Universität Wien

010061 VO "Mörder des Herrn" (Gregor von Nyssa) und "Volk des Bundes" (Johannes Paul II.) (2014S)

Christliche Lehre zwischen Judenhass und Umkehr

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 1 - Katholische Theologie

Termine: 05.03.2014 09.45-12.45 Uhr (gemeinsam mit Prof. Klaus Davidovicz und Armin Lange), 12.05., 14.05., 19.05., 21.05., 26.05., 28.05., 02.06.2014 jeweils 08.00-09.30 Uhr sowie 11.06. und 18.06.2014 jeweils 09.45-12.45 Uhr. Ort: Hörsaal 1 Judaistik UniCampus Hof 7 2L-EG-25, Eingang 3.

Die Vorlesung gehört thematisch mit den Vorlesungen von Klaus Davidowicz und Armin Lange (Inst. f. Judaistik) über die "Geschichte des Antisemitismus von den Anfängen bis zur Gegenwart" zusammen und behandelt das Verhältnis des Christentums zum Judentum von theologischer Seite aus. Dabei werden die Geschichte dieses Verhältnisses und die entscheidende Vorgaben und Aussagen entfaltet, die von kirchlicher Seite aus gesetzt worden sind.

Details


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Vorlesung gehört thematisch mit den Vorlesungen von Klaus Davidowicz und Armin Lange über die "Geschichte des Antisemitismus von den Anfängen bis zur Gegenwart" zusammen und behandelt das Verhältnis des Christentums zum Judentum von theologischer Seite aus. Dabei werden die Geschichte dieses Verhältnisses und die entscheidende Vorgaben und Aussagen, die von kirchlicher Seite aus gesetzt worden sind, anhand folgender Leitfragen entfaltet:
Wie wurde und wird christlich das Judentum wahrgenommen?
Welche Bedeutung hatte das Judentum für das Christentum in der jeweiligen Epoche?
Wie hat die jeweilige Stellung zum Judentum kirchliche und theologische Lehraussagen beeinflusst?
Welche Auswirkungen hatten diese auf die Verkündigung in den Gemeinden und auf die kirchliche Kunst?
Diese Fragen werden an entscheidenden geschichtlichen Etappen der Lehrentwicklung des Christentums aufgenommen. Vor allem acht Etappen sind es, die angesprochen werden:
- Frühchristliche Apologetik
- Formative Zeit der Christuslehre im 4. und 5. Jahrhundert (Nizäa und Arius; Ephesos, Chalzedon und Nestorius)
- Beschluss des Ersten Kreuzzugs und antijüdische Aufhetzung
- Eucharistielehre und Judenkennzeichnung im 13. Jahrhundert (4. Laterankonzil)
- Reformation, enttäuschte Bemühung um die Juden und deren Entladung in antisemitischen Reden
- Antimodernismuskrise
- Zeit des Nationalsozialismus: Ergebung (Michael Schmaus, Carl Schmitt), Widerstand (Dietrich Bonhoeffer) und theologische Unentschlossenheit
- Nach 1960: Umkehr, Anerkennung Israels, „Theologie nach Auschwitz“ und neue Betonung des unterscheidend Christlichen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mündliche Prüfung (ab dem Ende des Semesters bis zum Ende des Sommersemesters 2015)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Einsicht in wichtige Entwicklungslinien christlichen Antijudaismus
- Verstehen der Zusammenhänge von christlicher Lehrentwicklung und Abgrenzung gegen das Judentum
- Erkenntnis des Zusammenhangs von Lehrbildung und politischer Praxis
- Verstehen wichtige christlicher Motive, die die Shoa mitermöglicht haben
- Einsicht in die Bedeutung der Umkehr nach 1945 und in die Notwendigkeit einer christlichen Grundausrichtung, die einerseits das Herkommen und bleibende Verbundensein des Christentums mit jüdischen Traditionen fundamental-theologisch und -praktisch verwirklicht und andererseits die auch nachchristlich absolute Legitimität des Judentums anerkennt und verteidigt.
- Klarheit darüber, dass die Begründungslage zwischen Christentum und Judentum asymmetrisch ist: Das Christentum hat ohne das Judentum keine Grundlage, das Judentum braucht für seine Selbstbegründung das Christentum nicht.

Prüfungsstoff

Vortrag, Diskussionen, Bereitstellung von Zusammenfassungen der jeweiligen LV-Einheiten auf MOODLE

Literatur

Literartur für berufstätige Studierende:

Brennecke Hans Christof, Art. Nicäa, Ökumenische Synoden. I. Ökumenische Synode von 325, in: TRE 24, 429-441.

Thomas Freyer, Vergessener Monotheismus. Zur gegenwärtigen Trinitätstheologie, in: Jahrbuch Politische Theologie, Bd. 4, Münster 2003, 93-106.

Grabner-Haider Anton / Strasser Peter, Hitlers mythische Religion. Theologische Denklinien und NS- Ideologie, Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2007.

Hahn Frank, Das Unbegründetet nicht vergessen. Gedanken zum Antisemitismus gestern und heute, in: FrRu N.F. 20 (2013) 264-272.

Hartmann Stefan, Tödlicher Antinomismus, in: FrRu N.F. 18 (2011) 111-118.

Hauschild Wolf-Dieter, Art. Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis, in: TRE 7, 444-456.

Vermes Geza, Christian Beginnings. From Nazareth to Nicaea, New Haven-London 2012, 177-199 und 223-244.

Henrix Hans-Hermann, Judentum und Christentum. Gemeinschaft wider Willen. 2. Aufl., Regensburg 2008, 85-109.

Kruijf Theo C. de. u. a., Art Antisemitismus III-VIII, in: TRE 3, 122-168.

Navon Moshe, Jesu Teilnahme am jüdischen Gottesdienst. Ein jüdischer Kommentar, in: FrRu N.F. 17 (2010) 162-170.

Wickham Lionel R., Art. Chalkedon, ökumenische Synode (451), in: TRE 7, 668- 675.

Wohlmuth Josef (Hg.), Dekrete der ökumenischen Konzilien. Band 2: Konzilien des Mittelalters. Vom Ersten Laterankonzil (1123) bis zum Fünften Laterankonzil (1512-1517), Paderborn 2000, 227-223 (Einleitung und Can. 1-3); 237-239 (Can. 8); 244f (Can. 20-21); 264-271 (Can 63-[71]).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

LV für Wahlmodul I oder II bzw. W10 für 011 (11W, 08W), (freies) Wahlfach für 011 (02W) und 020

Letzte Änderung: Mi 19.08.2020 07:54