Universität Wien

210157 UE BAK17b.1 Political Science in practice (2018W)

Doing Research in a Political Archive. Ghosts and Myths of Red Vienna

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Continuous assessment of course work

A registration via u:space during the registration phase is required. Late registrations are NOT possible.
Students who miss the first lesson without prior notification will lose their seat in the course.

Follow the principles of good scientific practice.

The course instructor may invite students to an oral exam about the student’s written contributions in the course. Plagiarized contributions have the consequence that the course won’t be graded (instead the course will be marked with an ‘X’ in the transcript of records).

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 50 participants
Language: German

Lecturers

Classes

Immer Freitag ab dem 12.10.208 um 14.00 Uhr im Archiv : Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Rechte Wienzeile 97,
1050 Wien


Information

Aims, contents and method of the course

Die Lehrveranstaltung stellt die Forschungsarbeit in einem politischen Archiv als Praxisbereich der Politikwissenschaft vor und schult die Studierenden im Umgang mit zeithistorischen Quellen. Die Übung wird im historischen Vorwärtshaus abgehalten. Dieses Gebäude diente ab 1910 als Sitz der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), ihrer wichtigsten Teilorganisationen und als Druckerei der Arbeiter-Zeitung. Der heute dort angesiedelte Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) ist ein politisches Archiv, Bibliothek und Forschungsinstitut, spezialisiert auf die Sammlung österreichischer und internationaler Sozialistica. In den Archivbeständen des VGA ist die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie gespeichert – darunter u.a. Parteiakten und die Nachlässe zahlreicher PolitikerInnen. Die Spezialbibliothek umfasst mehr als 75.000 Monographien und Periodika, das ehemalige Fotoarchiv der AZ ist mit seinen 600.000 Fotos eine wichtige Bildquelle zeithistorischen Forschens.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Lehrveranstaltung liegt auf einer kritischen Beschäftigung mit den „spukenden“ Hinterlassenschaften des Roten Wiens und ihrer Relevanz für die Gegenwart. Diese Auseinandersetzung mit dem Roten Wien der 1920er und frühen 1930er Jahre erscheint in vielerlei Hinsicht aktuell, und das internationale Interesse an „Red Vienna“ scheint Beleg für eine neue Phase der Rezeption zu sein. Das zeigt sich schon am Begriff des Roten Wien selbst, der zunächst als Kampfbegriff vom politischen Gegner (mit-)geprägt wurde und nach dem gewaltsamen Ende der sozialdemokratischen Stadtverwaltung zum Mythos vom verlorenen gesellschaftspolitischen Gegenmodell wurde. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren es die inneren Widersprüche dieses politischen Projekts, die von der Neuen Linken, vor dem Hintergrund ihrer Kritik an der fordistischen Nachkriegsgesellschaft und der zeitgenössischen sozialistischen Stadtverwaltung, betont wurden. In der Gegenwart des neuen Jahrtausends, im Kontext globaler neoliberaler Hegemonie, des politischen Rechtsrucks und prekären Status aktueller emanzipativer Projekte, ist jedoch eine Renaissance des Interesses an den Entwürfen des Roten Wien zu bemerken. Es dient heute als neu zu entdeckendes Modell, das für Strategien städtischer ökonomischer Krisenbewältigung, der Re-Demokratisierung urbanen Raums oder der Frage der Wohnbaupolitik als Vorbild und Vergleichsfolie herangezogen wird.

Das Seminar beginnt mit der gemeinsamen Lektüre aktueller und historischer Texte zum Roten Wien und stellt die Frage, was diese Texte über historische Möglichkeiten, politische Kämpfe, Kontinuitäten und Brüche sowie über (nicht) erfüllte emanzipative Hoffnungen erzählen. Wie geistern diese Konzepte und die mit ihnen verbundenen (ehemaligen) Zukunftsvorstellungen durch die politische Gegenwart? Das Rote Wien wird dabei im weiten Sinne als alternativer Epochenbegriff verstanden, der über das politische Projekt der sozialdemokratischen Stadtverwaltung hinausgeht.

Als Basis dient das "Sourcebook Red Vienna", ein zweisprachiges Buchprojekt, das zentrale Themenfelder und Begriffe zum Roten Wien versammelt und 2019 in den USA und in Österreich erscheinen wird.

Ausgehend von den einführenden Einheiten werden die Studierenden im zweiten Teil des Semesters eigenständige Recherchen zu diesen Themen durchführen, die sowohl als schriftliche Arbeiten als auch als multimediale Projekte möglich sind und sich an Präsentationsformen der Medienarbeit, der politischen (Theorie-)Arbeit, von Artistic Research und musealer Vermittlungsarbeit orientieren.

Assessment and permitted materials

Anwesenheit, Übungsaufgaben und Abschlussarbeit

Minimum requirements and assessment criteria

- Anwesenheitspflicht (max. 2 Fehlstunden)
- aktive Teilnahme an den Diskussionen
- Eigenständiges Arbeiten und Gruppenarbeit (z.B. Lektüre und Bearbeitung der Basistexte, Recherche, Vorbereitung eines ExpertInnengesprächs, Abschlusspräsentation): insg. 50% der Note
- schriftliche Abschlussarbeit bzw. Verwirklichung eines Abschlussprojekts 50% der Note

Die positive Erbringung aller vorgesehenen Teilleistungen erforderlich ist, um eine positive Note zu erhalten.

Examination topics

Reading list

An online Reader (Moodle) will be available

Eve Blau: The Architecture of Red Vienna 1919-1934, Cambridge M.A./London 1999

Helmut Gruber: Red Vienna. Experiment in Working-Class Culture 1919-1934, New York/Oxford u.a. 1991

Anson Rabinbach: The crisis of Austrian socialism: from Red Vienna to civil war, 1927-1934, Chicago 1983

Janek Wasserman: Black Vienna: The Radical Right in the Red City, 1918-1938, Ithaca, NY: 2014

Association in the course directory

Last modified: Tu 09.10.2018 16:28