedenen Ausdrucksformen liefert einen wertvollen Beitrag zu einer verantworteten spirituellen Theologie heute.