Universität Wien

180075 VO-L Working Automats (2021W)

Towards a historic-materialistic theoy of technology - Lecture with reading

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
MIXED

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Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Tuesday 12.10. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 19.10. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 09.11. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 16.11. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 23.11. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 30.11. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 07.12. 18:30 - 20:00 BIG-Hörsaal Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 1 Hof 1
Hybride Lehre
Tuesday 14.12. 18:30 - 20:00 Digital
Tuesday 11.01. 18:30 - 20:00 Digital
Tuesday 18.01. 18:30 - 20:00 Digital

Information

Aims, contents and method of the course

Bei Aristoteles kann man folgendes lesen: "Wenn nämlich jedes Werkzeug auf Geheiß oder mit eigener Voraussicht seine Aufgabe erledigen könnte, wie man es von den (Standbildern) des Daidalos und den Dreifüßen des Hephaistos berichtet, die, wie der Dichter sagt, 'sich von selbst zur Versammlung der Götter einfinden' - wenn so die Weberschiffchen von allein die Webfäden durcheilten und die Schlagplättchen Kithara spielten, dann brauchten die (planenden und beaufsichtigenden) Meister keine Gehilfen und die Herren keine Sklaven." (Politik, I, 4, Übersetzung von Eckart Schütrumpf). Wollte man diesen Satz als eine Art Prophezeiung über kommende Dinge auffassen, dann wäre neben der Erwartung, dass Maschinen menschliche Arbeit leisten werden, dies bemerkenswert, dass sie das als Automaten tun. In Analogie zur Sklaverei von Natur aus, wie sie Aristoteles annahm, und was nicht wenig zur Rechtfertigung der Sklaverei in den europäischen Kolonien beitrug, könnte man eine technische Sklaverei erfinden. Roboter als Sklaven anzusehen ist durchaus geläufig. Man präfiguriert damit allerdings alle Arbeit der Maschinen und die Arbeit mit ihnen in bestimmter Weise. Waren die Automaten der Antike eher theatralischen Zwecken verbunden, was auch noch für die diversen Kunstfiguren des 18. Jahrhunderts gilt, so kamen sie bald als höfisches Spielzeug in Verruf. Dagegen setzten sich automatische Steuerungs- und Regelwerke durch, wie z.B. der Fliehkraftregler der Dampfmaschine von James Watt. Von hier aus lässt sich eine Geschichte solcher Maschinenteile nachzeichnen, die schließlich zur automatischen Steuerung nicht nur von Arbeitsmaschinen führen. Man benutzte am Anfang des 19. Jahrhunderts Lochkarten, die ein Programmieren z.B. von Webstühlen erlaubten. Das bei Aristoteles genannte sich selbst bewegende Weberschiffchen ist in der Lochkartenweberei von Joseph Marie Jacquard seit 1804 realisiert. Lochkarten bleiben bis in die Frühzeit der elektronischen Rechenmaschinen ein bevorzugtes Speichermedium. Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden sie in den sog. Hollerith-Maschinen zur Datenverarbeitung eingesetzt, wie z.B. in der österreichischen Volkszählung von 1890. Seit man in der elektrischen Telegraphie Stromimpulse benutzt, um Signale über weite Strecken zu übertragen, die sowohl Informationen, wie Steuerungssignale sein können, hat sich ein technischer Verbund aus informationsverarbeitenden und steuernden elektronischen Geräten entwickelt, der aus dem engeren Bereich der Produktion in den des Alltagslebens eingedrungen ist. Verbunden damit ist die wachsende Angst vor einer weitgehenden Überwachung. Überwachung, verstanden in einem weiten Sinn, ist ein wesentliches Element im Verhältnis zu automatischen Abläufen geworden. Gleichzeitig erweitert sich der Sektor außerordentlich dequalifizierter Arbeit. Einer Analyse der Steuerungs- und Regelungstechnik müsste sowohl die beaufsichtigende, wie die ausführende Arbeit umfassen, kurzum den technischen Produktionsprozess insgesamt erfassen. Da man sinnvollerweise nicht von der Technik überhaupt sprechen kann, es gibt nur viele Techniken, ist das Beispiel der automatischen Regelung sowohl hinsichtlich der materiellen Varietät (mechanisch, pneumatisch, elektrisch) interessant, sondern auch in Bezug auf den gesellschaftlichen Einsatz, der auf die Aufhebung von Produktions- und Konsumptionssphäre abzielt. Der Konsument wird immer mehr selbst zum Produzenten.
Am Beispiel der Geschichte der neueren Steuerungs- und Regelungstechnik soll versucht werden, die ökonomische Bedeutung sowohl für das Kapital wie für die Arbeitskräfte einzuschätzen. Unter diesem Gesichtspunkt werden die diversen Strategien einer Rationalisierung der industriellen Produktion, einer entsprechenden Managementtechnik und der Zurichtung der lebendigen Arbeit behandelt werden. In der Kybernetik treffen sich viele Stränge, wobei die Philosophie hier eine prominente Rolle spielte.

