Universität Wien

010092 SE Metamorphosen des Mythos (2022W)

Mythische Motive in Märchen, Folklore und Populärkultur

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 1 - Katholische Theologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

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Details

max. 15 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 05.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 12.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 19.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 09.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 16.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 23.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 30.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 07.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 14.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 11.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 18.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG
  • Mittwoch 25.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 1 (Kath) Schenkenstraße EG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In einer Notiz aus dem Jahr 1885 hat Friedrich Nietzsche eher nebenbei bemerkt, "daß der Mensch alle "Mythen in Kindergeschichten und Mährchen verwandelt" habe. Wir erleben die Gegenwart mythischer Stoffe allerdings nicht nur in für Kinder und Jugendliche bestimmten Geschichten, und auch außerhalb von Kontexten, in denen wir es direkt erwarten würden, wie etwa Fantasy-Literatur oder Filmen und Fernsehserien, die sich direkt auf mythische Stoffe beziehen.
Die Gegenwart des Mythos erklärt sich einesteils daraus, dass die griechischen Mythen in der europäischen Literatur und Kunst lange Zeit zu den wichtigsten Stofflieferanten gehört hatten. In den frühen Interpretationen (seit Fontenelle) wurden Mythen meist als Produkte eines frühen Stadiums der Entwicklung des menschlichen Geistes erklärt, zumeist auch als eine überwundene Stufe. Als eigenständige Symbolisierungsleistung des menschlichen Geistes wurde mythisches Denken aber schon bei Gianbattista Vico angesehen, im 20. Jhdt. vor allem im Zusammenhang der Unterscheidung von "diskursiver" und "präsentativer" Symbolik (Ernst Cassirer, Susanne K. Langer, Clifford Geertz) positiv gewürdigt, tiefenpsychologisch wurde die Funktion mythischer Figuren für den Reifungsprozess der menschlichen Person bei Carl Gustav Jung interpretiert. Strukturelle Untersuchungen (Vladimir Propp, Claude Levi-Strauss, Joseph Campbell) legen eine "Grundgrammatik" des menschlichen Geistes nahe, die sich in mythischen Erzählungen ausdrückt. Machen sich Hollywood-Drehbuchautoren einerseits die Erkenntnisse von Campbell zu eigen, ist dieser Sachverhalt von Walter Burkert andererseits in Richtung auf biologische Grunderfahrungen und Lösungsstrategien interpretiert worden, die grundlegende Strukturen mythischer Erzählungen vorgeben, welche in den Plots gegenwärtiger literarischer und filmischer Narrative wiederzufinden sind ("Die abenteuerliche Reise", "Die Mädchentragödie"). In der Semiotik (v.a. bei Roland Barthes, in Anschluß an Hjelmslev) ist das Mythische als eine Form sekundärer Konnotation analysiert worden.
In der Lehrveranstaltung werden anhand von Analysen konkreter Texte aus dem Fundus der antiken Mythologie, vergleichbarer Erzählungen aus anderen kulturellen Kontexten, Märchen verschiedener Völker und an ausgewählten Beispielen aus der Gegenwart (Literatur, Film, Fantasy-Welten, Computerspiele) solche inhaltlichen und strukturellen Parallelen gesucht. Auf diesem Hintergrund werden neuere Mythentheorien diskutiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit, aktive Mitarbeit 20%
Impulsreferate, Protokolle 20%
Zusammenfassungen zu einzelnen Abschnitten 30%
Abschlussarbeit 30%

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Kenntnis hauptsächlicher Theorien zum Fortleben mythischer Stoffe und Strukturen in Märchen, Folklore und Populärkultur. Erlernen von Techniken strukturaler und inhaltsvergleichender Textanalyse.

Prüfungsstoff

Ursprünglich geplant: Einführungsteil durch Lehrveranstaltungsleiter; Impulsreferate, gemeinsame Lektüre ausgewählter Texte, Textinterpretation mit semiotischen, strukturalen und hermeneutischen Methoden. Verfassen von kurzen Papers zu einzelnen Abschnitten, aus denen am Schluss eine Seminararbeit ensteht (mit dem Ziel, einen Gesamtüberblick über das behandelte Gebiet zu gewinnen).

Literatur

Einführend:

Walter Burkert, Kulte des Altertums. Biologische Grundlagen der Religion. München 1998.
Fritz Graf, Griechische Mythologie. Eine Einführung. Mannheim (3) 2012.
Hans Gerald Hödl, Mythos. In: Johann Figl (Hrsg.), Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen. Innsbruck 2003, 570-587.
Elke Mader, Anthropologie der Mythen. Wien 2008.
Vladimir Propp, Morphologie des Märchens. Frankfurt a. M. 1982.
Vladimir Propp, Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens. München-Wien 1987
Almut-Barbara Renger, Zwischen Märchen und Mythos.Die Abenteuer des Odysseus und andere Geschichten von Homer bis Walter Benjamin. Eine gattungstheoretische Studie. Stuttgart 2006.
Literatur zu den einzelnen Seminareinheiten wird am Anfang der Lehrveranstaltung ausgegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

066 800: M4, M9, M16, M20; 033 195 (17W) BRP 05rwb, 14rwb, 17rwb

Letzte Änderung: Mo 23.01.2023 10:49