Universität Wien

010027 SE Was ist der Mensch? Anthropologische Grundmodelle der mittelalterlichen Scholastik (2022S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 1 - Katholische Theologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Vorbesprechung und die ersten zwei Sitzungen finden im SR 7, Hauptgebäude statt. Alle weiteren Sitzungen sind im SR 5, Schenkenstraße.

  • Freitag 04.03. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Freitag 06.05. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Samstag 07.05. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Freitag 20.05. 09:45 - 13:00 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Samstag 21.05. 09:45 - 13:00 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Freitag 10.06. 09:45 - 13:00 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Samstag 11.06. 09:45 - 13:00 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Frage nach dem Menschen, seinem Wesen und seiner Stellung im Gesamtzusammenhang der Wirklichkeit hat die Philosophiegeschichte seit ihren Anfängen begleitet. Die klassische aristotelische Definition des Menschen als „vernunftbegabtes Lebewesen“ (zôon logon echon) wird in der Spätantike durch die biblisch-christliche Bestimmung des Menschen ergänzt und bereichert. Vor dem Hintergrund der beiden Schöpfungsberichte erscheint der Mensch einerseits in seiner Eigenschaft als „Bild Gottes“ (imago Dei) mit einer besonderen Würde ausgestattet, andererseits aber auch als von der Erde genommenes, hinfälliges und erlösungsbedürftiges Wesen. Diese unterschiedlichen Aspekte, die im christlichen Menschenbild zusammenfließen, führen zur Entwicklung verschiedener anthropologischer Grundmodelle. Die Spannweite reicht dabei von ausgesprochen pessimistischen, ganz vom Gedanken der Unvollkommenheit der conditio humana geprägten Denkansätzen bis hin zur aristotelisch-averroistischen Auffassung, dass der Mensch durch philosophische Vernunfttätigkeit bereits im Diesseits glückselig werden und seine höchstmögliche Vollendung erlangen kann. Zwischen diesen beiden Extremen entfalten sich unterschiedliche Formen einer grundsätzlich positiv orientierten Anthropologie, die teils unter biblischen, teils unter aristotelischen Vorzeichen stehen. Von besonderem Interesse ist dabei die in der deutschen Dominikanerschule entwickelte Konzeption des homo divinus, die die averroistische Vorstellung einer bereits im Diesseits zu erreichenden Vergöttlichung des Menschen aufgreift und sie zugleich mit dem christlichen Glauben kompatibel macht.

Das Seminar stellt sich die Aufgabe, anhand der gemeinsamen Lektüre und Diskussion ausgewählter Texte mittelalterlicher Autoren (Lotario dei Segni [Innozenz III.], Albertus Magnus, Boethius von Dacien, Bonaventura, Thomas von Aquin und Meister Eckhart) das spannungsreiche Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Modellen einer philosophischen sowie biblisch-theologischen Anthropologie zu untersuchen. Dabei sollen die Studierenden insbesondere dazu befähigt werden, die Stärken und Schwächen der einzelnen anthropologischen Ansätze zu erkennen und sie mit Blick auf den heutigen philosophisch-theologischen Diskurs weiterzudenken.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mündlicher Anteil: Regelmäßige aktive Beteiligung an den Seminarsitzungen auf der Grundlage der jeweils vorzubereitenden Texte; evtl. Referat über einen der zu behandelnden Autoren

Schriftlicher Anteil: Anfertigung einer Seminararbeit in einer Länge von ca. 15 Seiten inkl. Literaturverzeichnis (wenn ein Referat gehalten wurde) bzw. in einer Länge von ca. 20 Seiten inkl. Literaturverzeichnis (wenn kein Referat gehalten wurde)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzung für eine positive Bewertung sind die regelmäßige aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen, die sorgfältige Vorbereitung der zu besprechenden Primärtexte sowie das Anfertigen einer schriftlichen Seminararbeit (evtl. in Kombination mit einem Referat in einer der Sitzungen).

Bewertungsmaßstab:
Mit Blick auf die Gesamtnote zählt die kontinuierliche mündliche Mitarbeit zu 20%, das Referat zu 30% und die Seminararbeit zu 50%. Wenn kein Referat gehalten wurde, zählt der mündliche Anteil (Diskussionsbeiträge) zu 30% und die Seminararbeit zu 70%.

Prüfungsstoff

Literatur

Die Primärtexte der einzelnen Autoren werden als PDF-Dateien auf Moodle zum Herunterladen bereitgestellt.

Sekundärliteratur:
• Martin Thurner (Hrsg.), Die Einheit der Person. Beiträge zur Anthropologie des Mittelalters. Richard Heinzmann zum 65. Geburtstag, Stuttgart, Kohlhammer, 1998.
• Theo Kobusch, Christliche Philosophie. Die Entdeckung der Subjektivität, Darmstadt 2006.
• Theodor Wolfram Köhler, Homo animal nobilissimum. Konturen des spezifisch Menschlichen in der naturphilosophischen Aristoteleskommentierung des dreizehnten Jahrhunderts (2 Bd.), Leiden 2008/2014.
• Kurt Flasch, Meister Eckhart: Die Geburt der ‚Deutschen Mystik‘ aus dem Geist der arabischen Philosophie, München 2006.
• Loris Sturlese, Homo divinus. Philosophische Projekte in Deutschland zwischen Meister Eckhart und Heinrich Seuse, Stuttgart 2007.
• Ludger Honnefelder (Hg.), Die Einheit des Menschen. Zur Grundfrage der philosophischen Anthropologie, Paderborn, Schöningh, 1994.
• Albert Zimmermann / Andreas Speer (Hrsg.), Mensch und Natur im Mittelalter (Miscellanea Mediaevalia 21.1/21.2), Berlin 1991/1992.
• Jan A. Aertsen / Andreas Speer (Hrsg.), Individuum und Individualität im Mittelalter (Miscellanea Mediaevalia 24), Berlin 1996.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

für 011 (15W) FTH 17 oder FTH 26, 198 418 BA UF RK 16, 199 518 MA UF RK 02 oder RK 05, 033 195 (17W) BRP 18krp, BRP 12ktb oder 18ktb, BRP 11rwb

Letzte Änderung: Mo 07.02.2022 19:27