Assessment and permitted materials

Schriftliche Prüfung im Open Book Modus. Es werden Fragen gestellt, die sich hauptsächlich auf die prüfungsrelevante Literatur beziehen.

Minimum requirements and assessment criteria

Mindestanforderung ist die nachweisbare Kenntnis der als prüfungsrelevante Literatur angegebenen Texte, d.h. in der Beantwortung der Prüfungsfragen muss erkennbar sein, dass die Texte gelesen und im Wesentlichen verstanden wurden. Entsprechend der Raffinesse der Beantwortung ergibt sich die Benotung. 20% richtige Antworten sind die Untergrenze für eine positive Beurteilung. Bei 20-39% richtigen Antworten ist die Note 4, bei 40-59% 3, bei 60-79% 2 und schließlich bei 80-99% 1.

Examination topics

Zu jeder LV-Einheit wird mindestens ein Text (Aufsatz oder Buchkapitel) angegeben und gegebenenfalls auf Moodle direkt oder mittels Link bereitgestellt werden. Sie werden in der VO auch besprochen werden. Diese Texte sind prüfungsrelevant.

Reading list

Agar, Jon: The Government Machine. A Revolutionary History of the Computer, Cambridge, Mass.: MIT Press 2003.

Beniger, James R.: The Control Revolution. Technological and Economic Origins of the Information Society, Cambridge, Mass.: Harvard UP 1986.

Bennett, Stuart: A history of control engineering, 1800-1930, London: Peregrinus 1979.

Bennett, Stuart: A history of control engineering, 1930-1955, London: Peregrinus 1993.

Bologna, Sergio, Ciafaloni, Francesco, Bolzani, Paolo: Techniker als Produzenten und als Produkt, Berlin: Merve 1972

Brandstetter, Thomas, Hübel, Thomas, Tantner, Anton (Hg.): Vor Google. Eine Mediengeschichte der Suchmaschine im analogen Zeitalter, Bielefeld: transcript 2012.

Dina, Angelo: Techniker, Macht und Klassenkampf, Berlin: Merve 1972.

Dupuy, Jean-Pierre: The Mechanization of the Mind. On the Origins of Cognitive Science. Translated by M.B. DeBevoise, Princeton UP 2000.

Feenberg, Andrew: Critical Theory of Technology, Oxford UP 1991.

Feldenkirchen, Wilfried: Siemens 1918-1945, München: Piper 1995.

Fichtner, Norbert: Informationsspeicherung. Technik, Theorie, Weltanschauung, Berlin: Akademie 1977.

Horwitz, Hugo Theodor: Das Relais-Prinzip. Schriften zur Technikgeschichte. Herausgegeben von Thomas Brandstetter und Ulrich Troitzsch, Wien: Löcker 2008.

Mayr, Otto: Uhrwerk und Waage. Autorität, Freiheit und technische Systeme in der frühen Neuzeit. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese, München: Beck 1987.

Mindell, David A.: Between Human and Machine. Feedback, Control, and Computing before Cybernetics, Baltimore and London: Johns Hopkins UP 2002.

Pircher, Wolfgang: Kinder der Telegraphie. Eine nachrichtentechnische Genealogie des Computers, in: Brigitte Felderer (Hg.): Wunschmaschine Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert, Wien/New York: Springer 1996, 272-285.

Pollock, Friedrich: Automation. Materialien zur Beurteilung der ökonomischen und sozialen Folgen, Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt 1964.

Schneider, Birgit: Textiles Prozessieren. Eine Mediengeschichte der Lochkartenweberei, Zürich-Berlin: diaphanes 2007.

Wiener, Norbert: futurum exactum. Ausgewählte Schriften zur Kybernetik und Kommunikationstheorie. Herausgegeben von Bernhard Dotzler, Wien, New York: Springer 2002 [Die Zukunft der Automaten (1953) 205-216]

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Last modified: Fr 12.05.2023 00:18