010038 DS Michel Foucault: antike und christliche Selbstpraktiken und ihre Bedeutung für die Moderne (2012S)

Seit dem 1960er Jahren wurde Michel Foucault zumeist als radikaler Kritiker des neuzeitlichen Subjektdenkens wahrgenommen (Stichwort: "Tod des Subjekts"). In der Spätphase seines Denkens hat sich Foucault jedoch in konstruktiver Weise mit der Problematik des Subjekts auseinandergesetzt. Sowohl in der Trilogie "Sexualität und Wahrheit" als auch in den Vorlesungen der 1980er Jahre versucht Foucault vor allem durch Studien zur antiken Philosophie und des frühen Christentums unterschiedliche Subjektkonzeptionen freizulegen und deren Bedeutung für die Gegenwart auszuloten. Ausgehend von der sokratischen "Selbstsorge" werden die Selbstpraktiken der hellenistisch-römischen Philosophie untersucht, die nach Foucault auf eine "Ästhetik der Existenz" verweisen. Den christlichen Selbstpraktiken hingegen liegt nach Foucault ein extremes Herrschaftsmodell zugrunde, das auf eine umfassende Kontrolle der Seelen ("Pastoralmacht") abzielt und sich in der Moderne in den säkularen Disziplinarinstitutionen fortsetzt.